Kohl des Zorns
wich in blindem Entsetzen zurück. Er wandte sich zur Flucht, verfing sich im Kabel des Fernsehers und riß den Stecker aus der improvisierten Steckdose in der Wand. Die Lichter gingen aus, und der Salon war schlagartig in Dunkelheit getaucht. Jim verlor das Gleichgewicht und schlug der Länge nach hin. Er krachte mit dem Kopf gegen den Cocktailschrank und verlor das Bewußtsein.
John Omally kletterte durch den offenen Niedergang unter Deck. Er umklammerte eine ausgebeulte Reisetasche und spähte in die Dunkelheit. Er betätigte den Lichtschalter. »Verdammt. Jim, bist du da drin?«
Alles war still, mit Ausnahme des leisen Plätscherns von Wasser am Rumpf. Selbst die springenden Lachse hatten sich zur Nachtruhe begeben.
»Jim?«
Keine Antwort. Pooley hatte ganz ohne Zweifel Fersengeld gegeben.
»Dieser Angsthase«, murmelte Omally. »Ich werde ihm ein paar Takte erzählen, wenn ich ihn wiedersehe. Macht das Licht kaputt und läßt Tür und Tor sperrangelweit offen.« Omally stand im Durchgang und stellte die Tasche auf dem Boden vor sich ab. Er brauchte kein Licht für die Durchführung seines Plans. Nur ein einfacher Knopf, um die Fünf-Minuten-Eieruhr in Gang zu setzen, das war alles. Die Arbeit eines Augenblicks.
Omally öffnete den Reißverschluß der Tasche, drückte den Knopf, verschloß die Tasche wieder und erhielt einen gewaltigen Schlag an den Kopf, der ihn rückwärts stolpernd in die Dunkelheit des Salons sandte. »Was zur … Wer …?«
Omally lag fluchend und spuckend in der Dunkelheit. Er nahm einen tiefen Atemzug und bereitete sich darauf vor, kämpfend aufzuspringen. Das fahle Mondlicht, das durch den Niedergang hereinfiel, wurde momentan von einem dunklen Schatten verdeckt, der ihm unter Deck folgte.
»Wer ist da?« verlangte John zu wissen. »Was ist das für ein Spiel?«
Irgend etwas sprang ihn quer durch den Salon an und trat mit Macht nach seinen Schienbeinen. Omally brüllte vor Schmerz und nicht wenig Wut, während er zusammenklappte und sich die Beine hielt. Er fiel in einem würdelosen Haufen auf den noch immer bewußtlosen Jim Pooley.
»Aua, autsch, was ist los?« lallte eine verschlafene Stimme.
»Jim, bist du das?«
»John? Geh weg da!« Es war das zweite Mal an einem einzigen Tag, daß Pooley zu sich gekommen war und ein anderer auf ihm lag. »John, bind’ mich los! Mein Gott, ich bin blind!«
»Halt den Mund, Mann!«
»Was ist denn los? Du sollst von mir runtergehen, sage ich!«
»Pooley, halt’s Maul.« Omally bemühte sich, die Rufe des anderen mit einer Hand zu ersticken, während er mit der anderen hektisch nach seinem Feuerzeug suchte. »Irgend jemand ist hier drin!«
John spürte, wie Pooley erschauerte. Die schreckliche Erinnerung an das, was auch immer er durch das Bullauge gesehen hatte, ernüchterte schlagartig sein benebeltes Gehirn.
»John, da ist irgendein Ding, ein Mons …«
»Du sollst still sein!« Omally zündete sein Zippo an und hielt es in die Höhe.
Pooley bemühte sich nach Kräften, den trüben Blick zu klären. »Du hast eine blutige Nase«, meinte er schließlich.
»Und meine wird nicht die einzige bleiben!« fluchte der tapfere Sohn Irlands. Er wandte sich an seinen unsichtbaren Gegner. »Komm heraus und kämpfe wie ein Mann!« Die kleine Flamme zitterte und flackerte unstetig. Schatten tanzten umher. Omally half seinem Kumpan auf die Beine und zuckte bei dem Schmerz in seinen eigenen zusammen. »Komm raus, du Feigling, und zeig dich!«
Eine plötzliche Bewegung vor den beiden, und etwas sprang sie an. Omally hielt das Zippo hoch und duckte sich, als die schreckliche Gestalt plötzlich vor ihm aufragte. Unnatürlich und fett. Sie hing kopfüber von der Decke herab!
Pooley stand starr vor Entsetzen. Omally stieß ihn aus dem Weg und sprang selbst in Deckung, und das Ding huschte an der Decke entlang wie ein riesiger schwarzer Käfer. Es verschwand durch den offenen Niedergang, und dann verschwand das fahle Mondlicht, als es die Luke mit einem gewaltigen Krachen zuschlug. John sprang in der Dunkelheit auf die Beine und rannte auf den Niedergang zu.
Über ihm wurde der Riegel vorgeschoben. Das Schloß klickte. Sie saßen in der Falle.
Omally hämmerte gegen die Luke. »Laß uns raus!« gellte er. »Laß uns gefälligst raus!«
Pooleys Stimme erklang in der Dunkelheit. »Hör auf, John! Das Ding ist draußen, und wir sind hier drin. Wir sind in Sicherheit, Gott sei dank!«
»In Sicherheit?« Omallys Stimme schwang sich in Höhen,
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