Kohl des Zorns
Gedränge vor dem Gartentor des Professors und von dort in den magischen Garten. »Lebt er noch?« erkundigte sich der große Detektiv.
Der Kopf des Konstablers vollführte eifrig nickende Bewegungen. »Aber nur so gerade, Sir. Konstabler Meek war in dieser Gegend auf Streife, als alles in die Luft flog. Er zerrte den alten Mann aus den Trümmern und gab ihm Mund-zu-Mund-Beatmung. Er war fast tot. Im Augenblick behandeln sie ihn im Krankenwagen, Sir. Sir, er hat ganz schreckliche Erfrierungen!«
»Wo steckt Meek?«
»Auch im Wagen, Sir. Meek hat auch Erfrierungen, Sir, und das mitten im Hochsommer!«
»Schaffen Sie alle raus, und zwar auf der Stelle, Konstabler.«
»Jawohl, Sir.«
Hovis stapfte über den Kiesweg und durch die zerschmetterten Verandafenster, die aus den Angeln gerissen worden waren. »Mein Gott, was ist das für ein schrecklicher Gestank? Liegt hier irgendeine Leiche versteckt oder was?«
»Kann schon sein, Sir. Das Haus ist in einem schrecklichen Zustand.«
Im Arbeitszimmer waren die Jungs von der Spurensicherung zugange. Blitzlichtgewitter zuckten, Fingerabdrücke wurden genommen, wohlbedachte Mutmaßungen angestellt und Kaffee aus Thermoskannen getrunken. Mehrere Konstabler, deren einzige Aufgabe scheinbar darin bestand, jedermann im Weg zu stehen, gingen dieser Aufgabe mit großem Eifer nach. Das Zimmer war verwüstet, die kostbaren Folianten lagen zerfetzt am Boden, die antiken Möbel waren umgestürzt, und unbezahlbare Artefakte vollkommen zerstört.
»Mein Gott!« sagte Hovis. »Und das hat der Professor überlebt?«
»Nur ganz knapp, Sir.«
Hovis drehte sich zu den gaffenden Im-Weg-Stehern um. »Raus!« befahl er. »Verschwinden Sie aus diesem Raum! Wo steckt Meek?«
Der Konstabler legte neues Holz auf das Kaminfeuer, neben dem Jim Pooley in einem Ohrensessel saß. Er war in dicke Lagen von Decken und Tüchern gehüllt und ganz blau im Gesicht, und er blickte sehr bitter drein.
»Hier, Sir!« meldete sich Meek zur Stelle.
Hovis funkelte den knienden Konstabler an. »Das hier ist eine Sauerei allerersten Grades, Konstabler!« brüllte er los. »Was verdammt haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?«
»Sir?«
»Meek, ich hatte angeordnet, dieses Haus rund um die Uhr zu bewachen! Wo haben Sie gesteckt, als das hier geschehen ist?«
»Direkt hier, Sir.«
»Was? Was ist passiert? Wer ist für diese Schweinerei verantwortlich?«
»Nun, Sir …« Der Konstabler senkte den Kopf. »Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, Sir. Da war diese Limousine …«
»Eine Limousine, sagen Sie?«
»Ein langer schwarzer Wagen. Ich habe noch nie einen Wagen wie diesen gesehen, Sir.«
Ein lautes, klagendes Stöhnen erklang aus dem Mund des in Decken gehüllten Mannes am Kamin.
»Ah«, sagte Hovis und hob eine nachdenkliche Augenbraue. »Und was haben wir hier?«
»Der Bursche war ein Stockwerk hoher im Badezimmer, Sir. Eingefroren in einen Eisblock. Die Feuerwehrleute mußten ihn mit der Axt befreien.« Meek unterdrückte ein Kichern. »Sie hätten hören sollen, wie er geheult und getobt hat.«
Jim starrte den jungen Konstabler mordlüstern an, und Inspektor Hovis starrte Jim an. »Mister Pooley, wenn ich mich nicht irre?«
Jim drängte sich dichter an das Feuer und klapperte weltmeisterlich mit den Zähnen. »James Arbuthnot Pooley. Geboren am 27. Juli 1949 in der Parsons Green Entbindungsklinik. Keine Vorstrafen.«
»Keine Vorstrafen, eh?« erkundigte sich der berühmte Inspektor. »Und welche Rolle haben Sie bei dieser Geschichte gespielt?«
»Die des unschuldig Hineingezogenen, überrascht von einem kosmischen Kreuzfeuer«, erklärte Jim. »In der einen Minute saß ich noch in meiner warmen Badewanne, und in der nächsten — Peng! war ich ein verdammtes Fischstäbchen.«
»Ich schätze, wir bringen Sie möglichst rasch in unser hübsches warmes Verhörzimmer, bevor Ihnen noch weitere Mißgeschicke widerfahren«, sagte der Inspektor.
»Nicht nötig, danke sehr«, entgegnete Jim. »Mir geht es großartig.«
»Meek, seien Sie so gut und bringen Sie Mister Pooley hier aufs Revier, ja? Ich möchte mich nachher mit Ihnen beiden unterhalten.«
»Das können Sie nicht mit mir machen!« beschwerte sich Jim. »Ich habe nichts getan! Das ist ein verdammtes Komplott, das Sie gegen mich schmieden! Es gibt keine Gerechtigkeit mehr auf der Welt!«
Konstabler Meek packte Jim kräftig am Ellbogen.
»Das ist Willkür! Ich bin unschuldig«, kreischte der gepackte Unschuldige. »Ich werde
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