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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Idee abzuhauen. Ihr würdet nicht weit kommen, da ich eure Aussagen auf Video habe und die dann sehr schnell im Fernsehen zu sehen wären. Schön brav aussteigen, zusammenbleiben und raus jetzt!“
    Einer nach dem anderen steigt aus. Keinem Passanten fällt auf, was gerade abläuft.
    „ Scheiß-Journalisten“, flucht der Rädelsführer mit hasserfüllten Augen. „Ihr seid schon jetzt tot.“
    „Ist gut“, antwortet Weiland, „ist angekommen. Geh weiter, du Arsch.“
    Es sind nur noch ein paar Schritte bis zum Haupteingang. Kokoschansky atmet tief durch, als er seine Beute im Gebäude hat. Manchmal ist das Glück auf der richtigen Seite, denn wieder versieht der gleiche Beamte seinen Dienst am Empfang, der wahrscheinlich Kokoschansky an Greter verraten hat.
    „Hallo, Judas! Ist dein neuer Häuptling da?“
    „Wie bitte? Ich verbitte mir diesen Ton!“
    „Komm, Judas, blas dich nicht auf. Du weißt, wer ich bin. Hat dir Schrenk wenigstens ein anständiges Informantenhonorar bezahlt?“
    Selbst hinter der getönten Glasscheibe ist sehr gut zu sehen, wie das Gesicht des Beamten die Farbe wechselt.
    „Was ist jetzt? Häuptling da? Ja oder Nein?
    „Wer sind diese Leute?“
    Kokoschansky deutet auf Weiland: „Der ist auch so ein Böser wie ich. Und die drei anderen Figuren sind mir zugelaufen. Herrenlose Neonazis. Ach ja, einer stinkt noch ein bisschen. Keine Ahnung, warum? Habe gar nicht gewusst, dass im Ernstfall Nazis solche Hosenscheißer sein können.“
    „Was?“
    „Nun ruf schon an, ich habe nicht ewig Zeit!“
    Endlich greift der Beamte zum Telefonhörer, spricht hektisch ein paar Worte, die Kokoschansky, trotz aller Anstrengungen, nicht verstehen kann und legt auf. Kaum eine Minute später steigt ein sichtlich aufgebrachter Greter aus dem Lift, passiert die Sicherheitsschleuse und eilt schnurstracks auf die Gruppe zu.
    „Herr Kokoschansky, das wird Sie teuer zu stehen kommen! Sie holen mich aus einer heiklen Besprechung heraus! Sind Sie total übergeschnappt? Was sollen die Leute hier?“
    „Ich habe Ihnen Ihre Abendbeschäftigung mitgebracht. Und das gehört noch dazu.“ Er zieht aus seiner Jacke die vier Medaillons und eine Geld­börse heraus. „Der Ausweis des vierten Mannes steckt in dieser Geldtasche . Er liegt aber derzeit schwer verletzt im Krankenhaus, weil er unter den Opfern des Bombenanschlags war.“
    „Ich kann Sie auf der Stelle festnehmen lassen, Herr Kokoschansky.“
    „Ach, wirklich? Warum? Weil ich meiner Staatsbürgerpflicht nachkomme und Ihnen drei Kriminelle frei Haus liefere, die einiges auf dem Kerbholz haben?“
    Die drei Burschen sind derart perplex, wissen nicht, wie ihnen geschieh t, kapieren überhaupt nicht, was da vor sich geht und machen das Geschei teste in dieser Situation – sie schweigen.
    „ Sie bleiben hier“, bestimmt Greter, „Sie müssen aussagen. Und wer ist dieser Mann?“
    „Mein Leibwächter.“
    „ Hören Sie endlich auf mich für blöd zu verkaufen. Sie reiten sich nur immer tiefer hinein. Wenn ich sage, Sie bleiben, bleiben Sie.“
    „Sonst sehr gerne, aber meine Frau wartet mit dem Essen auf mich. Ach ja, darüber kann ihr Busenfreund Schrenk gerne berichten. Schönen Abe nd noch!“
    Bevor Greter und der diensthabende Beamte, der bereits einen Finger am Alarmknopf hat, reagieren können, sind Kokoschansky und Weiland pfeilschnell aus dem Gebäude. Der Interims-Generaldirektor ist dermaßen ü berrumpelt, dass er nicht weiß, was er zuerst tun soll. In einer Hand hält er die Geldbörse, in der anderen die vier Medaillons, eines davon voll mit eingetrocknetem Blut. Als er einen dieser Anhänger, die wie Erkennungs­ marken von Soldaten aussehen, näher betrachtet, erstarrt er zur Salzsäule. Inzwischen hat der Beamte den Alarm ausgelöst. Einige uniformierte Polizi sten tauchen deshalb eilig im Foyer auf.
    „Was ist passiert, Herr Generaldirektor?“, fragt der Ranghöchste.
    „Nichts, Fehlalarm. Aber die drei nehmen Sie in Gewahrsam und bringen Sie sie in mein Büro.“
    Nachdem Kokoschansky den gemieteten Kastenwagen beim Verleih zurück­ gegeben hat, sitzt er wieder bei Weiland im Auto. Geronimo hat sich noch immer nicht gemeldet.
    „Mann, Alter“, sagt der Kameramann. „Das ist wohl das Schrägste, was i ch in meiner bisherigen Laufbahn erlebt habe. Denkst du, dass man nach uns fahnden wird?“
    „Niemals! Wieso auch? Keiner von uns hat sich etwas zuschulden kommen lassen.“
    „Auch wieder wahr. Aber das muss sich erst mal

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