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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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sich ein gequältes Lächeln. „Zwei Wochen lang hat sich die Haut von der Innenseite meiner Oberschenkel geschält.“
    â€žKlingt gut“, sagte Maria. „Gib mir seine Nummer.“
    â€žOb das deinem Bullen gefallen würde?“
    â€žEr ist nicht mein Bulle.“
    â€žNoch nicht.“
    â€žStimmt. Noch nicht.“ Und dachte: ab heute Nacht schon.
    â€žWeißt du sein Sternzeichen?“
    â€žSein Sternzeichen?“ Maria runzelte die Stirn. „Nein“, sagte sie, „keine Ahnung, ich hab ihn nicht danach gefragt.“
    Isabella seufzte theatralisch. „Mädchen, weißt du denn gar nichts? Wenn du einen Mann kennen lernst, ist es deine heilige Pflicht, ihn zuallererst nach seinem Sternzeichen zu fragen. Das ist für eine moderne Frau quasi ein Gesetz. Bei Nichtbeachtung kannst du ins Gefängnis wandern.“
    â€žDu spinnst“, sagte Maria und schielte sehnsüchtig nach der beinahe abgebrannten Zigarette.
    Romy wedelte mit ihrer schlanken Hand, trank einen Schluck Beton, leckte sich die Lippen und sagte: „Nein, Isa hat recht. Es gibt Sternzeichen, die Unglück bedeuten.“
    â€žZum Beispiel?“, fragte Maria und begnügte sich mit einem Gummibärchen.
    â€žZwilling“, sagten Isabella und Romy gleichzeitig, wobei sie einander wissend anschauten.
    â€žWas ist an Zwilling so schlecht?“, fragte Maria.
    â€žMein Exmann war Zwilling“, sagte Romy, als ob das alles erklärte.
    â€žZwillinge sollte man alle an die Wand stellen“, sagte Isabella. „Natürlich nur die Männer. Frauen können unter Umständen tolle Zwillinge sein.“
    Maria hatte nicht den Nerv zu fragen, unter welchen Umständen genau.
    â€žMein Ex, der Zwilling“, fuhr Romy fort, „betonte immer, dass er alle Frauen prinzipiell liebe.“
    â€žTypisch Zwilling“, sagte Isabella. „Die Flucht ins Abstrakte, um konkrete Ärsche sein zu können. Er hat dich betrogen, stimmt’s?“
    Romy nickte und trank einen besonders langen Schluck Beton.
    â€žUnd was wäre ein gutes Sternzeichen für einen Mann?“, fragte Maria und schielte auf ihr Handy. Kein Anruf.
    â€žSkorpion“, sagte Romy.
    â€žWassermann“, sagte Isabella.
    â€žDie sind sexy.“
    â€žSprühend und lebendig.“
    â€žAußerdem musst du auf Details achten.“
    â€žHände.“
    â€žArsch.“
    â€žAugen.“
    â€žDu musst dir nur einen Mann angeln, der Skorpion oder Wassermann ist, tolle Augen, einen knackigen Arsch und sensible Hände hat, dann kann quasi nichts schiefgehen.“
    â€žQuasi?“, fragte Maria mit skeptischem Blick.
    â€žNa ja“, Isabella zuckte mit den Schultern, „wenn du Pech hast, ist er ein Wichser, aber wer kann das vorher schon wissen?“
    Das Klingeln des Handys riss Maria aus ihren Überlegungen. Sie hörte aufmerksam zu, holte einen Stift aus ihrer Handtasche und schrieb hastig eine Adresse auf eine Serviette, dann steckte sie das Handy ein und stand auf. „Ich muss los“, sagte sie.
    â€žWas ist los?“, fragte Romy.
    â€žEine Bombe?“, fragte Drechsler und winkte Widmaier näher heran, damit dieser auch die andere Seite des Gespräches verstand. Drechsler nickte knapp, während Widmaier einen kleinen Block aus der Tasche zog und sich Notizen machte. Schließlich legte Drechsler auf und unterdrückte einen Fluch. Maria würde wahrscheinlich sauer sein, weil er sie versetzte, und wer weiß, ob sie ihm eine zweite Chance gab. Er stand auf und warf einen Fünfer auf den Tisch.
    â€žWir müssen los“, sagte Widmaier zu seiner Frau und küsste sie auf den Mund, Moslems hin oder her.
    â€žIhr habt frei“, protestierte Karin. „Ich versteh nicht, warum ihr schon wieder dran seid.“
    Drechsler, der das auch nicht verstand, murmelte etwas von einem erkrankten Kollegen und nahm sich vor, am nächsten Tag mit seinem Vorgesetzten ein ernsthaftes Wort zu reden. Überstunden machten ihm nichts aus, geplatzte Verabredungen schon.
    Auf dem Weg nach draußen fächelte sich Widmaier lauwarme Abendluft zu und sagte: „Wo müssen wir hin?“
    â€žGanz raus“, sagte Drechsler, „gegenüber vom Haupttor des Zentralfriedhofs.“
    â€žDie Nacht der lebenden Toten“, flüsterte Widmaier mit theatralischer Geste und trat einen angefaulten Pfirsich zur Seite, der

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