Kohl des Zorns
Angelegenheit.
»Und was ist mit Mrs. King?« erkundigte sich Omally. »Sie hat ganz bestimmt die Polizei gerufen, als sie herausgefunden hat, was aus dieser Wanzenbude geworden ist, die sie Gästepension nennt.«
»Um diese Sache werde ich mich höchstpersönlich kümmern«, sagte der Professor lächelnd. »Ihr beide könnt eure Schulden später bei mir bezahlen, wenn ihr euren Wettschein eingelöst habt.« Pooley griff nach der Whiskykaraffe. »Und erinnert mich daran, daß ich in Zukunft auf meine Selbstkosten kommen will, was den Whisky anbelangt. Ich muß eine Preistafel drucken lassen«, sagte der Professor und grinste seine beiden Besucher zuckersüß an.
Kapitel 30
Weitere Tage vergingen, und allmählich näherte sich das Stadion seiner Vollendung. Tief unten veränderte sich die Gemeinde Brentford. Das Licht, das nun darauf fiel, war unnatürlich und tauchte die vertraute Landschaft in eigenartige Farben. Die von der Zeit gerundeten Kanten der alten Gebäude schienen mit einem Mal wieder schärfer, und die Perspektiven wurden deutlicher. Was jedoch noch mehr verblüffte, das war das plötzliche Eintreten der Dunkelheit. Verschwunden waren die langen, verträumten Sommerabende, an denen die Gäste des Fliegenden Schwans ihr Bier in der warmen Nachtluft getrunken hatten. Jetzt wurden die Solarpaneele bei Anbruch der Dunkelheit in den oberen Teil des Stadions eingezogen, und für einen kurzen Augenblick, bevor tiefe Nacht herrschte, war der riesige Schirm des Stadions deutlich am Himmel zu sehen.
Mißmutig brummend, schlugen die Gäste des Fliegenden Schwans ihre Kragen hoch und schlurften zurück in die Behaglichkeit der Salonbar. Der Alte Pete hob einen Finger zu einem Effenberg, und der junge Hund Chips pinkelte trotzig in den Himmel.
Pooley stützte sich auf den Spaten des Professors und wischte sich die Stirn mit einem überdimensionierten roten Gingan-Taschentuch ab. Die letzten Ereignisse hatten ihn gründlich geschafft. Wäre nicht der tröstliche Gedanke an seinen bevorstehenden Reichtum und die Vereinbarung mit dem Professor gewesen, hätte er sich ganz ohne Zweifel für einen unbestimmten Zeitraum in sein Bett zurückgezogen.
Norman arbeitete bis tief in die Nächte an einem Projekt, das er sich selbst ausgedacht hatte; abgesehen von den gelegentlichen Explosionen und/oder vorübergehenden Stromausfällen in der Nachbarschaft, hatte niemand Grund, sich zu beschweren, und so ließ man den Eckladenbesitzer ungestört.
Jennifer Naylor erhielt inzwischen täglich neue Instruktionen, die sie befolgte, so gut sie konnte. Ihre Neugier betreffend die Identität des geheimnisvollen Sponsors wurde mit jedem Tag größer und wuchs nach und nach zu einer richtiggehenden Besessenheit heran.
Omally saß vor seiner Schrebergartenhütte. Die Schrebergartenkolonie lag am Rand der Gemeinde und kam deswegen weiterhin in den Genuß einer natürlichen Sonne und einer sanft leuchtenden Abenddämmerung. So kam es, daß vor allen anderen Hütten ebenfalls Brentforder Bürger saßen, Pfeife schmauchten und selbstgebrautes Bräu tranken. Das war ein malerischer Anblick, der sich dort den sanften Hang vom Rand der Gemeinde bis hin zur Themse zog!
Omally kratzte mit seinem Setzholz im Staub und sann über sein Schicksal nach. Er hatte seinen ganz beträchtlichen Intellekt bis zu den Grenzen strapaziert, in dem Versuch, dem rätselhaften Organisator der Olympischen Spiele auf die Spur zu kommen, der möglicherweise, möglicherweise aber auch nicht, hinter dem Mordanschlag auf John und Jim steckte, und er hatte wenig bis gar nichts herausgefunden. Er hatte die Beamten der Stadtverwaltung so lange beschwatzt, bis sie ihn das Einwohnermelderegister hatten durchforsten lassen. Er hatte das Grundbuch konsultiert, um herauszufinden, wer der Käufer der fünf ehemals städtischen olympischen Grundstücke war. Und er war immer wieder auf die gleiche dämliche Antwort gestoßen: Die Käufer waren Strohleute, die das Land im Auftrag eines unbekannten Dritten erworben hatten, und sie waren mehr als fürstlich für ihre Zeit und Mühe entlohnt worden. Mit einer Raffinesse, die ihn selbst überraschte und die er bisher nicht bei sich vermutet hatte, war es ihm gelungen, den Namen des Dritten aus den Käufern herauszulocken. Es war stets der gleiche: die KALETON-ORGANISATION.
Er hatte die Lösung vor Augen gesehen und war zur Handelskammer gerannt — ohne Ergebnis. Die KALETON-ORGANISATION war nicht registriert. Sie war weder
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