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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Brust.
    Genau das, dachte Karl und lächelte.
    â€žWas?“
    â€žNichts.“
    â€žWarum lachst du dann so blöd?“
    â€žWeil ich dich eben kenne, deshalb.“
    Maria schickte ein paar Küsse in ihre hohle Hand und schleuderte diese zu Karl, der sie auffing, inhalierte und dann die Augen verdrehte. Glucksend schwang sich Maria wieder aufs Rad und fuhr ihre Runden, vorbei an den Kartons und Paletten, wobei sie leise vor sich hinsummte. Karl wusste, dass er die Melodie kannte, aber ihm fiel ums Verrecken nicht ein, wie das verdammte Lied hieß. Dann, als Maria zum wiederholten Male an den Paletten, auf denen er hockte, vorbeistrampelte, wusste er plötzlich, was Maria da sang.
    Er erhob sich, winkte Maria zu sich und sagte: „Gehen wir wieder rauf, ins Büro.“
    â€žWarum das denn?“
    Schelmisches Lächeln. „Überraschung.“
    â€žEigentlich heißt er ja Stock-im-Eisen-Platz“, sagte der Bürgermeister.
    â€žWas?“, sagte Dolores Hightower und wandte den Kopf von den Handwerkern ab, die gerade die letzten Bretter auf passende Länge sägten.
    â€žDieser Platz hier“, sagte der Bürgermeister und beschrieb mit seinem Arm einen Halbkreis. „Alle Leute nennen ihn Stephansplatz, aber in Wirklichkeit ist der links …“
    â€žMiss Hightower?“ Qualtinger hatte sich plötzlich neben ihr materialisiert und tippte ihr auf die Schulter.
    â€žJa?“
    â€žDa drüben sind ein paar Fernsehteams, die hier reinwollen. Ist das in Ordnung?“
    Hightower schaute zu den Absperrungen aus Trassenband, hinter denen sich, verwunderlich für diese Uhrzeit, es war fast halb vier in der Nacht, ein paar einsame Gestalten versammelt hatten. Ein paar von ihnen trugen Kameras, schwere Taschen und Mikrophone. „Lassen Sie sie rein. Aber vorerst keine Gaffer.“ Die würden sie später brauchen. Wenn alles bereit war.
    Qualtinger nickte, marschierte zum Trassenband und winkte die Kamerateams lässig zu sich. Ein oder zwei Passanten, die versuchten, sich ebenfalls Zutritt zum Platz zu verschaffen, winkte er ebenso lässig wieder hinter die Absperrung zurück. Du hättest Verkehrspolizist werden sollen, schoss ihm durchs Hirn. Oder Diktator.
    Hightower ging zu den Handwerkern hinüber und besprach mit ihnen die letzten Arbeitsschritte. Der Bürgermeister setzte sich auf die Steinbank vor dem Haashaus, das, genauso wie die gegenüberliegende
Aida
, der Stephansdom sowie alle anderen Gebäude, die den Platz säumten, in grelles Scheinwerferlicht getaucht war, und atmete erleichtert aus. Ja, er hatte sich Sorgen gemacht, jetzt, angesichts von Hightowers beinahe beängstigender Effizienz, konnte er das durchaus zugeben (natürlich nur sich selbst, er war schließlich lange genug Politiker, um zu wissen, wie weit Ehrlichkeit gehen durfte), allein, wenn er sie jetzt so beobachtete, wie sie ruhig und souverän mit den Arbeitern sprach, die erst vor einer knappen Stunde aus dem Bett geholt worden waren und ungekämmt und mit verquollenen Augen um die Amerikanerin herumstanden und ihre Anweisungen widerspruchslos befolgten, wenn er ihr also so zuschaute bei ihrer Arbeit, dann spürte er zwei Dinge: unendliche Erleichterung und eine gewisse Bewunderung. Der Bürgermeister wusste nicht viel über Hightower, nur das bisschen Tratsch, das offensichtlichallen bekannt war und auch an ihn weitergereicht worden war, und er konnte sich vorstellen, dass diese Aufgabe hier für sie vielleicht nicht gerade ein Zuckerschlecken sein würde, andererseits unterstellte er ihr einfach, dass sie weit größere Probleme mit ihrer effizienten Art gelöst hatte. Du solltest sie engagieren, sagte er sich und lachte in der selben Sekunde. Mit welchem Geld?
    â€žNa, müde?“, sagte Hightower und ließ sich neben dem Bürgermeister nieder. Sie roch nach Sägemehl, ihre Hände waren an manchen Stellen aufgeschürft, ihr Gesicht war gerötet. Offensichtlich hatte sie mehr getan, als nur die anderen herumzukommandieren.
    â€žDas sollte ich eigentlich Sie fragen“, sagte der Bürgermeister. „Schließlich machen Sie hier die ganze Arbeit.“
    Hightower lachte. „Erstens macht mir die Arbeit Spaß und zweitens brauch ich wenig Schlaf.“
    â€žDarf ich Sie mal was fragen, was Persönliches?“
    â€žNur zu.“
    â€žWie kommt es, dass Sie, ich meine, Sie sprechen

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