Kolibri
Ãrzte und Nubia bei ihm angelangt waren. Sie befanden sich nur wenige Meter neben einem Versorgungscontainer der Wiener Rettung, vor dem zwei Sanitäter in frisch gebügelten Uniformen in äuÃerst bequem aussehenden Liegestühlen lümmelten und Cola aus Dosen tranken.
âWas ist los?â, fragte Widmaier und blickte sich um. âWarum bleiben wir hier stehen?â
Ehe Drechsler antworten konnte, klingelte das Handy von Kollaritz, ein unglaublich lauter und durchdringender Ton, der die beiden Sanitäter aus ihren Stühlen hochfahren lieÃ. Umständlich fummelte Kollaritz den Ziegel, den er Mobiltelefon nannte, von seinem Gürtel, drückte auf den grünen Hörer und sagte: âJa?â
âHaben Sie mich schon vermisst?â, fragte eine tiefe, weibliche Stimme.
âWer spricht denn dort, bitte?â
Ein gedämpftes Lachen, dann: âJetzt bin ich aber wirklich enttäuscht.â
âFrau, ich meine, Miss Hightower?â
âBingo. Wie gehtâs meinem Hund?â
Kollaritz spürte die Enttäuschung wie einen Stich in seiner Brust. Deshalb hatte sie angerufen, nur wegen dieses Hundes. âEs geht ihm gutâ, sagte er leise und wie zur Bestätigung sprang Nubia an ihm hoch und vergrub ihren Kopf in seiner Jacke.
âFreut michâ, sagte Hightower und lachte erneut. âUnd Ihnen, wie geht es Ihnen?â
âMir?â, fragte Kollaritz und hüstelte. âNa ja, mir geht es ebenfalls gut, denke ich.â
âSie denken?â
âGelegentlich, ja.â
âSie sind mir schon einerâ, sagte Hightower. âVielleicht sollten wir, wenn das alles hier vorbei ist, mal zusammen essen gehen oder so, was meinen Sie?â
âKlingt gut.â
âFind ich auch.â
âWie läuftâs denn mit Ihrem Plan?â
âOh, groÃartig, keine Sorge.â
âUnd wann erfahren wir, wie dieser Plan aussieht?â
âFrüh genug.â
âGehtâs nicht ein bisschen genauer?â
Am anderen Ende der Leitung war Stimmengemurmel zu vernehmen, offensichtlich beriet sich Hightower mit irgendwelchen Leuten. SchlieÃlich sagte sie: âSo gegen Sonnenaufgang müsste die Anlage fertig sein.â
âWas für eine Anlage?â
âSchalten Sie einfach den Fernseher ein, Darling. Und vergessen Sie nicht, ab und an den Hund zu füttern.â Damit legte sie auf.
âWer war das?â, fragte Lehner.
âDolores Hightowerâ, sagte Kollaritz und fasste das Gespräch zusammen, ohne allerdings die Einladung zum Essen zu erwähnen. Das ging nur ihn und die Amerikanerin etwas an.
âNa schönâ, brummte Widmaier und wandte sich an Drechsler, der die beiden Sanitäter die ganze Zeit über beobachtet hatte, âvielleicht könntest du uns jetzt erklären, was wir hier tun.â
âIch bin müdeâ, sagte Drechsler.
âNa und, das bin ich auchâ, sagte Widmaier und erntete von Kollaritz und Lehner ein zustimmendes Nicken. Nubia lag bereits am Boden, Antwort überflüssig.
âSeht euch mal diese Liegestühle da an und dann stellt euch vor, die stehen dort hinten in dieser dunklen Ecke neben dem Baugerümpel und â¦â
âGenugâ, sagte Widmaier und hob die Hand, âsonst schlafe ich auf der Stelle ein. Schnappen wir uns die Stühle.â
Die beiden Sanitäter staunten nicht schlecht, als plötzlich vier Männer und ein Hund vor ihnen auftauchten und vier Liegestühle verlangten, die sie für ein paar Stunden ausleihen könnten.
âDas geht nichtâ, sagte der eine Sanitäter, der karottenrot gefärbtes Haar hatte.
Widmaier zückte seinen Polizeiausweis und hielt ihn dem Bengel vors Gesicht. âWir sind hier im Einsatz, genau wie ihr, und wir wollen uns bloà ein bisschen ausruhen. In dem Container stehen doch bestimmt noch mehr Stühle, hab ich Recht?â
Der andere Sanitäter, der sein Haar bis auf die Kopfhaut abgeschoren hatte, warf einen Blick zur angelehnten Tür des Containers.Drechsler, der dem Blick folgte, schaute ins Innere des Metallwürfels und entdeckte einige übereinandergestapelte Liegestühle. âDa drin sind welcheâ, sagte er zu Widmaier, der zum Container ging, die Tür aufriss und anfing, einen Stuhl nach dem anderen nach drauÃen zu reichen, wo sie von Drechsler und den beiden anderen in Empfang genommen
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