Kokoschanskys Freitag
die Stolperdrähte, die Alarm auslösen.“
„Du schepperst“, sagt Rocco leise zu Freitag, die sich beide dicht hinter Kokoschansky und seinem Kameramann in dem Gestrüpp verbergen.
„Wie ... ich scheppere?“
„Deine dämlichen Holzperlen in deinen Zöpfen klappern“, antwortet Rocco, „das kann verräterisch sein. Setz endlich die Wollmütze auf.“
Es ist empfindlich kalt geworden und die Kälte frisst sich in die Kno chen. Geronimo hat sich nicht gemeldet. Mit anderen Worten, ein mögliche r Einsatz wurde von oben abgewürgt. Rundherum nur Felder und Wald. Hundegebell dringt durch.
Kokoschansky stellt ernüchtert fest: „Das stimmt also leider auch, das sind mehrere Hunde. Die drei haben nicht gelogen. Rottweiler, Schäfer un d Dobermänner, jedenfalls nach dem Gebell große Tiere und bestimmt auf den Mann dressiert ... Schöne Aussichten.“
„Stopp!“, zischt Weiland und betätigt das Zoom seiner Kamera. „Scheiße, wenn ich nur eine Spur mehr Licht hätte! Da liegt einer. Nebe n der Schranke.“
„Lass sehen.“ Kokoschansky blickt durch den Sucher. Den Monitor auf zu klappen, wäre zu gefährlich. Ein kleiner Lichtschein könnte sie verraten. „Du könntest recht haben. Schlafen wird er wohl nicht bei der Saukälte.“
„Ich schleiche mal rüber“, beschließt Rocco, „und melde mich übers Handy sobald ich mehr weiß.“
Behände und mit einer Schnelligkeit, die man diesem Hünen niemals zutrauen würde, ist Rocco bereits im Dunkeln abgetaucht.
„Wenn das nur mal gut geht“, zweifelt Kokoschansky, während Weiland durch den Sucher weiter beobachtet und die Kamera laufen lässt.
***
„Kameraden, bravo! Bravo!“, Eigruber klatscht in die Hände. „Wir haben einen Sieger! Gratulation! Räumt den Tisch ab und schneidet die Weiber los.“
Einer der Männer zückt ein Messer und ist im Begriff die Fesseln der Frauen durchzuschneiden, als die Stubentür auffliegt, ein junger Mann hereinstürmt und die Hacken zusammenknallt. Völlig verwirrt und aufgelöst, auch durch den Anblick der Frauen, von denen er bisher nichts wusste, erstattet er Meldung. „Führer, sämtliche Monitore im Überwachungsraum sind ausgefallen“, stottert er, „die Alarmanlagen sind nicht mehr aktiv. Ich habe keine Ahnung wieso.“
„Was?!!“ Eigruber springt auf, stößt seine Kumpane zur Seite, packt den Überbringer der schlechten Nachricht am Kragen und schüttelt ihn. „Wie ist das möglich, du Trottel?“
„Ich kann es mir nicht erklären, Führer.“
Eigruber lässt ihn los, lauscht. „Hört ihr? Die Hunde bellen nicht mehr. Was ist da draußen los? Ausschwärmen! Bringt mir den Störenfried, wer i mmer es ist! Aber lebend! Und du“, teilt er einen seiner Getreuen ein, „bleibst hier und bewachst die Weiber. Los, Kameraden, suchen wir den Scheiß kerl, der das verursacht hat.“
„Ihr werdet nirgendwo hingehen ...“
***
„Was sagt er?“, fragt Kokoschansky aufgeregt, aber Freitag winkt ab, klebt weiter an seinem Handy.
„Ausgezeichnet“, strahlt Freitag, „das sind gute Nachrichten.“ Er nimmt sein Handy vom Ohr. „Rocco hat noch drei gefunden, also insgesamt vier Aufpasser. Alle scheinen bewusstlos zu sein, sind gefesselt und geknebelt. Von denen droht keine Gefahr mehr. Weiter hinten steht ein Hochsitz, der anscheinend als Wachtturm dient, jedoch unbesetzt.“
„Das hat schon was“, grinst Weiland. „Ein Schwarzer im Dunkeln ist unbezahlbar.“
„Wir sind also nicht allein“, analysiert Kokoschansky die Situation und in seiner Stimme schwingt eine gewisse Euphorie mit. „Geronimo hat es tatsächlich doch geschafft. Wir marschieren jetzt alle zusammen über diese Straße und schnurstracks in den Gutshof hinein. Auf der Straße gibt es keine Stolperdrähte. Hört! Auch die Hunde sind verstummt. Die sind wirklich schon drinnen!“
Er packt seinen Baseballschläger mit festem Griff und zieht seine Gaspistole aus der Jacke. In wenigen Minuten ist die überschaubare aber wild entschlossene Truppe beisammen. Im Laufschritt nehmen sie die kleine Anhöhe und erkennen im Dunkeln den riesigen Gutshof, umgeben von einer gut drei Meter hohen Steinmauer. Die Straße führt direkt zum Haupttor. Neben dem Eingang sind auf die Mauer zwei Wächterhäuschen gebaut worden. Ähnlich wie ein Fort aus dem Wilden Westen. Kokoschansky erin nert es unwillkürlich an den Eingang eines Konzentrationslagers. Auch diese Wachtposten sind unbesetzt. Auf der gesamten Länge der Mauer ist
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