Kokoschanskys Freitag
einen Kaffee mit mir trinken, bevor ich in den Dienst muss und ihr aufbrecht?“, fragt Sonja. „Eigentlich wäre ich gerne mitgekommen, aber ich muss für eine erkrankte Kollegin einspringen.“
„Gern!“, antwortet Lena. „Warte, ich helfe dir.“
Während die Frauen in der Küche verschwinden, kümmert sich Kokoschansky um seinen Jungen.
„Na, Günther, weißt du, wohin wir gleich fahren.“
„Ja“, nickt der aufgeweckte Bub, strahlend. „In den Tiergarten.“
„Richtig! Und was werden wir dort alles sehen?“
„Hmmm ... Löwen ... und Tiger ... gehen wir auch zu den Affen, Papa?“
„Klar doch! Alle Tiere, die du sehen willst.“
„So, dann kommt mal. Der Kaffee ist bereits fertig“, bittet Sonja zu Tisch. „Ich hoffe, es stört euch nicht, wenn wir in der Küche bleiben.“
In diesem Moment hat der Kleine entdeckt, welche Wirkung eine Sirene haben kann und wie schön damit Erwachsene zu erschrecken sind. Sonja fällt beinahe die Tasse aus der Hand.
„Jetzt ist aber genug“, schimpft sie und es fällt ihr sichtlich schwer, ein strenges Gesicht aufzusetzen. Günther ist einfach zu herzig. „Und was darf i ch als Nächstes erwarten?“, fragt sie kokett ihren Ex-Mann. „Eine Trommel? Oder ein Schlagzeug?“
„Vielleicht keine schlechte Idee“, grinst Kokoschansky.
„Keine Sorge, Sonja“, wehrt Lena ab, „ich werde ihn schon rechtzeitig bremsen.“
„Sag mal“, beginnt Kokoschansky wieder einmal zu bohren, „warum versteckst du deinen Doc vor uns? Ist es Doktor Frankenstein? Sieht er Quasimodo ähnlich? Oder hast du dir einen George Clooney wie in Emergency Room geangelt?“
„Weder noch.“ Eine leichte Röte überzieht Sonjas Gesicht und Lena tritt Kokoschansky schmerzhaft auf den Fuß.
„Warum trittst du mich, Lena? Ich will es bloß wissen. Schließlich waren wir mal verheiratet.“
„So etwas fragt man nicht“, weist sie ihn zurecht. „Sonja wird schon ihre Gründe haben.“
„Lass nur, Lena“, sagt Sonja leise. „Ich will nur nicht, dass es der Kleine mitbekommt. Der ist jetzt in einem Alter, wo er alles aufschnappt. Bevor du mir vor Neugier endgültig zerspringst, Koko, er ist Oberarzt auf der Chirurgischen.“
„Na bitte, geht doch! Wie im Ärzteroman.“
Manchmal bricht, wie gerade jetzt, Kokos Zynismus durch, eine seiner schlechten Eigenschaften.
„Er ist schon okay. Aber er ist leider noch verheiratet“, gesteht Sonja, immer noch leicht verlegen.
„Schlimmes Mädchen ...“
Auf den Tritt folgt nun ein Rippenstoß von Lena. „Du hast es nötig“, verteidigt sie Sonja. „Selbst kiloweise Butter auf dem Kopf, aber den Moralapostel spielen!“
„He, Mädels!“, setzt sich Kokoschansky zur Wehr, „Ich mache doch nur Spaß! Natürlich freut es mich, dass du wieder wen gefunden hast. Ich wil l nur, dass er sie und den Junior gut behandelt. Sonst müsste ich mir den Doc zur Brust nehmen.“
„Keine Sorge, Koko“, beruhigt ihn Sonja. „Er ist ein ganz liebevoller Mann. Und er mag Kinder ... hat selbst zwei.“
„Und wann kriegen wir deinen Wunderwuzzi mal zu Gesicht?“
„Du kannst gehörig nerven“, springt abermals Lena in die Bresche. „Sonja wird ihn dir schon vorstellen. Und jetzt komm endlich. Der Tiergarten ruft.“
„Au fein“, jubelt Günther und schaltet zur Untermalung seiner Freude noch einmal die Sirene ein, „Feuerwehr mit in Tiergarten.“
„Du“, Lena setzt ihn sich auf den Schoß, „ich glaube das Feuerwehrauto lassen wir besser zu Hause. Stell dir vor, im Tiergarten geht die Sirene los. Die Löwen, die Tiger, die Affen, alle erschrecken sich, bekommen Angst, weil sie nicht wissen, was das ist und verstecken sich. Dann kannst du sie gar nicht sehen.“
Günther denkt einen Augenblick nach, dann meint er, wenn auch mit einem kleinen Schmollmund: „Na gut, hast recht. Feuerwehr heute kein Feuer löschen.“
„Genau. Das ist ganz klug.“ Lena drückt den Wonneproppen an sich und atmet dabei tief durch.
Oft hat Kokoschansky in der letzten Zeit überlegt, ob er sich nicht darauf einlassen soll, mit Lena ein Kind zu zeugen. Wenn er sie so beobachtet, wie sie mit seinem Sohn umgeht, bewundert er sie für ihr glückliches Händchen. Natürlich haben sie dieses Thema auch mehrmals diskutiert. Lena wäre be reit, aber Kokoschansky schreckt sein eigenes Alter ab. Schließlich war es auch schon reichlich spät, als er zum ersten Mal Vater wurde. Er weiß es einfach nicht.
Als sie zu viert aufbrechen, fällt keinem
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