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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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sich Kokoschansky am Geländer fest und atmet tief durch. Aus einer der Wohnungen ist übermütiges Kinderlachen zu hören. „Welche Türnummer?“, will er wissen.
    „Zweiundzwanzig.“
    „Bingo!“ Kokoschansky deutet auf das Schild am Türrahmen, denn genau aus der Wohnung ertönt dieses Lachen. „Scheint ja heute unser Glücks­tag zu sein.“ Entschlossen drückt er den Klingelknopf. Trippelschritte nähern sich und ein kleines Mädchen öffnet. Ein Pippi-Langstrumpf-Verschnitt mit lustigen Zöpfen und großen Kulleraugen schaut zu dem riesigen Fremden hinauf. Unsicher und ein bisschen verschreckt zupft das Kind an seinem geblümten Kleidchen.
    „Servus!“, grüßt Kokoschansky freundlich. „Wer bist denn du?“
    „Mama, komm schnell!“
    Die hübsche Frau an der Seite des Mannes lässt sie noch gelten, aber der Riese neben der Frau ist ihr nicht geheuer. Da kann er noch so freundlich lächeln. Deshalb lieber gleich auf Nummer sicher gehen.
    „Franziska, was ist denn?“ Eine jüngere Frau im Jogginganzug und mit im Nacken verknoteten Haaren kommt aus einem Zimmer in den Flur. „Ja, bitte?“, fragt sie skeptisch und mustert die unerwarteten Besucher.
    „Guten Tag. Entschuldigen Sie bitte die Störung.“ Lena hält ihr den Polizeiausweis hin. „Lena Fautner, Polizei Wien. Und das ist mein Kollege Heinz Kokoschansky. Frau Irmgard Kubela, geschiedene Erdenberger?“
    Insgeheim bewundert Kokoschansky Lena wie sie die Polizeinummer durchzieht, die ihr leicht zum Verhängnis werden kann. Schließlich über­schreitet sie damit ihre Kompetenzen. Aber sie hat von ihm gelernt. Eine kleine, wenn auch nicht ganz legale Finte zur rechten Zeit bewirkt oft Wunder.
    „Franziska, geh in dein Zimmer. Spiel ein bisschen. Und wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht einfach die Tür öffnen.“
    Folgsam, mit hängenden Schultern macht das kleine Mädchen kehrt und verschwindet in einem Zimmer. Nicht ohne noch vorher einen Blick über die Schulter in Richtung Kokoschansky zu riskieren, der ihr zuzwinkert, was sie aber überhaupt nicht weiter beeindruckt.
    „Ich habe doch schon gestern Ihren Kollegen alles gesagt.“ Irmgard Kubela ist deutlich anzusehen, was sie von ihren Besuchern hält.
    Lena und Kokoschansky werfen sich einen kurzen Blick zu. Das bedeu tet, das alte Ehepaar hat dicht gehalten.
    „Frau Kubela, dürfen wir eintreten?“, spielt nun Kokoschansky seine Rolle weiter „Oder sollen wir uns zwischen Tür und Angel unterhalten, wo alle alles mitbekommen?“
    Genervt tritt Kubela beiseite und lässt beide herein. Eine ziemlich miese aber wirksame Überrumpelungstaktik und Kokoschansky hofft, dass sie nicht auf die Idee kommt, nach seinem Ausweis zu fragen oder sonst misstrauisch wird.
    Das Wohnzimmer ist gutbürgerlich eingerichtet. Geschmackvoll, auf­ geräumt und sauber, vielleicht ein bisschen kitschig, aber dennoch gemütl ich. Auf einer Kommode stehen ein paar Fotos in unterschiedlichen Rahmen. Vorwiegend Bilder von Franziska, aber nie mit dem getöteten Vater zusammen.
    Irmgard Kubela setzt sich gegenüber Lena und Kokoschansky in einen Sessel, während die beiden auf der Couch Platz genommen haben. „Ich bitte Sie nur, dass Franziska nichts erfährt. Sie weiß nämlich noch nicht, dass er tot ist.“ Sie vermeidet Vater oder Ex-Mann zu sagen, beschränkt sich auf ein unpersönliches „Er“. „Irgendwann musste es so kommen“, fügt sie seufzend hinzu.
    „Franziska hatte wohl ihren Vater sehr gern gehabt“, hakt Lena ein.
    „Tja, wie wohl alle Mädchen in diesem Alter. Sicher wissen sie längst, dass ich geschieden bin. Leider kam nur selten diese Zuneigung von ihm an Franziska zurück.“
    „Sein Tod geht Ihnen nicht besonders nahe?“, bohrt Lena weiter.
    „Nein, wirklich nicht. Leid tut es mir für Franziska. Entschuldigung, was darf ich Ihnen anbieten?“
    „Machen Sie sich keine Umstände, Frau Kubela“, nun zieht Koko schansky sämtliche Register. „Behandeln Sie unser Gespräch ebenso ver traulich wie wir es tun werden. Im Falle, dass nochmals Kollegen von uns bei Ihnen aufkreuzen, wir waren nie hier. Wir haben dafür unsere Gründe. Wir sind vom Verfassungsschutz und wissen inzwischen einiges, wollen es jedoch auch aus Ihrem Munde hören.“
    Dieser Bluff bringt ihm wieder einen unbemerkten Tritt von Lena gegen das Schienbein ein. „Wir kommen gerade aus Hollabrunn“, fährt er ungerührt fort, „und da ist uns etliches zugetragen worden.“
    „Ah ja“, zeigt

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