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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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plötzlich keine Nase und Ohren mehr hast?“
    Die Klinge tanzt gefährlich nahe vor der Nasenspitze des jungen Mannes. Die Tatsache, dass er auf einmal von Schwarzen umringt ist und mitten­drin ein Weißer, verkraftet er nicht.
    „Ich habe keine Ahnung. Ich bekam eine über die Birne gezogen und das war’s. Seit ich wieder aufgewacht bin, sehe ich eure Arschgesichter.“
    Kokoschansky und die anderen überhören die Beleidigung und der Jour­nalist übernimmt wieder das Kommando. „Was ist da oben, dort in dem großen Haus, wo das Licht brennt? ... Also, du willst es mir nicht verraten. Und in dem Gebäude da, wo auch Licht ist? ... Aha, auch nicht. Wir finden es auch ohne dich heraus.“
    „Ihr habt keine Chance, ihr werdet alle drauf...“, das erneut über seinen Mund geklebte Band verhindert weitere Hasstiraden.
    „Wir schlagen uns von einem zum anderen Haus durch“, beschließt Frei tag und niemand widerspricht ihm. „Zuerst das, wo unter der Tür Licht durchscheint. Ich spiele mal den Späher und mache mich auf die Socken .“ Katzengleich schleicht er über den Hof in Richtung des Lichtstreifens. Diese Gebäudeseite ist fensterlos, deshalb umrundet Freitag vorsichtig das Haus, das offenbar viel später erbaut wurde und so gar nicht zum Gesa mt­eindruck des Gehöfts passen will. An der Rückseite gibt es zwei Fenster, davon erweist sich bei näherer Inspektion eines als nur angelehnt. Langsam und ständig auf der Hut drückt der Rastaman den Fensterflügel auf. Zwei gefesselte Männer sitzen reglos auf Stühlen, bei einem tropft Blut aus einer Kopfwunde auf den Boden. Ein dritter, ebenfalls mit zusammengebundenen Händen und Füßen, liegt am Boden. Auch ihnen wurden die Münder zugeklebt. Freitag erkennt, in dem Raum ist die Schalt- und Überwachungs­ zentrale des Anwesens, doch die Elektronik ist außer Kraft gesetzt, denn die Bildschirme der fünfzehn neben- und übereinander angeordneten Monitore sind finster. Funkgeräte liegen herum, ebenso verschiedene Handys, PCs und Laptops. Die Kabel zweier Festnetztelefone sind durchgetrennt. Freitag kommt aus dem Staunen nicht heraus. Er überlegt nicht lange, zieht sich am Fenstersims hoch und steigt ein. Die Technik, nach seinem Empfinden auf dem neuesten Stand, erregt nicht sein Interesse. Vielmehr eine Pistole, die einem der Männer bei dem Überraschungsangriff aus der Jacke gefallen ist und übersehen wurde. Freitag nimmt die Waffe an sich, geht zur Tür, horcht und öffnet sie vorsichtig und steht Rocco, mit erhobener Machete in der Faust, gegenüber.
    „Ist ja gut, Bruder“, reagiert Freitag mit dem ihm typischen Grinser, „ich gehöre zu den Guten.“ Er hält Kokoschansky die Pistole hin. „Die kann vielleicht noch nützlich sein.“
    Zwar ist der Journalist kein Waffenexperte, aber dennoch nicht ganz unerfahren. Auch er wirft einen kurzen Blick in die Kommandozentrale, dabei fallen ihm Petrankos Worte ein, der „von einer Nummer zu groß“ und „am besten die Finger davonlassen“ sprach. Es gibt jetzt kein Zurück mehr. Weder weiß er, wo Sonja steckt, noch was aus Irmgard Kubela und ihrer Tochter geworden ist. So lange er darüber nicht Gewissheit hat, gibt es kein Aufgeben. Sorge bereitet ihm ebenfalls, wer es noch auf dieses Nazigesindel abgesehen hat. Weder er, Weiland oder seine schwarzen Freunde wis sen, welche Absichten dahinterstecken und seine große Hoffnung, die er in Geronimo setzte, hat sich in Luft aufgelöst.
    „Kommt weiter“, flüstert Kokoschansky. „Die beiden Schuppen noch und dann ins Haupthaus.“
    Der kleine Trupp nimmt sich den ersten vor, unversperrt, nichts Verdäch­ t iges, hier lagern nur landwirtschaftliche Geräte und zwei Traktoren sind abgestellt. Der zweite Schuppen ist ebenfalls nicht abgeschlossen und voll mit altem Gerümpel. Auf dem Weg zum Haupthaus stolpern sie beinahe über einen liegenden Hund. Ein Schäferhundrüde, anscheinend mit Be­ruhigungsmittel oder Gift ausgeschaltet, sein Körper ist noch warm. Noch immer brennt Licht im oberen Stockwerk des Gebäudes. Drei Stufen führen zum Eingang. Auf der obersten liegt ein weiterer, jedoch toter Hund in sei nem Blut. Dem massigen Rottweiler wurde die Gurgel durchgeschnitten. Meter für Meter dringen sie in das Haus ein. Noch zwei leblose Hunde, Dober­männer mit heraushängenden Zungen und verdrehten Augen, offen­sichtlich vergiftet.
    Der Flur mit etlichen Türen ist endlos lang und breit. An den Wänden hängen Geweihe und andere

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