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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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unterbrechen ihr Gespräch.
    Erst als der Name Erkan fällt, wird auch der Budeninhaber aus seiner Lethargie gerissen. „Was?“
    „Erkan! Er war doch dein Bruder, oder?“, bleibt Freitag hartnäckig.
    „Wer will das wissen? Seni ilgilendirmez.“ Das zornige Blitzen in den bernsteinfarbenen Augen des Türken ist nicht zu übersehen.
    „Sorry“, Freitag hebt beschwichtigend die Hände, „ich verstehe deine Sprache nicht.“
    „Das heißt, das geht dich einen Scheißdreck an. Woher willst du wissen , dass ich einen Erkan kenne und der mein Bruder sein soll?“
    „Mann, ich habe mich mit einigen deiner Landsleute am Taxistandplatz unterhalten. Da haben wir eben über die tragische Geschichte gesprochen . Einer hat mir dabei gesteckt, dass Erkan einen Bruder hatte, der den besten Döner in der Stadt machen soll. Und jetzt hatte ich Gusto darauf. Außerdem steht an deinem Laden Kaytan Ges.m.b.H . So schwer ist das doch nicht, oder?“
    „Und das soll ich dir abkaufen, schwarzer Mann?“ Das Gesicht des Türken bleibt regungslos. „Du hast gut gegessen, getrunken. Bezahle und hau ab, Götlük ... Arschloch.“
    „Das war aber jetzt nicht sehr freundlich“, brummt Freitag, legt das Geld auf den Tresen und weiß, es ist Zeit zu verschwinden, da sich nun auch die beiden Gäste von ihren Stühlen erheben und links und rechts neben ihm an der Theke aufpflanzen.
    ***
    Kokoschansky öffnet die Schlafzimmertür und atmet vor Erleichterung tief durch. Auch hier ist alles in Ordnung. Langsam lösen sich die schlimmsten Vorstellungen in seinem Kopf in nichts auf. Außerdem wäre er sehr verwundert gewesen, wenn sich Frau Kubela mit ihrer Tochter hier drin breitge macht hätte. Es kann nur eine Erklärung geben: Sie hat sich seiner Anwei sung widersetzt und ist mit Franziska frische Luft schnappen gegangen. Ver ­ständlich, aber dumm und unvorsichtig. Plötzlich wird ihm bewusst, das k ann eigentlich nicht sein. Denn weder er noch Lena hat den beiden einen Zweitschlüssel überlassen. Und sie kann auch nicht gegangen sein, weil sie Lena und ihm nicht länger mit dem Kind zur Last fallen wollte. Denn ihre Sachen sind noch in die Wohnung. Auch eine Flucht Hals über Kopf ist auszuschließen. Zumindest hätte Kubela dann versucht, Kokoschansky über das Festnetz zu erreichen.
    Nachdenklich nimmt Koko die Post, die er beim Betreten der Wohnung wie üblich auf die kleine Kommode im Flur gelegt hat. Zwei Drittel sind wie immer Reklame, der Rest auch nicht von besonderer Bedeutung. Gerade als er den Haufen wieder zurücklegen will, rutscht zwischen zwei Prospek ten ein weißes, unbeschriftetes Kuvert heraus, fällt zu Boden und erregt sofort seine Neugier. Wieder tauchen Bilder aus der Vergangenheit auf. Nicht zum ersten Mal, dass er Drohbriefe direkt nach Hause bekommt. Vorsichtig hebt er den Umschlag auf, kann aber nichts Verdächtiges entdecken. Nicht zugeklebt, nur die Lasche hineingeschoben. Trotzdem öffnet er das Ku vert mit spitzen Fingern und zieht ein zusammengefaltetes und beschriebenes Blatt Papier heraus.
    Liebe Lena, lieber Herr Kokoschansky!
    Sucht uns nicht. Ich bin euch für alles unendlich dankbar, was ihr für meine Tochter und mich getan habt, doch möchte ich euch nicht länger zur Last fallen und euch noch länger mit meinen Problemen belasten. Unsere Sachen werde ich mir bei Gelegenheit abholen, wenn die Umstände günstiger sind. Bitte bewahrt sie inzwischen auf. Und das Allerwichtigste: Haltet euch aus dieser verworrenen Geschichte heraus! Ihr könnt dabei nur draufzahlen.
    Irmgard Kubela
    „ Wenn die das selbst geschrieben hat, fresse ich einen Besen“, murmelt Kokoschansky, liest nochmals die wenigen Zeilen und lehnt sich gegen die Wand. „Nie und nimmer stammt dieser Text von ihr. Die beiden wurden unter einem Vorwand aus der Wohnung gelockt und entführt.“
    Mit schlurfenden Schritten latscht er in die Küche und setzt sich an den Tisch und starrt den Brief vor sich an, aus dem er nicht schlau wird. Tief in Gedanken versunken merkt er gar nicht, dass Lena nach Hause kommt. Er erschrickt als sie ihm einen Kuss auf die Wange drückt.
    „Hallo Schatz! Was ist los? Hier ist es ja wie ausgestorben.“
    Im Normalfall dröhnt das Radio oder die Stereoanlage mit Rockmusik.
    „Servus, Lena“, antwortet Kokoschansky und reicht ihr Kubelas Brief, den sie hastig überfliegt und danach auf einen Stuhl fallen lässt.
    „Das ist vielleicht Ding!“ Lena ist völlig überrascht. „Das kann ich einfach

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