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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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zusätzlich NATO-Stacheldraht befestigt. Weiland kommt beinahe mit dem Drehen nicht nach, dokumentiert jedes erkennbare Detail. Vorsichtig berü hrt Kokoschansky den schweren, schmiedeeisernen Türgriff, rechnet mit Stromfallen und allem Möglichen an Sicherheitsmaßnahmen. Kein Strom­ schlag, keine Volts jagen durch seinen Körper als er zugreift. Das Tor ist nicht einmal versperrt. Jedes Geräusch vermeidend drückt er langsam den Flügel gerade so weit auf, dass er durchschlüpfen und bei Gefahr wieder verschwinden kann. Der Innenhof, von riesigem Ausmaß, ist schwach be leuchtet, sodass eine gute Orientierung möglich ist. Er erblickt Haupt- und verschiedene Nebengebäude, Stallungen, Schuppen und in einer Ecke einen alten Brunnen, der aber offensichtlich nicht mehr in Betrieb ist. Im oberen Stock des Hauptgebäudes, eines Herrschaftshauses, das nach seiner Schätzung aus dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts stammt, brennt hinter zwei Fenstern Licht. Auch aus einem Fenster eines Nebengebäudes fällt Licht in den Hof.
    Ein Stöhnen erschreckt Kokoschansky, es kommt von rechts aus eine m Busch.
    „Was ist los?“, hört er von draußen Freitags gedämpfte Stimme.
    „Gleich“, antwortet Kokoschansky leise und geht dem Stöhnen nach. Er entdeckt zwei weitere Typen, gefesselt und geknebelt, wahrscheinlich die Wächter des Haupttors. Komisch, wenn hier die Cobra sein soll, würde es doch von Polizei nur so wimmeln und niemals diese Stille sein. Er geht zum Tor zurück und winkt seine Schwarzen herein, die sofort ihre Posten nach Roccos Anweisungen beziehen.
    „Da!“, Kokoschansky deutet auf die beiden Männer unter dem Busch. „Aber Geronimo ist nicht hier. Da müssen bereits andere Leute vor uns hier gewesen sein oder sind immer noch da. Bloß wer?“
    „Vielleicht diese islamistischen Radikalinskis?“ Weiland fällt nichts Besseres ein.
    „Wie auch immer.“ Freitag bleibt Realist. „Egal wer, der Feind meines Feindes ist mein Freund.“
    Kokoschansky beugt sich zu dem stöhnenden Mann hinunter, der andere scheint immer noch ohne Bewusstsein. Beide haben große Beulen auf ihren Hinterköpfen. Nicht besonders zimperlich dreht der Journalist den e inen um, der ihn mit angstgeweiteten Augen anstarrt.
    „Siehst du das?“, fragt Kokoschansky und hält ihm den Baseballschläger vor die Nase. „Damit schlage ich dir deinen Schädel ein, wenn du nur einen Mucks von dir gibst, nachdem ich dich von deinem Knebel befreit habe. Hast du das kapiert?“
    Der Angesprochene nickt mit schmerzverzerrtem Gesicht, worauf Koko ­schansky ihm das Stück Klebeband vom Mund löst.
    „Seid ihr Scheißbullen?“, fragt der Mann verstört. Obwohl er nur den Journalisten sieht, merkt er, dass dieser nicht allein ist.
    „Das wirst du noch früh genug erfahren. Das Spiel läuft so: Ich frage, du antwortest. Wie viele von euch treiben sich auf dem Hof herum?“
    Trotziges Schweigen. Kokoschansky hält ihm den Baseballschläger noch dichter vors Gesicht.
    „Fünfundzwanzig.“
    „Geht doch. Nicht mehr?“
    „ Was hast du erwartet? Eine Armee? Hier sind wir nur eine Handvoll. Draußen warten sehr viel mehr auf den Einsatzbefehl für den Tag X und der kommt bald. Dann wird rigoros aufgeräumt und kurzer Prozess gemacht.“
    „Wohl am neunten November? Das wirst du dir abschminken müssen“, grinst Kokoschansky.
    „Darauf würde ich nicht wetten“, antwortet der Gefesselte mit leicht zitternder Stimme. Dass dieser offensichtliche Bulle diesen Tag, trotz aller Geheimhaltung kennt, lässt ihn unsicher werden. Trotzdem ist er bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. „Dein Gesicht habe ich mir gemerkt. Am besten, du bringst mich gleich um. Wenn nicht, dann wird es mir eine Freude sein, dich persönlich hinzurichten. Freu dich bloß nicht zu früh.“
    „Bist du jetzt fertig, Bürschchen? Dann spuck jetzt mal Klartext. Wer ist da bei euch eingedrungen und wie viele sind es?“
    „Dann bist du gar kein Bulle und deine Kumpane auch nicht. Nimm die S cheißkamera aus meinem Gesicht“, schnauzt er Weiland an. „Leckt mich doch ...“
    Rocco gesellt sich zu Kokoschansky, die Machete in der Hand. „Jungchen, markier jetzt nicht den harten Macker. Das steht dir überhaupt nicht. Du pinkelst dich doch gleich voll. Ich habe kein Problem dich langsam in Stücke zu hacken und deinen Kumpel gleich mit. Schließlich bin ich ja nur ein Kaffer, ein Neger, ein Untermensch, wie es bei euch Idioten heißt. Was wirst du machen, wenn du

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