Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
Bernie war so gut wie tot. Entweder würden ihn die drei Kilo Kokain umbringen oder die Leute, die hinter dem Koffer her waren: das Duo Infernale, der Psychopath Petrus, der Paranoiker Charly Hoballa oder der Killer aus Kolumbien, der bereits im Hauptbahnhof ein Massaker angerichtet hatte, wenn man dem Express- Bericht glauben durfte, und er sah keinen Grund, an der Seriosität des Express zu zweifeln.
    Bernie war verloren.
    Nichts und niemand konnte ihm helfen.
    Jetzt galt es, zumindest den Kokskoffer zu retten, und als Rettungshubschrauber war Tommy Zet genau der richtige Mann dafür.
    »Du mußt aus der Stadt verschwinden«, erklärte er dem Gespenst vor ihm, »und zwar so schnell wie möglich. Du mußt dich irgendwo verstecken, wo dich niemand kennt und niemand kennenlernen will – am besten in der Wüste Gobi. Da bleibst du so lange, bis Gras über die Sache gewachsen ist, und wenn du nach zehn oder zwanzig Jahren nach Köln zurückkommst, kannst du ein völlig neues Leben beginnen.«
    Er beugte sich über den Spiegel, zerhackte mit einer Rasierklinge ein paar Klumpen Kokain, schnupfte eine Linie und kippte zurück auf die Couch.
    »Großer Gott!« keuchte er. »Was für ein Wahnsinnszeug! Kein Wunder, daß die; halbe Stadt hinter dir her ist!«
    »Gott ist nicht groß«, belehrte ihn Bernie. »Gott mißt nicht mehr als dreiunddreißig Zentimeter und sonntags noch viel weniger.« Er kratzte sich nachdenklich unter der Antennenkappe. »Aber dein Vorschlag mit der Wüste Gobi ist gar nicht so schlecht. Wenn ich den Koffer verkaufe und das Geld auf einem Sparbuch deponiere, könnte ich nach zwanzig Jahren allein von den Zinsen meine Schulden bezahlen.«
    »Am besten fliegst du noch heute nacht«, stimmte Tommy sofort zu. Begeistert sprang er auf. »Am besten gehst du sofort nach Hause und holst deine Zahnbürste, und ich buch’ dir währenddessen einen Flug nach Ulan Bator. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung in die Wüste. Morgen früh …«
    »Aber ich kann nicht nach Hause!« protestierte Bernie mit einem panischen Funkeln in den glasigen Augen. »Deshalb bin ich doch zu dir gekommen! Oder meinst du im Ernst, ich wäre hier bei dir, wenn ich bei mir zu Hause sein könnte? Wenn ich auch nur einen Fuß in meine Wohnung setze, bin ich ein toter Mann!«
    »Kein Problem, Alter. Dann geh’ eben ich zu dir und hol’ deine Zahnbürste, und du läßt den Koffer hier und suchst einen Käufer für die drei Kilo. Abgemacht?«
    Bernie zögerte. Der Gedanke, sich von dem Koffer zu trennen, gefiel ihm überhaupt nicht, aber er hatte keine andere Wahl; er mußte Tommy vertrauen. Schließlich war er der Rettungshubschrauber und sein einziger Freund in einer Welt voller mörderischer Feinde.
    »Ich frag’ mich nur, wo wir auf die Schnelle einen Käufer für drei Kilo Koks hernehmen sollen«, unkte er. »Das frag’ ich mich wirklich!«
    »Frag nicht dich; frag lieber mich.« Tommy Zet bückte sich, zog einen Karton unter der Couch hervor und wühlte in einem Haufen verbrauchter Batterien, bis er ein Sechserpack frischer Kraftzellen für seinen Hubschrauber fand. »Ich weiß schon, wer uns die drei Kilo abnehmen wird – der Typ heißt Killer. Er ist der Boß der Kamikaze Kölle.«
    Bernie kippte vor Schreck fast von seinem Stuhl. »Diese Rocker aus dem Radau em Veedel?« keuchte er. »Also eher lass’ ich mich umbringen, als auch nur einen Fuß in diese Mörderhöhle zu setzen!«
    Tommy Zet ließ warnend seine Sirene aufheulen. »Wenn du nicht bald aus Köln verschwunden bist, wird man dich umbringen, Alter, und verschwinden kannst du nur mit dem Geld aus dem Koksdeal. Außerdem sind die Kamikazes besser als ihr Ruf – harmlose Motorradliebhaber, die nur gefährlich aussehen, aber keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    »Wenn ich eine Fliege wäre, würde mich das beruhigen, aber so …«
    »Keine Panik. Killer ist ein guter Freund von mir. Sag ihm, daß ich dich geschickt habe, und die Sache ist gelaufen.«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht. Ich meine, der Kerl heißt doch nicht ohne Grund Killer, oder? Und wieso soll ich zu ihm gehen, wenn du ihn kennst?«
    »Weil einer von uns hierbleiben muß, um den Koffer zu bewachen, und ich kenn’ mich in der Wohnung viel besser aus als du. Ist doch klar, oder? Und was kann Killer denn dafür, daß er Killer heißt? Du heißt doch auch Barnovic, und niemand denkt sich was dabei.« Tommy ließ ungeduldig die Sirene heulen. »Was ist? Willst du warten, bis Petrus aufkreuzt und

Weitere Kostenlose Bücher