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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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mit dem Kind wohnt, einparkt und niemand aussteigt.
    Kaum ertönt die Klingel, hört man auch schon Papa-Rufe. Kokoschansky ist der Vaterstolz sofort ins Gesicht geschrieben.
    „Hallo, ihr beiden!“, werden sie von Sonja begrüßt. „Rein mit euch.“
    „Oh, neue Frisur!“, stellt Kokoschansky fest und küsst sie. „Steht dir sehr gut.“
    „Tja, manchmal muss man sich verändern“, sagt Sonja.
    Auch die beiden Frauen umarmen sich, während der Junior sofort seinen Vater in Beschlag nimmt. Kokoschansky hebt den knapp Dreijährigen hoch, der seine Ärmchen spontan um den Hals des Papas schlingt, sich an ihn presst und gar nicht mehr loslassen will. Dem Vater bangt schon jetzt, wenn er sich wieder von dem Kleinen verabschieden muss. Jetzt ist seine Mini-Patchwork-Familie wieder komplett. Kokoschansky blickt auf zwei geschei­terte Ehen zurück. Während er zu Marianne, seiner ersten Frau, jeglichen Kontakt verloren hat – auch dadurch bedingt, dass sie nach der Scheidung Österreich verlassen hat – ist das Verhältnis zu Sonja ausgezeichnet. Sie sagt i mmer, es habe eben nicht sein sollen und so sei es am besten. Als sie noch mit Kokoschansky verheiratet war, ging es nur eine Zeit lang gut, denn immer mehr funkte sein Beruf dazwischen. Als der Kleine, damals noch ein B aby, im Verlauf einer brisanten Recherche entführt wurde, um Kokoschansky in die Knie zu zwingen, war das Feuer endgültig verpufft.
    Heute verstehen sie sich besser als jemals zuvor und auch die beiden Frauen kommen ausgezeichnet miteinander aus. Für einen Außenstehenden wirken sie wie zwei Schwestern. Dafür ist Kokoschansky sehr dankbar, da sein Sohn auch Lena ans Herz gewachsen ist. Inzwischen hat sich auch Sonja wieder verliebt. Ihr Auserwählter ist Stationsarzt in dem Krankenhaus, in dem auch sie, als Krankenschwester, arbeitet. Obwohl dieses Ver hältnis schon seit einigen Monaten besteht, hat Kokoschansky den Neuen noch nie zu Gesicht bekommen, was ihn insgeheim wurmt, weil Neugier bei ihm eine Berufskrankheit ist. Auch mit einem Foto seines Nachfolgers geizt Sonja. Bei jedem Besuch hofft er, dass er den Doc, wie er ihn nennt, antrifft. Auch dieses Mal scheint er Pech zu haben.
    Nachdem der Papa ausgiebig geknuddelt worden ist, kommt Lena an die Reihe. Dann jedoch entdeckt der Junge das Paket, das Lena abgestellt hat und die Streicheleinheiten sind nicht mehr wichtig. Zielstrebig watschelt er hin und versucht es zu öffnen.
    „Du weißt doch gar nicht, ob das dir gehört“, lacht seine Mutter. Für einen Moment hält das Kind inne, dabei spricht sein Gesichtausdruck Bände. Für wen soll dieses Geschenk wohl sonst bestimmt sein?
    „Komm, ich helfe dir!“ Kokoschansky kniet sich neben seinen Sohn und hilft ihm beim Öffnen des Kartons. Als das Feuerwehrauto zum Vorschein kommt, ist die Freude grenzenlos. Zuerst gibt es für den Papa, dann für Lena einen dicken Schmatz. Das Ding spielt auch alle Stücke: ausfahr bare Drehleiter, blin­kende Blaulichter und, als Nonplusultra, eine Sirene!
    „Du sollst Günther doch nicht so verwöhnen“, kommt prompt Sonjas obligatorische Rüge an ihren Ex. Doch sie weiß, dass sie damit auf verlore nem Posten steht. „Ich bedanke mich jetzt schon für die Sirene. Er wird sie garantiert immer dann einschalten, wenn ich mich nach dem Nachtdienst hinlege und ausruhen will.“
    Insgeheim freut es sie natürlich sehr, dass ihr Ex seine Vaterpflichten nicht nur auf Geschenke reduziert, sondern sich wirklich rührend um sie beide kümmert. Darum mag sie auch Lena sehr, die sich noch nie diesbezüglich quergelegt oder Schwierigkeiten gemacht hat. Anfänglich war Sonja über den recht großen Altersunterschied zwischen Kokoschansky und Lena schockiert, doch dann sagte sie sich, gegen die Liebe ist eben kein Kraut gewachsen. Außerdem sah man das in der heutigen Zeit nicht mehr so eng. Abgesehen davon, dass ein übergeschnappter Wiener Baumeister sich seine Gespielinnen schon beinahe von der Schulbank holt oder ein ehemaliger deutscher Kicker eine arrogante neunzehnjährige Tussi heiratete. Gewisse althergebrachte Wertigkeiten haben sich verschoben und Altes ist nicht me hr zeitgemäß.
    Sonja vergönnt den beiden ihr Liebesglück von Herzen. Und sie kennt Kokoschansky genau. Wenn er diesen eigentümlichen Glanz in seinen Augen hat, weiß sie, dass es auch im Bett perfekt klappt. Sie hatte ihm in der Vergangenheit einiges vorzuwerfen, aber der Sex mit ihm war immer vom Feinsten.
    „Wollt ihr noch

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