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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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nicht
deine Tabletten nehmen, Mutter?« Lenas Stimme klang resigniert.
    »So ein schöner
Tag heute! Die Sonne scheint! Wir pflücken Beeren im Garten!«
    »Mutter. Die
Beeren sind noch nicht reif. Es ist Mai. Und wir haben keinen Garten mehr. Vati
hat keine Zeit dafür.«
    »Dann holen wir
die Weidenkätzchen auf Tremonia. Neben dem Bunker. Da haben wir früher immer
die Jungs geküsst. Natürlich war ich da noch nicht verheiratet. Da hätte mich mehr
als einer gern genommen, damals.« Sie kicherte verzückt. »Doch dann kam der
Rabenau. Mutter meinte, Handwerk hat goldenen Boden. Also hab ich ihn
geheiratet.«
    Mich durchzuckte
plötzlich ein Strahl der Erkenntnis. Der Bunker! Hatte Trinkhallen-Trudi den
Bunker auf Tremonia als mögliches Versteck für Manni im Kopf gehabt? Dann
hatten Luschinski und ich den falschen überprüft. Und falls sie ihn gemeint
hatte, war dort bereits nach Manni gesucht worden?
    Wahrscheinlich
sind die Suchtrupps schon von selbst darauf gekommen, beruhigte ich mich.
Schließlich waren sie ortskundig, und das Gelände schien ein beliebter
Treffpunkt zu sein.
    Lena schüttelte so
heftig den Kopf, dass der Pferdeschwanz flog. »Mutter! Setz dich doch bitte mal
hin.«
    »Ist heute
Samstag? Dann heizen wir schon mal den Herd vor! Heute ist Badetag. Ist schon
vier Uhr?«
    »Nein, Mutter.«
    »Wo ist dein
Vater, Lena?«, fragte ich.
    »In der Werkstatt.
Im Hof, er muss arbeiten. In der Woche hat er nicht viel geschafft.«
    »Die Männer haben
ihn heute Morgen erwartet«, sagte ich leise, während Frau Rabenau fröhlich
weiter ihre Geschichten erzählte. »Und wo ist dein Bruder Detlef?«
    Lena zuckte mit
den Schultern. »Er sagte, er wollte mit suchen gehen.«
    »Im Gemeindehaus
war er aber nicht.«
    Lena seufzte.
»Mein Bruder ist ein Flegel.«
    »Zucker! Ich
brauche Zucker!« Frau Rabenau riss den Küchenschrank auf. »Der Teig ist nicht
süß genug!«
    »Mutter! Nimm
deine Tabletten, bitte!«
    Doch Frau Rabenau
lebte in ihrer eigenen Wirklichkeit und handelte nach ihrem eigenen inneren
Drehbuch. Sie erwischte das Päckchen mit dem Salz und streute reichlich davon
in den Teig, ohne die Verwechslung zu bemerken. Anschließend suchte sie in der
Schublade nach einer Eieruhr. Stattdessen zog sie eine Armbanduhr heraus. »Auch
gut!«
    Es handelte sich
dabei um eine Herrenuhr mit einer Manschette aus Metallscharnieren. Frau
Rabenau legte den viel zu großen Zeitmesser um ihr schmales Handgelenk. Dabei
bemerkte ich, dass der Stundenzeiger auf die Fünf wies. Die Uhr tickte nicht,
man hatte vergessen, sie aufzuziehen.
    Sie kam mir
bekannt vor.
    »Geben Sie mir die
Uhr einmal, bitte?«, fragte ich.
    »Nein, das ist
meine! Die brauche ich jetzt!« Frau Rabenau schüttelte so heftig den Kopf, dass
ihre langen Haare flogen.
    »Nur einmal
schauen! Bitte!« Ich griff nach ihrem Handgelenk und drehte das Zifferblatt in
meine Blickrichtung. Erstaunlicherweise hielt sie still.
    Als ich die Uhr
näher in Augenschein nehmen konnte, bemerkte ich, dass beim Minutenzeiger eine
Ecke abgeknickt war. Außerdem zog sich eine tiefe Schramme von der Ziffer elf
zur Ziffer eins. Nun war ich mir sicher, dass ich die Uhr schon einmal gesehen
hatte, auch wenn die Schramme damals nur angedeutet gewesen war. Und mir fiel
auch ein, wo.
    »Darf ich mir die
Uhr kurz ausleihen? Ich bringe Sie Ihnen gleich zurück. Bitte«, redete ich
sanft auf die verwirrte Frau ein. Sie ließ zu, dass ich ihr die Manschette, die
ohnehin nur lose saß, über die Hand zog und die Uhr in meine Linke gleiten ließ.
    Der Hof verriet
Rabenaus Gewerbe. Dachpfannen, von Planen bedeckt, lagerten an einer der
Häuserwände. Eine Kreissäge stand vor der Werkstatt, die, leicht erhöht, über
eine Rampe zu erreichen war. Der verbeulte Transporter hatte schon bessere Tage
gesehen.
    Der Dachdecker saß
an einem Tisch in der Werkstatt, offensichtlich mit der Buchhaltung
beschäftigt. Er erhob sich schwerfällig, als ich den Raum betrat. »Guten Tag,
Fräulein Gerlach.«
    Erstaunt sah er
auf den Gegenstand in meiner Hand. »Die Uhr?« Er besah sich den Zeitmesser.
»Ja, das ist meine. Die vermisse ich seit einigen Wochen. Wo haben Sie die denn
gefunden?«
    »Das wüsste ich
gerne von Ihnen. Wo haben Sie sie liegen lassen?«
    Holzlatten, teils
zerstückelt, lagen auf dem Boden.
    »Ich weiß es
wirklich nicht, Fräulein Pastor.« Ich roch den Männerschweiß, der in der Luft
hing.
    »Kann es sein,
dass Sie die Uhr in Hannings Pfarrhaus vergessen haben?«
    »Bei

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