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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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zum Aufzug. Ohne sich umzudrehen drückte er den Knopf und wartete. Nach ein paar Sekunden erschien auch die Frau, die Schrempf allerdings nur als Schatten wahrnahm, da sie das Licht im Büro gelöscht hatte. Sie glitt zum Lift, dessen Tür sich gerade mit einem gedämpften Klingeln öffnete, und trat hinter Baumgartner in die Kabine. Schrempf wartete, bis die Tür sich wieder geschlossen und der Aufzug sich in Bewegung gesetzt hatte, ehe er die Deckung seines Versteckes verließ und hastig zur Tür von Bergers Büro ging. Er öffnete sie vorsichtig und fand den Weg zum Safe ohne große Mühe mit Hilfe seiner Taschenlampe. Er grinste und wischte sich den Schweiß von der Stirn, während er den schweren Sessel ein wenig zur Seite rollte und sich auf den Boden gleiten ließ, um den Safe, der im Boden eingelassen war, bequemer öffnen zu können. Er legtedie Hand auf das Drehrad und erstarrte. Für einen Moment fühlte sich sein Kopf glühend heiß an, ein Hochofen, dessen Druckventil jeden Moment zu bersten drohte, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und begnügte sich damit, seinen Frust damit abzureagieren, dass er leicht gegen die Tür des Safes schlug. Des Safes, dessen Kombination er nicht kannte.
    Die Luft im Truppentransporter war heiß und stickig. Fritz Drechsler lehnte an der gerippten Metallwand des Wagens und zupfte sein schweißfeuchtes T-Shirt mit spitzen Fingern von seinem Bauch weg, um sich ein wenig Kühlung zu verschaffen. Er wäre dafür gewesen, die Tür einen Spalt breit zu öffnen, aber Kalina, der Dolores Hightower gerade eine Tasse Kräutertee aus seiner Thermoskanne einschenkte, war dagegen gewesen. Die verdammten Reporter werden uns bei lebendigem Leib fressen, hatte er gesagt, und Drechsler hatte gesagt, immer noch besser, als zu ersticken, und Kalina hatte ihm diesen Blick zugeworfen, der normalerweise nur nichtswissenden und ignoranten Zivilisten zugedacht war, und hatte gesagt, du kannst ja rausgehen, wenn du es nicht aushältst, und dabei ganz beiläufig auf die PR-Agentin von Amnat geschielt, der die Hitze nichts auszumachen schien.
    â€žIch dachte, ihr Amis mögt nur dünnen, scheußlichen Kaffee“, sagte Drechsler, während Hightower genüsslich einen Schluck Tee aus dem Plastikbecher, den Kalina ihr gereicht hatte, trank.
    â€žMeine europäische Erziehung zeigt manchmal ihre hässliche Fratze“, entgegnete Hightower und grinste schelmisch.
    Drechsler warf einen Blick zu Kalina, der sich in dem unbequem aussehenden Sessel niedergelassen hatte und in ein winziges Handy murmelte, und seufzte: „Ich hätt gern eine Cola, eiskalt, mit Eiswürfeln und Zitrone.“
    Kalina bedeckte die Sprechöffnung mit seinem Daumen und sagte, ohne eine Miene zu verziehen: „Dann geh zu McDonald’s.“
    Hightower gab ein leises Glucksen von sich und kraulte den riesigen Windhund, der zu ihren Füßen kauerte wie ein zusammengeklappterLiegestuhl, hinter den Ohren. Der Hund gab ein gedämpftes Brummen von sich und gähnte zweimal, ehe er sich auf die Seite legte und in eine Art Koma zu fallen schien.
    â€žWie heißt er?“, fragte Drechsler, um ein wenig Konversation zu machen. Er fühlte sich angespannt wie eine zusammengedrückte Stahlfeder und hätte am liebsten Sachen durch die Gegend geschmissen und irgendwelche Leute angebrüllt, aber er wusste, dass er sich zusammenreißen musste, wollte er weiterhin in der Kommandozentrale, diesem heißen, stickigen Höllenloch von einem Truppentransporter bleiben; und das wollte er unbedingt. Sollte sich irgendeine Gelegenheit ergeben, Maria aus der Fabrik rauszuholen, wollte er dabei sein.
    â€žEs ist eine Sie“, sagte Hightower und warf der Hündin einen liebevollen Blick zu. „Sie heißt Nubia.“
    Drechsler, der sich nicht viel aus Hunden machte, murmelte „Hübscher Name“ in seinen Bart und starrte auf das Bildschirmtelefon, das auf der Konsole neben ihm stand und schwarz und stumm war. Warum riefen die Arschlöcher aus dem Rathaus nicht an? Vor ein paar Minuten hatte sich Qualtinger, der Verbindungsoffizier, gemeldet, um mit Kalina und dem polizeilichen Einsatzleiter, der sofort nach dem Gespräch weiß Gott wohin verschwunden war, die weitere Vorgangsweise zu besprechen, und seitdem hatte das Bildschirmtelefon nicht mehr geläutet. Kalina hatte sich Vorwürfe und

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