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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Wege zurückzulegen, um nach draußen zu gelangen. Er will nichts versäumen und deshalb verzichtet er schweren Herzens. Resig­nierend setzt er sich neben Lena und wartet. Mehr können sie nicht tun. Schweigend und jeder für sich, den eigenen Gedanken nachhängend.
    ***
    Shkumbin Rugova hört sich mit unbewegter Miene die Geschichte des Schattens an, der immer wieder beteuert, er habe das nicht gewollt, er sei in Panik geraten als der Bulle an die Autoscheibe geklopfte. Schließlich fürchtet er nichts mehr als den Zorn des Bosses. Wahre Schauergeschichten werden über dessen Grausamkeit und Unbarmherzigkeit berichtet, wenn jemand nicht nach seinen Wünschen agiert oder aus der Reihe tanzt.
    „Gut“, sagt Rugova ohne die geringste Regung mit einem Gesicht wie ei ne Maske, „was geschehen ist, kann man nicht mehr ändern. Wenn der Bulle draufgeht, auch recht. Wieder einer weniger. Bist du dir sicher, dass dich niemand gesehen hat? Keine Zeugen?“
    Der Messerstecher versichert, bestimmt habe ihn niemand gesehen.
    „Hast du etwas mitgehen lassen?“
    „Nur seine Dienstwaffe.“
    „Leg sie auf den Tisch.“
    Gehorsam macht der Mann, was ihm befohlen wird, zieht die Pistole aus dem Hosenbund und schiebt sie über die Tischplatte.
    „Und dein Messer? Hast du es weggeworfen oder noch bei dir?“
    Auch das blutverschmierte Springmesser wandert über den Tisch zu Rugova.
    „Und sein Dienstausweis?“
    „Habe ich nicht angerührt.“
    „Was ist mit dem Auto?“
    „Ich habe es etwas abseits vom JoJo geparkt.“
    „Gut. Darum kümmern wir uns.“
    Rugova telefoniert kurz, erteilt einige Anweisungen. Noch in dieser Nacht wird der graue Skoda zuerst in eine Werkstatt gebracht, dort werden die Kenn­zeichen abmontiert, Motor- und Fahrgestellnummer herausgefeilt. Danach wird das Fahrzeug zu einem abgelegenen Waldstück am Stadtrand gebracht, mit Benzin übergossen und angezündet. Niemand soll jemals DNA-Spuren oder andere Hinweise finden können.
    „Du wirst noch heute außer Landes gebracht“, beschließt Rugova mit ruhiger Stimme. „Du bist illegal hier. Am sichersten bist du in unserer Heimat. Wir werden dich zurück nach Tirana schleusen. Dort kannst du untertauchen bis Gras über die Angelegenheit gewachsen ist.“
    Zum ersten Mal erhellt sich die Miene des Täters und ein sichtbarer Stein fällt ihm vom Herzen. „Danke, danke“, stammelt er und will seinem Boss die Hand küssen, doch der wehrt ab.
    „Schon gut, schon gut. Wir werden doch wegen dieser Lappalie kein Aufheben machen. Deine Informationen über diesen Kokoschansky waren bisher sehr gut. Du hast wertvolle Arbeit geliefert. Warum sollte ich dich deshalb nicht weiterhin schützen?“
    Was der Gewalttäter in seinem Freudentaumel nicht ahnt, sein Todes­urteil ist längst beschlossene Sache. Er wird zwar Albanien unbehelligt erreichen, doch hinter der Grenze mit einem Genickschuss hingerichtet und in einem Erdloch verscharrt werden. Niemand wird jemals sein wahres Schicksal erfahren.
    ***
    Kokoschansky kehrt von der Toilette zurück und glaubt seinen Augen nich t zu trauen. Der Mann im wehenden Mantel, der bei den Liften steht und sich suchend umsieht, ist niemand anderer als Alfred Greter, der Oberschnüffler vom Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung. Zum Glück hat er den Journalisten nicht bemerkt, der sich hinter einer Ecke versteckt. Das ist kein Zufall. Natürlich hat es am Tatort, wo Petranko n iedergestochen worden war, bereits kurz nach dem Bekanntwerden der Tat nur so von Polizei gewimmelt, noch dazu, wo es einen Kollegen erwischt hat. Aber dass deshalb sofort Greter persönlich auf der Matte steht, ist doch etwas seltsam. Noch sind keine Journalistenkollegen im Kranken­haus ein getroffen, aber auch das kann nicht mehr lange dauern. Sicherlich werden Bundespolizeidirektion und Innenministerium längst mit dem SMZ Ost eine Vereinbarung abgeschlossen haben, dass keinerlei Informa­tionen nach außen dringen dürfen und die Ärzte unterliegen ohnehin der Schweigepflicht.
    Vorsichtig lugt Kokoschansky hinter der Mauerkante hervor. Greter steht noch immer vor den Aufzügen und scheint zu warten. An den Blinklichtern erkennt der Journalist, dass sich einer der Lifte gerade in Bewegung gesetzt hat. Ein paar Sekunden später öffnet sich die Tür und Koko­schansky fallen erneut beinahe die Augen aus dem Kopf. Bastian Schrenk von der Stadtzeitung Schmetterling begrüßt Greter, in der Branche allgemein hinter

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