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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Packung und zündete sie an. Nelkengeruch machte sich breit.
    Karin schlug Widmaier mit der Zeitung gegen den Oberarm. „Red doch nicht so einen Unsinn daher, Erich“, sagte sie. „Du kennst doch gar keine Fernsehleute.“
    â€žZum Glück nicht“, brummte Widmaier.
    Karin wandte sich an Drechsler, der schweigend vor sich hinrauchte und mit einem Auge den Fernseher im Blick behielt, in dem immer noch, oder schon wieder, Werbung lief.
    â€žHör nicht auf ihn“, sagte sie. „Ich bin sicher, sie ist nett.“
    â€žWenn eine Frau beim Fernsehen arbeitet, ist sie meiner Meinung nach eine Tussi“, sagte Widmaier bestimmt und fügte mit gewichtiger Handbewegung hinzu: „Per definitionem.“
    Drechsler lachte und warf seinem Partner einen spöttischen Blick zu. „Seit wann verwendest du denn so schmutzige Ausdrücke?“
    â€žHab ich in der Millionen-Show gelernt“, sagte Widmaier und grinste schelmisch.
    Karin lachte, legte ihre Arme um Widmaiers massige Schultern und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Widmaier entwand sich ihrer Umarmung, deutete auf die Männer, die an den Nebentischen saßen, und sagte: „Die Moslems mögen das nicht, wenn man sich in der Öffentlichkeit küsst.“
    â€žIch glaube, dir ist das unangenehmer als den Moslems“, sagte Drechsler und grinste.
    â€žIch könnte kein Moslem sein“, sagte Widmaier bestimmt und trank noch einen Schluck Red Bull.
    â€žWegen Kussverbot in der Öffentlichkeit?“, fragte Karin.
    â€žNein, dann dürfte ich kein Schweinefleisch essen. Stell dir vor, ein Sonntag ohne Schnitzel.“ Er seufzte und tätschelte seinen Bauch. „Eine Horrorvorstellung.“
    Drechsler dämpfte seine Zigarette aus und sagte: „Ich dachte immer, das sind orthodoxe Juden, die kein Schweinefleisch essen.“
    â€žDie mit den Bärten?“
    Drechsler zuckte mit den Schultern. „Sind das nicht Moslems? Die haben Bärte und Turbane.“
    â€žDu meinst Inder.“
    â€žInder tragen Saris.“
    â€žNur die Frauen.“
    â€žUnd die Männer?“
    â€žBärte.“
    â€žAlso sind die Inder Moslems?“
    â€žVermutlich.“
    â€žIhr seid Kindsköpfe“, sagte Karin und warf erst ihrem Mann,dann Drechsler einen abschätzenden Blick zu. „Bist du sicher, dass diese Fernsehfrau was mit einem Kindskopf anfangen will?“
    Drechsler ließ die Holzblüten der Kette durch seine Finger gleiten und sagte: „Ich hoffe schon.“
    â€žWann siehst du sie wieder?“
    Drechsler warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wenn ich Glück habe, in ein paar Stunden.“
    â€žWow“, sagte Romy, „ein Bombentyp.“
    â€žHoffentlich in mehr als nur beruflicher Hinsicht“, sagte Isabella mit skeptischem Gesicht, nachdem ihnen Maria erzählt hatte, was bis jetzt mit Fritz Drechsler gelaufen war, was nicht allzu viel war. Noch nicht.
    Sie standen im hinteren Raum, umgeben von Yuppies in ihren schicken Anzügen und Künstlertypen in farbenfrohen Billigklamotten (zumindest hielt Maria sie für Künstlertypen, vielleicht waren sie auch nur Schnorrer),
Music Sounds Better With You
von Stardust schepperte blechern aus einem verbeulten tragbaren Sony-CD-Player, und versuchten, den wenigen Platz zu so etwas Ähnlichem wie tanzen zu nutzen.
    â€žUnd wie geht’s weiter mit ihm?“, fragte Romy und drehte sich zu Maria, um den Fängen eines Enddreißigers zu entkommen, der Romys Meinung nach ein entschieden zu enges T-Shirt für den Bauch darunter trug.
    Maria zuckte mit den Schultern und fächelte sich Luft zu. Hier hinten war es so heiß, dass sie schon streichfähig war. „Ich werde ihn später anrufen und fragen, ob er mit aufs
Svelte-Mincer
-Konzert geht.“
    Romy verzog das Gesicht. „Ein Bulle, der auf
Svelte Mincer
steht?“, fragte sie. „Kann ich mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen. Ich dachte, denen gefällt Helmut Lotti oder so was in der Art.“
    Maria lachte. „Erstens ist er kein Bulle im herkömmlichen Sinn und zweitens hoffe ich, dass er mehr an mir als an der Musik interessiert ist.“
    â€žVerstehe“, sagte Romy.
    â€žBin gleich wieder da“, sagte Maria und ging zum Tisch, schnappte sich ihre Handtasche und bahnte sich ihren Weg zum Klo, einem winzigen Verschlag mit papierdünner Tür in der hinteren Ecke des

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