Kolibri
ichâ, sagte Maria und nickte Joe zu, der grinsend zurücknickte und mit dem Oberkörper wippte. âWie gehtâs deinem Freund?â
Joes Grinsen wurde breiter, als er ihr den hochgereckten Daumen zeigte.
âFeinâ, sagte Maria und sah sich ein wenig um. Mittlerweile wimmelte der Platz vor Polizisten, die in keiner erkennbaren Ordnung herumstanden und diskutierten. Sie fragte sich, wen sie hier um eine Zigarette anschnorren konnte, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte.
Sie drehte sich um.
âNa so wasâ, sagte Paul der Penner, âmeine Kollegin vom Vietcong. Die Welt ist klein.â
Maria wischte seine Hand von ihrer Schulter wie ein lästiges Insekt und sagte: âDer Kollege vom Ãsterreichischen Rechtsfunk, schau an. Was muss ich jetzt sagen? Zu klein für uns beide?â
Penninger lachte und entblöÃte zwei Reihen perfekter weiÃer Zähne. Maria hätte sie ihm am liebsten eingeschlagen. âDas war nicht nett heute Nachmittagâ, sagte er. âDie Bullen haben mich aufs Revier geschleift und eine Stunde lang verhört, ehe sie ihren Irrtum eingesehen haben. Als ich dann endlich beim Hotel war, hat mir die freundliche Empfangsdame gesagt, Maier habe das Interview schon gegeben und sei spazieren gegangen. Mein Chef war gar nicht erfreut.â
âWas wollen Sie jetzt von mir? Ein Tempo? Mitleid?â
Penninger machte einen Schritt vorwärts und blieb wenige Zentimetervor Maria stehen. Sie konnte seinen akkurat gestutzten Bart sehen, seine Solariumsbräune, seine vor Wut glitzernden Augen. Er bohrte einen Zeigefinger in ihre Schulter und sagte: âTreiben Sie es nicht zu weit. Eines Tages wird sich für mich eine Gelegenheit ergeben â¦â
â⦠und Sie werden sie vermasselnâ, sagte Maria und lachte spöttisch.
Penninger trat einen Schritt zurück und hob den Arm.
âAlles in Ordnung?â
Maria blickte über Penners Schulter und lächelte. âFritz, was machst du denn hier?â
Drechsler hob die Arme in gespielter Resignation. âArbeiten, dachte ich. Aber so wieâs aussieht, haben sie schon ein anderes Team geschickt.â Er deutete vage mit der Hand nach hinten, wo drei Männer in dunkelblauen Overalls eng beisammen standen und sich unterhielten. âUnd du?â
Maria nickte mit dem Kinn zu Penninger, der den Arm langsam sinken lieÃ, und sagte: âZuerst muss ich den da loswerden und dann hör ich mich mal um. Ich brauch jede Info, die ich kriegen kann.â
Drechsler musterte den Mann, der vor Maria stand. Er hatte in etwa die gleiche GröÃe wie er, Fritz, trug eine Safariweste über einem T-Shirt, gebügelte Jeans und sehr saubere Timberlands. Ein Handy baumelte an einer leuchtend gelben Kordel um seinen Hals, eine Pilotenbrille mit blau getönten Gläsern ragte aus der Brusttasche seiner Weste. Sein Dreitagebart war akkurat gestutzt.
âSie können mich nicht von hier vertreibenâ, sagte Penninger und kramte in seinen Taschen herum. Mit einem Lächeln, so überzeugend wie eine Waschmittelwerbung, hielt er Drechsler eine Karte vors Gesicht. Ein Presseausweis.
Drechsler blickte zu Maria. âStört er dich?â
âNeinâ, sagte sie, âer geht mir furchtbar auf die Nerven und ich glaube, wenn du nicht aufgetaucht wärst, hätt er mir eine geschmiert, aber ansonsten â¦â Sie stellte fasziniert fest, wie Penningers blühendes Lächeln im Zeitraffer verwelkte.
Drechsler holte seinen Ausweis aus der GesäÃtasche seiner Jeans, hielt ihn Penninger vors Gesicht und sagte: âPolizei. Und jetzt geh scheiÃen, Burli.â
Maria lachte und sah trotz der Dunkelheit, wie Penninger rot wurde.
âDas wird ein Nachspiel habenâ, sagte der Reporter und drohte Drechsler mit dem Finger, während er sich rückwärts einen Weg durch die Menge bahnte.
Ich zittere, dachte Fritz, sagte aber nichts.
Maria musterte ihn. Ein schlichtes schwarzes T-Shirt, verwaschene Jeans, Turnschuhe, ein struppiger Bart, wie das Fell eines wilden Tieres. Penninger versuchte, wie ein harter Mann zu wirken, indem er sich in Schale warf. Fritz hingegen, nun, Fritz wusste, wer und was er war. Er brauchte keine Requisiten. Sie fragte sich, ob der Bart kratzte.
Ganz sicher
. Würde es mich stören? Ganz sicher nicht.
âWas war denn los?â
Neben Fritz war ein groÃer, stämmiger Mann aufgetaucht,
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