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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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bedient.“
    Drechsler seufzte und betrachtete teilnahmslos, wie Nubia die acht Würstchen in ebenso vielen Sekunden hinunterschlang und anschließend, nachdem sie mit einem enttäuschten Blick auf denleeren Teller festgestellt hatte, dass nichts mehr da war, ein wenig Wasser aus der Schüssel schlabberte, ehe sie sich hinlegte und wieder in diesen komaähnlichen Zustand verfiel.
    Simon verließ den Transporter, Kalina klemmte sich das winzige Handy zwischen Ohr und Schulter fest und Hightower holte ein kleines, in blutrotes Leder gebundenes Notizbuch aus der Brusttasche ihrer Latzhose, in das sie mit konzentrierter Miene mit einem spaghettidünnen goldenen Kugelschreiber kritzelte. Kalina beendete sein Gespräch und sagte aufgebracht zu Hightower: „Was schreiben Sie da?“
    â€žGeheim“, sagte Hightower und drückte das Buch gegen ihre Brust.
    Kalina beugte sich vor und versuchte, Hightower das Buch zu entreißen, aber die Amerikanerin war schneller. Sie drehte sich zur Seite und ließ Kalinas Angriff ins Leere laufen.
    â€žWenn Sie das noch mal versuchen, breche ich Ihnen die Nase“, sagte sie schließlich und lehnte sich in ihrem Sessel zurück.
    Kalina musterte sie einige Sekunden mit ausdruckslosem Gesicht, dann lächelte er und klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. „Langsam verstehe ich, warum Ihr Boss aus Amerika will, dass Sie sich um die Angelegenheit hier kümmern“, sagte er und deutete mit dem Kinn auf das Notizbuch, das in Hightowers großen Händen beinahe verschwand. „Irgendwelche Ideen, wie wir aus dem Schlamassel hier ohne gröbere Verluste rauskommen?“
    Hightower überlegte ein paar Sekunden, dann nickte sie und sagte: „Ideen hätte ich schon.“
    â€žAber?“, sagte Drechsler.
    â€žBevor ich mit meinen Ideen rausrücke, muss noch eine Frage geklärt werden.“
    â€žNämlich?“
    â€žStürmen wir noch mal, oder nicht?“
    â€žDie WEGA wird die Fabrik noch mal stürmen, das ist dir doch klar, oder?“, sagte Maria, während sie ihre kleine schicke Digitalkamera auf die neue, glänzende Tischzentrifuge richtete.
    Karl zuckte mit den Schultern, hockte sich vorsichtig auf den ebenfalls neuen Kühlschrank, der das Labor mit einem leisen Brummen erfüllte, und betrachtete seine Fußsohlen, die vom Rundgang durch die Fabrik ziemlich mitgenommen waren. Die Pflaster hatten sich gelöst und die vom grellorangefarbenen Merfen umrandeten Schnitte bluteten leicht. Ich und Bruce Willis, dachte er wieder, und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
    â€žDu findest das witzig?“, fragte Maria und nahm nacheinander den Exsiccator, das Ultraschallbad und einen der Trockenschränke ins Visier ihrer Kamera.
    Karl, der keine Ahnung hatte, was an diesen Geräten so interessant sein sollte, dass sie es verdienten, gefilmt zu werden, Atmosphäre nannten das die Leute vom Fernsehen wahrscheinlich, schüttelte den Kopf und sagte: „Ich find’s nicht witzig, glaub mir. Die werden jetzt stinksauer sein und mich bewusstlos prügeln und mir die Rippen eintreten und was sonst noch alles.“
    Mit einem theatralischen Seufzer ließ Maria ihre Kamera sinken, bis sie locker von ihrem gebräunten Handgelenk baumelte, musterte Karl ein paar Sekunden und schnalzte schließlich missbilligend mit der Zunge.
    â€žWas?“, sagte Karl, heftiger als beabsichtigt.
    Maria grinste spöttisch, richtete ihre Kamera auf ihn und sagte: „Du hast keine Ahnung, was du jetzt tun sollst, richtig?“
    Vorsichtig kletterte Karl vom Kühlschrank und humpelte zum Ausguss, wo er sich, in Ermangelung eines Trinkglases, eine große Petrischale mit Wasser füllte, das er so hastig trank, dass die Hälfte auf seinem T-Shirt landete. Dann drehte er sich um, lehnte sich gegen die Arbeitsfläche und sagte: „Ich weiß genau, was ich tue.“
    â€žNämlich?“, fragte Maria und ließ ihre Kamera über die Reihen der stumpfgrauen Chemikalienschränke wandern.
    â€žIch wollte fair spielen“, sagte Karl.
    â€žFair? Ich weiß ja nicht, was dein Boss dir angetan hat, aber sich in seiner Fabrik zu verschanzen und zu drohen, diese zu sprengen, würde ich nicht gerade fair nennen. Auch wenn’s nur ein Bluff ist.“
    Karl lächelte wehmütig und betrachtete sie, wie sie ihn anschaute, durch das Auge ihrer schicken Kamera, und er

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