Kokoschanskys Freitag
vorgehaltener Hand als dessen mediales Sprachrohr bekannt.
„Jetzt habt ihr euch beide ins Knie geschossen“, murmelt Kokoschansky und bringt trotz des Ernstes der Lage ein zynisches Lächeln zustande.
Greter und Schrenk können nur auf dem Wege zur Intensivstation sein, wo gerade Petranko auf dem OP-Tisch liegt. Wohin sonst?
Plötzlich fällt Kokoschansky siedend heiß Lena ein! Keinesfalls dürfen die beiden sie hier zusammen sehen. Dann eins und eins zusammenzuzähl en ist keine Kunst. Mit Sicherheit würde Greter Lena sofort unangenehme Fragen stellen. Sie wäre verpflichtet Rede und Antwort zu stehen. Er könnte für erhebliche dienstliche Schwierigkeiten bei ihren Vorgesetzte n sorgen und damit gleichzeitig Kokoschansky treffen. Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn Greter und der Journalist waren sich noch nie grün. Bastian Schrenk würde sich einen Artikel aus den Fingern saugen, der si ch gewaschen hat, und damit Lenas weitere Laufbahn nachhaltig beschädigen. Schließlich ist Insidern bekannt, dass Kokoschansky mit dieser Polizistin zusammenlebt, was auch von ihren Vorgesetzten notgedrungen akzeptiert, w enn auch nicht gern gesehen wird. Sie vertreten die Auffassung, ein Journalist und eine Exekutivbeamtin passen nicht zusammen, da sich Berufliches und Privates zu sehr überschneiden.
Kokoschansky riskiert erneut einen Blick aus seinem Versteck. Greter und Schrenk sind immer noch ins Gespräch vertieft, dass er liebend gerne belauschen würde, doch dafür fehlt ihm die Zeit. Nochmals eine letzte Rück versicherung, die beiden stehen mit dem Rücken zu ihm, sodass er mit ein paar großen Schritten, was mit seinen langen Beinen ein Klacks ist, unbe merkt den Flur durchqueren kann, um wieder in den Bereich der Intensivstation zu gelangen. Zwei Nachtschwestern wundern sich kopfschüttelnd über den Typ, der zu dieser Stunde an ihnen vorbeieilt. Keuchend erreicht er den Aufenthaltsraum, in dem Lena, glücklicherweise noch immer allein, wartet.
„Wo warst du denn so lange?“, fragt sie vorwurfsvoll. „Du hast es sicher nicht mehr ausgehalten und warst eine rauchen.“
„Blödsinn!“ Kokoschansky ringt nach Luft. „Lena, du musst abhauen. Greter ist im Anrollen. Frag jetzt nicht, verschwinde schleunigst nach Hause. Wenn er dich hier zusammen mit mir sieht, dann ist Feuer am Dach.“
„Scheiße ...“
„Genau. Weißt du etwas von Thomas?“
Lena verneint.
„Geh einfach ruhig den Flur hinunter. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Er kennt dich nicht und du bist in Zivil. Du kannst weiß Gott wer sein. Aber wenn er uns zusammen sieht, braucht er nur zu kombinieren. Auf der Nudelsuppe kommt der nicht dahergeschwommen. Außerdem ist dieser Schmierfink Schrenk vom Schmetterling bei ihm. Ich komme so schnell wie möglich nach. Ich will nur erst wissen, wie es Thomas geht.“
Zwar nicht besonders begeistert, fügt sich Lena ihrem Schicksal, Koko hat recht. Rasch verabschiedet sie sich und verschwindet.
Jemand hat eine Zeitung liegen lassen. Kokoschansky lümmelt sich auf einen Stuhl und versteckt sich hinter dem aufgeschlagenen Blatt. Mit satanis cher Vorfreude wartet er genüsslich darauf, in wenigen Minuten in zwei dumme Gesichter blicken zu können. Dieser Triumph lässt ihn sogar für einige Augenblicke die Sorge um das Überleben seines Freundes vergessen.
„Guten Abend“, begrüßt Greter höflich den Unbekannten hinter der Zeitung, als er den Raum betritt, aber mit diesem Befehlston in der Stimme, der ihn sofort unsympathisch macht. Schrenk spart sich einen Gruß.
„N’Abend“, dringt es hinter der Zeitung hervor.
„Ich werde mich mal nach einem Arzt erkundigen, der uns Auskunft geben kann“, meint Greter zu Schrenk.
„Das ist ziemlich sinnlos. Die sagen nichts, weil er noch immer operiert wird. Guten Abend, die Herren.“
Betont langsam senkt Kokoschansky die Zeitung, faltet sie sorgfältig zusammen und legt sie beiseite, während er die Reaktion der beiden mit dem ihm typischen zynischen Zug um die Mundwinkel beobachtet. Greter bewahrt sein übliches Pokerface, ohne Emotionen zu zeigen, im Gegensatz zu Schrenk, dem im sprichwörtlichen Sinne die Kinnlade herunterklappt.
„Was machst du hier?“, fragt ein total verblüffter Journalistenkollege.
„Warten ... Aber das Gleiche könnte ich dich fragen.“
„Interessant!“ Greter legt mit unveränderter Miene seinen Mantel über eine Stuhllehne. „Äußerst interessant und merkwürdig zugleich. Kokoschansky ...
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