Kokoschanskys Freitag
Journalist.
***
Inzwischen haben die Frauen die Zeit genützt, sich in ihrem Verlie s gegenseitig auszutauschen, wissen jeweils von der anderen Bescheid. Ihre gemeinsame Schnittstelle sind Ritzler und Kokoschansky.
Die Tür des Gefängnisses wird aufgesperrt, ein jüngerer Mann stellt wort los ein Tablett mit einer Kanne Kaffee, zwei Tassen und einem Teller mit belegten Broten auf den Schemel. Als er wieder gehen will, hält Sonja ihn an seinem Jackenärmel fest.
„Was soll das? Wo sind wir? Warum sind wir hier?“
Der Mann verpasst ihr einen Stoß, wodurch sie auf die Pritsche zurückfällt. Er blickt sie böse an, geht raus und verschließt die Tür wieder.
„Andreas Ritzler, du dreckiges, hinterhältiges Schwein!“ Voller Wut schlägt Sonja ihre Fäuste auf die Knie, hält sich dann die Hände vors Gesicht und beginnt hemmungslos zu weinen.
***
„ Das ist Rocco. Und das Koko oder Heinz Kokoschansky“, stellt Freitag die beiden Männer vor.
„ Du bist also dieses Journalisten-Weißbrot“, stellt Rocco taxierend fest und mustert Kokoschansky von oben bis unten. „Freitag ist ja hellauf begeistert von dir. Wenn du dich allerdings als linker Hund entpuppst, bist du fällig. Gehen wir.“
Die drei Männer gehen ein paar Stufen abwärts zum eigentlichen Probenraum. Rocco öffnet eine Stahltür, hinter der die Gefangenen sitzen und von zwei weiteren Schwarzen bewacht werden. Sonst ist niemand der Grup pe hier. Kokoschansky weiß nicht recht, ob er träumt oder wacht. Die Burschen sitzen noch immer gefesselt auf ihren Stühlen, aber jetzt wieder mit verbundenen Augen.
„Seid ...“, weiter kommt Kokoschansky nicht, da ihm Rocco blitzartig die Hand auf den Mund legt und ein Zeichen macht, wieder nach oben z u gehen.
Dort angekommen, fährt der Journalist Freitag an. „Seid ihr total bescheuert? Was soll diese Scheiße?“
„Jetzt krieg dich wieder ein“, versucht Rocco sofort Kokoschansky zu besänftigen. „Das es illegal ist, wissen wir auch. Hör dir aber erst mal an, warum wir das getan haben.“
„Da bin ich aber gespannt!“ Unwirsch nimmt Kokoschansky die ihm angebotene Flasche Cola entgegen und setzt zu einem kräftigen Schluck an.
Freitag übernimmt die Rolle des Erzählers, schildert detailgenau die Aktion, wie ihnen die drei Unglücksraben in die Falle gelaufen sind und welche Show sie hier mit ihnen abgezogen haben.
„Das ist ja der Hammer.“ Kokoschansky schüttelt sich vor Lachen. „Und diese Idioten haben euch das tatsächlich abgenommen?“
„Die glauben noch immer, wir zerhacken und fressen sie.“
„Das glaub ich einfach nicht ...“, wischt sich der Journalist die Lachtränen aus den Augenwinkeln, „... das ist eine so bescheuerte Nummer, dass sie beinahe genial ist. Aber wie wollt ihr da bloß wieder unbeschadet rauskommen?“
„Deshalb habe ich mich nicht gemeldet“, erklärt Freitag. „Wenn ich dir davon erzählt hätte, wärst du ausgeflippt und hättest sicherlich mit allen Mitteln versucht, mich davon abzubringen. Und es hat sich tatsächlich gelohnt.“ Der Rastaman zieht aus der Brusttasche seines Hemdes drei Kettchen an denen Medaillons hängen. „Das haben die Typen um den Hals hängen gehabt. Sieh dir mal die Zahl an. Bei allen gleich. Und da du mic h j a eingeweiht hattest, weiß ich auch deren Bedeutung. Wir sind auf der richtigen Spur. Na, Überraschung gelungen?“ Freitag badet sichtlich in seinem Triumph.
„Hm, das kann man wohl sagen“, grinst Kokoschansky und meint dan n augenzwinkernd: „Und ich habe schon eine Idee. Aber ab jetzt keine Alleingänge mehr, okay? Jetzt zerlegen wir diesen Scheißhaufen in seine Einzelteile, jedoch ich sage, wo’s langgeht.“
„Ja, Bwana, ja ...“, spottet Freitag. „Der Boss befiehlt und schwarzes Massa kuscht.“
„Was jetzt? Ist der Typ jetzt okay oder doch nur ein weiterer weißer Arsch?“ Rocco bleibt misstrauisch.
„Halt’s Maul, Rocco“, staucht ihn Freitag zusammen, „Koko ist in Ordnung.“
„Dann suchen wir doch unsere Pappenheimer wieder auf“, sagt Kokoschansky und geht voran.
Er stößt die Tür zum Probenraum auf und brüllt mit martialischer Stimme: „Adolf Hitler! Sieg Heil!“ Selbst Goebbels hätte bei diesem Tonfall sofort die Hacken zusammengeschlagen und hätte wie eine Eins stramm gestanden.
Die beiden schwarzen Bewacher sind wie vom Donner gerührt, aber Freitag gibt ihnen per Handzeichen zu verstehen, sich ruhig zu verhalten.
„Seht ihr, Kameraden!“,
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