Kokoschanskys Freitag
vorsichtig einen Fuß auf die oberste Stufe als sie plötzlich von einem starken Licht geblendet wird.
„Mami! Mami!“ Zweifelsohne Franziskas Stimme.
„Franziska!“, schreit ihre Mutter auf. „Franziska!“ Sie will losstürmen, aber Sonja hält sie am Arm fest.
Der grelle Lichtkegel schwenkt nach unten, dadurch wird die gleißende Helligkeit entschärft. Sonja hat die Pistole aus ihrer Hose gerissen, fuchtelt wild herum ohne eigentlich zu wissen, was sie tut. Kubela brüllt hysterisch ununterbrochen den Namen ihrer Tochter, die nun am unteren Ende der Treppe in ihrem bunt geblümten Kleidchen und den neuen, roten Schuhen, auf die sie so stolz ist, steht und von Männerhänden an den Schultern festgehalten wird.
„ Was ich bereits heute sagte, geil zu vögeln, aber sonst dümmer als ein Hydrant“. Breitbeinig steht Ritzler, wie aus dem Boden gewachsen, hinter den beiden Frauen. „Sonja, Sonja, Sonja“, tadelt er zynisch seine ehemalige Geliebte, „was soll ich bloß mit euch machen? Wir wollen doch alle nicht, d ass Franziska wehgetan werden muss, weil zwei blöde Weiber denken, sie können hier entkommen. Lass die Pistole fallen, Sonja, und das Skalpell gleich dazu.“
„Mami! ...Ma...!“ Eine behaarte, kräftige Männerpranke stülpt sich über Franziskas Mund. Das Mädchen wird hochgehoben und weggebracht.
Sonja steht mit hängenden Schultern da und weiß, nun ist es endgültig aus. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, haben sie für immer verspielt. Kubela kauert am Boden und wimmert vor sich hin.
Zwei junge Männer kommen die Treppe hoch, einer hebt die Waffe und das Skalpell auf, die zu Sonjas Füßen liegen. Sie warten auf weitere Befehle Ritzlers, der jedoch durch einen Handyanruf abgelenkt wird.
„Ja?!“ Er klingt aufgebracht, aber hat sich schnell wieder im Griff. „Du bist es! So eine Überraschung? Freut mich ... Aha, verstehe, kein Problem. Du störst nicht ... Ach so? Nein? ... Sieh an, sieh an ... Wundert mich sehr. Leider, da kann ich nicht helfen ...“
In diesem Moment beginnt Kubela aus einem Instinkt heraus lauthals um Hilfe zu schreien. Hastig bricht Ritzler sein Telefonat ab.
„Bringt sie zurück“, herrscht er seine Untergebenen an, „fesselt sie so, dass sie sich nicht mehr rühren können, aber krümmt ihnen ja kein Haar, sonst seid ihr dran!“
***
Kokoschansky lässt das Handy in seinen Schoß fallen. „Jetzt muss ich alles auf eine Karte setzen“, murmelt er vor sich hin.
„Was ist los?“ Kameramann Weiland sieht nur das entsetzte Gesicht des Journalisten.
„Das war dieser Scheißkerl Ritzler, von dem ich dir gerade erzählt habe. Auch er weiß nicht, wo Sonja steckt. Sagt er zumindest. Mitten im Telefonat hat plötzlich eine Frau fürchterlich um Hilfe geschrieben. Sonja war es nicht, aber ich bin mir fast sicher, es war Frau Kubela. Jetzt kann nur mehr ein er helfen. Mein letzter Verbündeter, den ich noch habe.“
„Unser B Punkt S Punkt?“
„Nein ..., Geronimo!“
„Wer ist das nun schon wieder?“
„Wirst du bald kennenlernen. Bete, dass ich ihn erreiche. Vorher muss ich noch Freitag anrufen und dann Lena. Wir fahren zurück zum Probenraum.“
Kokoschansky war clever genug, Ritzler nicht über Kubelas Handy a nzurufen. Um keinen Verdacht aufkommen zu lassen, verkaufte er Ritzler, dass er dessen Handynummer über das Krankenhaus bekommen habe und d er fraß den Knochen. Trotzdem ist ihm ein fataler Fehler unterlaufen. Er hat Ritzler beim Telefonat unabsichtlich verraten, dass sein Sohn Günther immer noch nicht von Sonja wieder abgeholt wurde. Der Arzt muss jetzt nur eins und eins zusammenzählen, um sich auszumalen, wo das Kind ist. Da her muss er schleunigst Lena und Günther in Sicherheit bringen. Vielleicht sieht er bereits überall Gespenster, doch diese Hilfeschreie haben ihn völlig aus der Fassung gebracht.
Beinahe gleichzeitig treffen Kokoschansky mit Weiland und Freitag vor dem Probenraum ein.
„Hör zu, Freitag, hast du eine Möglichkeit, Lena und meinen Sohn vorüber gehend unterzubringen?“, erkundigt sich der Journalist sichtlich erregt.
„Ja, bei meiner Familie. Warum?“
„Sehr gut. Dann hole die zwei bei mir zu Hause ab. Lena weiß bereits Bescheid. Mir fehlt die Zeit, dir jetzt alles zu erklären. Ich verlasse mich auf dich.“
„Geht klar, Koko. Bin schon unterwegs.“
„Warte! Wie viele von deinen Leuten kannst du auf die Schnelle auftreiben?“
Freitag überlegt einen Augenblick. „Fünfzehn bis
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