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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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einer trauen, so ein hohes Tier dermaßen bloßzustellen und anrennen zu lassen. Koko, bleibe n wir kurz da vorne beim Würstelstand stehen, mir hängt der Magen in den Kniekehlen.“
    „Von mir aus.“ Wie er feststellt, hat sich inzwischen auch bei ihm ein mör­derischer Hunger breit gemacht.
    Gierig verschlingen sie ihre Portionen. Weiland ist derart ausgehungert , dass er nochmals auf die Tafel mit den Angeboten blickt und überlegt, was e r als Nächstes essen soll.
    „Jetzt teste ich den Würstelmann“, grinst er und der Schalk sitzt ihm im Nacken. „Gib mir eine Eitrige, dazu einen ordentlich G’schissenen, einen Bugl, ein Krokodil kann auch nicht schaden, ein paar Mottenkugeln und ein Sechzehner Blech.“
    „Verstehe“, antwortet der Wurstverkäufer todernst, „ also eine Käsebratwurst mit viel Senf, je nachdem den Anfang oder das Ende eines Schwarz­ brotes, eine Salzgurke, ein paar Perlzwiebeln und eine Dose Ottakringer Bier. Test bestanden?“
    „Summa cum laude“, lacht Weiland, „eins-zu-null für dich.“
    „Du Komiker“, grinst nun auch der Würstelmann, „ich stamme zwar aus dem Libanon, besitze aber seit fünfzehn Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft.“
    „Perfekte Integration“, sagt Kokoschansky, „schätze zwei-zu-null für unseren libanesischen Wiener.“
    „Okay, Leute“, der Verkäufer wischt sich die Hände mit einem Tuch ab, „diese Runde geht auf mich. Erstens seid ihr zwei sympathische Typen und zweitens so charmant hat mich noch keiner ins Bockshorn jagen wollen.“
    „Danke“, sagt Weiland, „beruht auf Gegenseitigkeit. Wir müssen weite r. Mach’s gut.“
    „Ihr auch! Schaut mal wieder vorbei!“
    Weiland schwingt sich hinter das Lenkrad, zündet sich eine Zigarette an. „Was jetzt?“
    Kokoschansky gibt nur einen langen Seufzer von sich.
    „Suttenbrunn?“
    „Suttenbrunn ... in Ordnung!“
    „Diese Frage hätte ich mir ersparen können“, meint Weiland. „Du willst es jetzt wissen, und Geronimo ist das auch bewusst. Drum hat er auch ge sagt, du sollst keinen Scheiß bauen. Dann werde ich wohl auf dich aufpass en müssen. Zwei Mann, pfff ... Einer davon muss noch erstklassige Bilder drehen. Ein bisschen viel, um ins Unbekannte vorzudringen, ohne zu wis sen, was einen erwartet. Aber weißt du was, du verrückter Kerl? Genau das i st der Kick.“
    Es ist dunkel geworden. Schweigend fahren sie über die Landstraßen, alle paar Minuten blickt Kokoschansky auf die Uhr. Geronimo meldet sich nicht.
    „Sorry, Koko“, bricht Weiland irgendwann das Schwiegen . „Ich fahre mal da in den Waldweg, muss dringend pinkeln. Das Bier ...“
    „Auch keine schlechte Idee, da bin ich dabei.“
    Weiland fährt ein paar Meter in den Wald. Bis Suttenbrunn sind es nur noch zwei Kilometer. Beide suchen sich ihre Bäume und erleichtern sich.
    „Wenn du mir auf meine Schuhe schiffst, dann kracht es“, hört Koko­ schansky eine vertraute Stimme in seinem Rücken, erschrickt trotzdem bis i ns Knochenmark und nässt dabei selbst seine Stiefel.
    „Freitag?“
    „Logisch! Wer sonst?“ Zwei Reihen strahlend weißer Zähne und das Weiß eines Augenpaares blitzen in der Dunkelheit. „Die Vorteile des schwarzen Mannes in der Nacht.“
    „Was machst du denn hier? He, Erwin, hast du mitbekommen, wer da ist?“
    „Klar!“ Weiland stapft heran und zieht dabei seinen Reißverschluss zu. „Wegen dir, Rastaman, habe ich mir auch selbst ans Bein gepinkelt.“
    „Sag jetzt nicht, deine Leute sind auch hier?“, fragt Kokoschansky ungläubig.
    „Was hast du denn gedacht? Selbstverständlich sind die hier. Koko, ich bin ebenfalls Journalist und daher weiß ich, wie du tickst. Du fährst nicht nach Hause und setzt dich vor die Glotze, nach allem, was heute bereits passiert ist. Purer Zufall, dass wir uns hier treffen, aber spätestens in der Nähe dieses Gutshofes wären wir uns über den Weg gelaufen.“
    Kokoschansky kann nicht anders, er muss diesen schwarzen Mann einfach umarmen und fest an sich drücken.
    „Wozu hat man Kumpel?“, meint Freitag. „Lass uns jetzt mal Nägel mit Köpfen machen. Leider konnte ich nur zwölf Mann auftreiben. Rocco ist auch dabei. Wir haben uns aufgeteilt. Sechs Mann hier, sechs Mann sind bereits vorausgefahren. Wir verständigen uns per Handy, die alle nur auf Vibration geschaltet sind.“
    „Willst du in den Hof rein?“ Langsam kommen auch Weiland ernsthaf te Bedenken.
    „Zuerst müssen wir einmal das Gelände genau studieren. Ich

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