Kolibri
zum Aufzug. Ohne sich umzudrehen drückte er den Knopf und wartete. Nach ein paar Sekunden erschien auch die Frau, die Schrempf allerdings nur als Schatten wahrnahm, da sie das Licht im Büro gelöscht hatte. Sie glitt zum Lift, dessen Tür sich gerade mit einem gedämpften Klingeln öffnete, und trat hinter Baumgartner in die Kabine. Schrempf wartete, bis die Tür sich wieder geschlossen und der Aufzug sich in Bewegung gesetzt hatte, ehe er die Deckung seines Versteckes verlieà und hastig zur Tür von Bergers Büro ging. Er öffnete sie vorsichtig und fand den Weg zum Safe ohne groÃe Mühe mit Hilfe seiner Taschenlampe. Er grinste und wischte sich den Schweià von der Stirn, während er den schweren Sessel ein wenig zur Seite rollte und sich auf den Boden gleiten lieÃ, um den Safe, der im Boden eingelassen war, bequemer öffnen zu können. Er legtedie Hand auf das Drehrad und erstarrte. Für einen Moment fühlte sich sein Kopf glühend heià an, ein Hochofen, dessen Druckventil jeden Moment zu bersten drohte, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und begnügte sich damit, seinen Frust damit abzureagieren, dass er leicht gegen die Tür des Safes schlug. Des Safes, dessen Kombination er nicht kannte.
Die Luft im Truppentransporter war heià und stickig. Fritz Drechsler lehnte an der gerippten Metallwand des Wagens und zupfte sein schweiÃfeuchtes T-Shirt mit spitzen Fingern von seinem Bauch weg, um sich ein wenig Kühlung zu verschaffen. Er wäre dafür gewesen, die Tür einen Spalt breit zu öffnen, aber Kalina, der Dolores Hightower gerade eine Tasse Kräutertee aus seiner Thermoskanne einschenkte, war dagegen gewesen. Die verdammten Reporter werden uns bei lebendigem Leib fressen, hatte er gesagt, und Drechsler hatte gesagt, immer noch besser, als zu ersticken, und Kalina hatte ihm diesen Blick zugeworfen, der normalerweise nur nichtswissenden und ignoranten Zivilisten zugedacht war, und hatte gesagt, du kannst ja rausgehen, wenn du es nicht aushältst, und dabei ganz beiläufig auf die PR-Agentin von Amnat geschielt, der die Hitze nichts auszumachen schien.
âIch dachte, ihr Amis mögt nur dünnen, scheuÃlichen Kaffeeâ, sagte Drechsler, während Hightower genüsslich einen Schluck Tee aus dem Plastikbecher, den Kalina ihr gereicht hatte, trank.
âMeine europäische Erziehung zeigt manchmal ihre hässliche Fratzeâ, entgegnete Hightower und grinste schelmisch.
Drechsler warf einen Blick zu Kalina, der sich in dem unbequem aussehenden Sessel niedergelassen hatte und in ein winziges Handy murmelte, und seufzte: âIch hätt gern eine Cola, eiskalt, mit Eiswürfeln und Zitrone.â
Kalina bedeckte die Sprechöffnung mit seinem Daumen und sagte, ohne eine Miene zu verziehen: âDann geh zu McDonaldâs.â
Hightower gab ein leises Glucksen von sich und kraulte den riesigen Windhund, der zu ihren FüÃen kauerte wie ein zusammengeklappterLiegestuhl, hinter den Ohren. Der Hund gab ein gedämpftes Brummen von sich und gähnte zweimal, ehe er sich auf die Seite legte und in eine Art Koma zu fallen schien.
âWie heiÃt er?â, fragte Drechsler, um ein wenig Konversation zu machen. Er fühlte sich angespannt wie eine zusammengedrückte Stahlfeder und hätte am liebsten Sachen durch die Gegend geschmissen und irgendwelche Leute angebrüllt, aber er wusste, dass er sich zusammenreiÃen musste, wollte er weiterhin in der Kommandozentrale, diesem heiÃen, stickigen Höllenloch von einem Truppentransporter bleiben; und das wollte er unbedingt. Sollte sich irgendeine Gelegenheit ergeben, Maria aus der Fabrik rauszuholen, wollte er dabei sein.
âEs ist eine Sieâ, sagte Hightower und warf der Hündin einen liebevollen Blick zu. âSie heiÃt Nubia.â
Drechsler, der sich nicht viel aus Hunden machte, murmelte âHübscher Nameâ in seinen Bart und starrte auf das Bildschirmtelefon, das auf der Konsole neben ihm stand und schwarz und stumm war. Warum riefen die Arschlöcher aus dem Rathaus nicht an? Vor ein paar Minuten hatte sich Qualtinger, der Verbindungsoffizier, gemeldet, um mit Kalina und dem polizeilichen Einsatzleiter, der sofort nach dem Gespräch weià Gott wohin verschwunden war, die weitere Vorgangsweise zu besprechen, und seitdem hatte das Bildschirmtelefon nicht mehr geläutet. Kalina hatte sich Vorwürfe und
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