Kokoschanskys Freitag
zweistelligen Kilobereich geht. Und allein die Chance, dieses JoJo endlich auseinanderzunehmen, wo uns die Albaner seit Jahren ungeniert auf der Nase herumtanzen, wäre es wert sofort mitzumachen.“
„Was hindert dich also daran?“
„Unsere verfluchte Bürokratie. Muss ja jeder zuerst sein Häkchen dazu abgeben, bevor ein Einsatz dieser Größenordnung über die Bühne gehen kann. Jeder mit halbwegs hohem Rang muss sich wichtig machen und seinen Senf dazu beitragen, obwohl die meisten von Tuten und Blasen keine Ahnung haben und nur hinterm Schreibtisch die Strategen und Experten sind. Greter weiß nichts von allem?“
„Nichts davon, was ich inzwischen herausbekommen habe. Scheiß auf Greter.“
„Danke, das wollte ich hören“, grinst Geronimo. „Gib mir zwei Stunden!“
„Hoffentlich ist dann nicht alles bereits zu spät“, stöhnt Kokoschansky.
„ Unter einer Stunde ist es zwecklos. Ich weiß zwar noch nicht, wie ich es angehen soll, aber ich bin dabei. Scheißegal, ob sie mich danach feuern oder nicht. Und du ...“, Geronimo wendet sich an Weiland, der bislang nur zugehört hat und nicht mehr weiß, ob alles noch real oder bereits Film ist, „... dokumentierst alles mit deiner Kamera?“
„Okay.“
„Na, dann werden sich nach der Ausstrahlung wohl einige sehr warm anziehen müssen. Aber Koko, mach jetzt vorerst nichts mehr im Alleingang. Warte auf meinen Anruf. Deine neue Nummer habe ich. Wenn ich mich nicht innerhalb von zwei Stunden melde, musst du selbst dein weiteres Vorgehen entscheiden. Dann bin ich gescheitert.“
„Wobei ich wirklich nicht weiß, was ich in dem Fall tun soll. Was mache ich mit diesen drei Nazitrotteln ohne meine Schwarzen reinzureiten?“
„Da habe ich sofort eine Idee“, lacht Geronimo, „liefere sie einfach bei Greter ab. Setze sie vor seiner Tür ab. Dann ist der beschäftigt und kann nicht dazwischen funken. Du hast mir erzählt, deine Schwarzen haben sie mit verbundenen Augen in diesen Raum gebracht. Genau so bringst du sie wieder weg, im gleichen Kastenwagen. Natürlich werden sie Greter erzählen, dass sie von Schwarzen entführt worden sind, man sie zerhacken, kochen und essen wollte. Diese Geschichte ist so absurd, dass ihnen das nich t e inmal Greter abnehmen wird. Ich würde ihnen auch wieder ihre Medail lons umhängen, damit der Mann etwas zum Grübeln hat, sofern er das nicht schon weiß. Deine Schwarzen halten den Mund und sind aus dem Schnei der. Lena und dein Sohn sind in Sicherheit. Und die drei Deppen machen sich auf jeden Fall zur Lachnummer Österreichs, wenn das publik wird. Beweisen können sie gar nichts, höchstens ihre eigene Organisation ans Messer liefern. Recht haben und Recht bekommen sind zweierlei Paar Schuhe. Ich verschwinde jetzt und klemme mich dahinter.“
„Danke“, nickt Kokoschansky zufrieden, „mehr kann ich nicht sagen.“
Geronimo drückt dem Journalisten kräftig die Hand. „Passt schon, Koko. Ich melde mich. Bau keinen Scheiß, aber das könnte ich ebenso gut dem Türgriff erzählen.“ Er klopft Weiland auf die Schulter. „Sorg für anständige Bilder, damit ich endlich wieder etwas Geiles im Fernsehen sehe.“
***
Zum Glück fiel Kokoschansky noch rechtzeitig ein, dass der Kastenwagen der Schwarzen für den Rücktransport zu verräterisch gewesen wäre. Das hatte Geronimo in der allgemeinen Hektik vergessen. Darum organisierte Koko von einem Autoverleih einen anderen Lieferwagen mit geschlossenem Laderaum, während ihm Weiland mit seinem Auto folgte.
Es geht auf neunzehn Uhr fünfzehn zu. Bald ist die Hälfte von Geronimo s selbst gewählter Frist verstrichen. Gerade fährt Kokoschansky mit dem neu en Kastenwagen über das Katzenkopfpflaster des Minoritenplatzes, direk t zur Einfahrt für die Fahrzeuge des Innenministeriums. Zwar herrscht hier für den Normalverkehr absolutes Fahrverbot, doch das interessiert ihn nicht. Vielmehr legt er Schritttempo ein, damit seine Fracht im Laderaum noch einmal ordentlich durchgerüttelt wird.
Jetzt läuft alles nur mehr streng nach Plan ab. Kokoschansky konzentriert sich voll auf seine Mission, versucht alles Private aus einem Gehirn auszuklinken, ist nur noch wie ein Roboter auf das Wesentliche gepolt.
Er hält an und schlüpft rasch in den Laderaum, während Weiland Schmiere steht.
„So, Freude der Blasmusik, Endstation. Ich löse jetzt eure Fesseln, nehme euch die Augenbinden ab. Dann machen wir gemeinsam einen net ten Besuch. Kommt erst gar nicht auf die
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