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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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keinen.“
    Hightower seufzte, kramte ein zigarettenschachtelgroßes Cellphone aus ihrer Latzhose, tippte eine Nummer ein und hielt dem Polizisten das Gerät vors Gesicht. „Wenn ich auf den grünen Hörer drücke“, sagte sie, „sprichst du in zwei Sekunden mit dem Innenminister, dem kannst du dann erklären, warum die PR-Agentin der Firma Amnat, der zufällig diese Niederlassung hier gehört“, ihr gebräunter Zeigefinger deutete Richtung Fabrik, „warum also diesePR-Agentin nicht zu dem verantwortlichen Beamten durchgelassen wird.
Well?
“
    Der Polizist schaute sie unsicher an, ließ seinen Blick von Hightowers ausdruckslosem Gesicht zum Handy wandern, und drückte schließlich das Trassenband mit seinem schweren Stiefel zu Boden. Hightower schenkte ihm ein Lächeln, trat, gefolgt von Nubia, über das Band und steckte das Cellphone wieder ein.
    â€žVielleicht bluffen Sie“, sagte der Polizist.
    â€žVielleicht“, sagte Hightower und grinste. „Wo ist der große weiße Häuptling?“
    â€žDer Denker oder der Mann fürs Grobe?“
    Hightower überlegte kurz, dann sagte sie: „Der Cowboy.“
    Der Polizist lachte. „Da hinten, in dem schwarzen Truppentransporter“, sagte er und deutete vage in die Dunkelheit. „Er heißt Kalina.“
    Hightower nickte, nahm einen kleinen, steinharten Hundekeks aus der Hosentasche und hielt ihn dem Windhund, der ihr bis zum Oberschenkel reichte, hin, der ihn mit einem gierigen Schnappen verschlang, dann machte sie sich auf zum Truppentransporter. Ein paar Mal wandte sie sich an Polizisten, um nach dem Weg zu fragen, und schließlich landete sie bei einem großen schwarzen Kastenwagen, der auf dem heißen Asphalt kauerte wie ein Raubtier.
    Sie klopfte heftig gegen die Tür.
    â€žWas gibt’s?“, brüllte eine tiefe männliche Stimme aus dem Inneren des Wagens.
    Hightower klopfte erneut, diesmal noch heftiger. Die Tür wurde mit einem Ruck aufgestoßen und hätte sie beinahe im Gesicht erwischt.
    â€žWas soll der verdammte Lärm?“, brüllte ein Mann in schwarzer Uniform mit kurzgeschorenem Haar. Hinter ihm stand ein weiterer Mann, der Jeans und ein schwarzes T-Shirt trug.
    Hightower streckte die Hand aus, der Uniformierte starrte sie entgeistert an.
    â€žSind Sie von der Presse?“, fragte er.
    Hightower sagte ihr Sprüchlein auf.
    â€žAlso doch von der Presse?“
    â€žNein“, sagte Hightower, „ich bin freiberufliche PR-Agentin und arbeite für Amnat.“
    Der Uniformierte stieg aus, warf die Tür mit viel Schwung zu und baute sich vor Hightower auf. „Ich weiß nicht, was Sie glauben, hier tun zu können, aber …“
    Hightower hob die Hand. „Was ich glaube, hier tun zu können?“ Sie blickte sich um, deutete mit der Hand auf die Fabrikhalle, aus der immer noch zarte Gasschwaden aufstiegen und sagte: „Ich glaube, ich kann das Chaos, das Sie und Ihre Leute hier angerichtet haben, wieder in Ordnung bringen, Darling.“
    Der Uniformierte wollte etwas sagen, wurde aber vom Knurren des Hundes unterbrochen.
    Hightower kraulte ihn hinter den Ohren und sagte zum Uniformierten: „Gibt es hier was zu essen? Mein Darling hat Hunger.“
    Jetzt schämte er sich. Karli, hatte seine Mutter beim Frühstück oft zu ihm gesagt, in Afrika, da verhungern die armen Negerkinder und du, du isst eine Wurst ohne Brot. Ja, er schämte sich ein wenig, wie er so dasaß in Patrick Bergers gepolstertem und mit weichem Leder bezogenen Chefsessel, hinter seinem imposanten Schreibtisch, eine Scheibe Räucherlachs in der einen und eine Flasche eiskaltes Perrier in der anderen Hand, nur, er hatte, verdammt noch mal, Hunger, die letzten paar Stunden waren für ihn schließlich kein Honigschlecken gewesen.
    Maria kam aus dem Bad, blieb in der Tür stehen und schlüpfte in ihre Bluse, wobei sie leicht zusammenzuckte, und betastete ihre Halskette.
    Karl schluckte einen Brocken Räucherlachs hinunter, der vorzüglich schmeckte, trank ein wenig Mineralwasser und sagte: „Alles in Ordnung?“
    Maria schenkte ihm ein aufgesetztes Lächeln und ging zum Sofa, wobei sie den Scherben, die im Teppich glitzerten, geschickt auswich.Sie ließ sich in die weichen Polster fallen, griff nach der Digicam, die neben ihr lag, prüfte kurz ihren Zustand und legte sie dann befriedigt neben sich,

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