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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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ihn gegen den Oberarm.
    â€žWas?“, meinte Widmaier und schaute sie mit verständnislosem Blick an.
    Drechsler versuchte, die Situation zu entschärfen, indem er, scheinbar interessiert, fragte: „Und mit dem Nachwuchs? Wie sieht’s damit aus?“
    Karin hob ruckartig den Kopf. „Wir üben“, sagte sie mit gequältem Lächeln, „bisher ohne Erfolg.“
    Drechsler grinste. „Vielleicht hat er schlechte Spermien, dein Erich.“
    Widmaier warf ihm einen kühlen Blick zu. „Meine Spermien sind in Ordnung, danke der Nachfrage“, sagte er.
    Karin seufzte resigniert und trank einen Schluck Red Bull aus dem Glas ihres Mannes. „Vielleicht sollte ich mich vergewaltigen lassen.“
    â€žWas?“
    â€žStand in der Zeitung“, sagte Karin. „Amerikanische Wissenschaftler haben angeblich herausgefunden, dass vergewaltigte Frauen häufiger schwanger werden als solche, die Sex mit, ich zitiere, beiderseitigem Einverständnis hatten.“
    â€žWissenschaftler, hm?“, sagte Drechsler abschätzig.
    â€žJon und Tiffany Gottschall“, sagte Karin. „Die Uni hab ich vergessen.“
    â€žTja“, sagte Widmaier, „die müssen’s ja wissen. Sind sicher echte Experten, was Vergewaltigung anlangt.“ Vergewaltigung hatte, wie ihnen allen klar war, wenig mit Sex und viel mit Macht zu tun. Frag einen Vergewaltiger, dachte er.
    â€žOvulierende Frauen“, sagte Karin, „und ich zitiere wieder, strahlenanscheinend unbewusst Signale aus, die von Vergewaltigern wahrgenommen werden.“
    â€žDas alles haben diese beiden Wissenschaftler herausgefunden?“ Karin nickte.
    â€žWenn du schwanger bist, hockst du den ganzen Tag in der Wohnung und musst dich um die Hausarbeit kümmern“, sagte Drechsler, der den Kopf ein wenig zur Seite drehte und unauffällig zum Fernseher blickte.
    â€žDas heißt jetzt nicht mehr Hausarbeit“, sagte Karin.
    â€žNein?“
    â€žNein. House-Management.“
    Widmaier nickte gewichtig. „House-Management. Mit au oder ou und einem e am Ende?“
    â€žOu und ein e am Ende“, sagte Karin.
    â€žEnglisch“, flüsterte Widmaier ehrfürchtig.
    â€žWas würdest du mit einem Kind unternehmen?“, fragte Drechsler, der sich nicht wirklich für das Thema interessierte, aber das Gefühl hatte, irgendwas dazu sagen zu müssen.
    â€žIn den Zoo gehen“, sagte Karin. „Oder in den Zirkus.“
    Widmaier schüttelte den Kopf. „Zoo von mir aus, aber mein Kind geht mir nicht in einen Zirkus. Als ich klein war, hat mich meine Tante mit in den Zirkus genommen und jedes Kind hat eine von diesen schmalen Milkatafeln bekommen. In manchen von denen befanden sich angeblich Gewinnlose. Meine Schokolade war noch in Plastik eingeschweißt, da konnte also gar kein Los drin sein. Ich wollte eine andere Tafel, aber die Frau an der Kassa hat mich einfach zur Seite geschoben.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Mein Kind geht mir nicht in einen Zirkus.“
    â€žKein Wunder, dass du ein Bulle geworden bist“, sagte Drechsler, „wenn du als Kind schon so sensibel warst.“
    â€žDu sagst es“. Widmaier legte seinen mächtigen Arm um seine Frau und widmete sich wieder dem Fußballspiel.
    Drechsler zündete sich noch eine Zigarette an, zerrte heimlich sein Handy aus der Hosentasche und warf einen Blick aufs Display.„Wie sieht er denn aus?“, fragte Romy und zermalmte ein paar Chips zwischen ihren kleinen weißen Zähnen.
    Maria grinste und zuckte mit den Schultern. „Wie wohl? Gut natürlich.“
    â€žSo genau wollte ich es gar nicht wissen.“
    Mittlerweile saßen sie wieder am Sperrholztisch, jede ein Glas Beton vor sich, im Aschenbecher schwelte eine Zigarette, die anscheinend niemandem gehörte,
Dancing Queen
von
ABBA
lief, die Leute drängten sich auf der Tanzfläche, allen klebten die Klamotten am Leib, die Luft roch nach Rauch und Schweiß und Parfum und Veränderung.
    â€žEr ist Ende dreißig“, sagte Maria, „sieht aber jünger aus. Gut in Form, knapp eins fünfundachtzig, kurze Haare, Bart.“
    Isabella stöhnte auf und entlockte dadurch Dimitri ein ängstliches Keuchen. Während sie dem Kater beruhigend übers Fell strich, sagte sie: „Ich hatte mal was mit einem Bärtigen.“
    â€žUnd?“, fragte Romy.
    Auf Isabellas Gesicht stahl

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