Kollaps
wurde zum Beispiel mit übermäßigem Optimismus vorausgesagt, die Grüne Revolution werde bis heute bereits die Hungerprobleme der Welt beseitigt haben; der Wirtschaftswissenschaftler Julian Simons prophezeite, wir könnten die Weltbevölkerung auch bei ungebremstem Wachstum die nächsten sieben Milliarden Jahre ernähren; und Simon sagte auch voraus, man könne Kupfer aus anderen Elementen herstellen, und deshalb bestehe nicht die Gefahr einer Kupferknappheit. Betrachten wir einmal Simons erste Voraussage: Beim derzeitigen Wachstum der Weltbevölkerung wären wir in 774 Jahren bei 10 Menschen je Quadratmeter Landfläche angelangt, in knapp 2000 Jahren wäre die Masse der Menschen ebenso groß wie die Masse der Erde, in 6000 Jahren hätte die Masse der Menschen die gesamte Masse des Universums erreicht, und Simon sagte sieben Milliarden Jahre ohne solche Probleme voraus. Was seine zweite Voraussage angeht, so lernen wir schon im ersten Jahr unseres Chemieunterrichts, dass Kupfer ein Element ist, und das bedeutet definitionsgemäß, dass man es nicht aus anderen Elementen herstellen kann. Nach meinem Eindruck waren auch pessimistische Voraussagen, die sich als falsch erwiesen haben, wie die von Ehrlich, Harte und Holdren über die Metallpreise oder die des Club of Rome über die Nahrungsmittelversorgung der Zukunft, zur Zeit ihrer Entstehung im Durchschnitt immer noch wesentlich realistischer als die beiden Voraussagen von Simon.
Letztlich reduziert sich der Einzeiler über manche Voraussagen der Umweltschützer zu einer Klage über den einen oder anderen Fehlalarm. In anderen Lebensbereichen, beispielsweise wenn es um Brände geht, reagieren wir auf einen Fehlalarm mit dem gesunden Menschenverstand. Unsere Behörden unterhalten aufwendige Feuerwehrkräfte, auch wenn sie in Kleinstädten vielleicht nur selten zum Löschen gerufen werden. Notrufe, die bei der Feuerwehr eingehen, erweisen sich häufig als falscher Alarm, und in vielen Fällen handelt es sich auch nur um kleine Brände, die der Hauseigentümer selbst löschen kann, bevor die Feuerwehr eintrifft. Dass es solche Fälle von falschem Alarm und selbst gelöschtem Feuer mit einer gewissen Häufigkeit gibt, nehmen wir ohne weiteres hin, denn wir wissen, dass die Brandgefahr unberechenbar ist und dass man am Anfang unter Umständen schwer einschätzen kann, wie ein Brand sich entwickelt; wenn ein Feuer aber außer Kontrolle gerät, sind die Sach- und Personenschäden häufig beträchtlich. Kein vernünftiger Mensch würde auch nur im Traum auf die Idee kommen, in einer Stadt die Feuerwehr abzuschaffen, nur weil es seit ein paar Jahren keinen Großbrand mehr gegeben hat. Und niemand würde es einem Hausbesitzer verübeln, wenn er die Feuerwehr anruft, nachdem er einen kleinen Brand entdeckt hat, auch wenn es ihm anschließend gelingt, das Feuer vor Eintreffen des Löschzuges zu ersticken. Nur wenn die Fehlalarme einen unverhältnismäßig hohen Anteil aller Notrufe ausmachen, haben wir den Eindruck, dass etwas nicht stimmt. Welchen Anteil an Fehlalarmen wir hinnehmen, hängt von einem Vergleich ab, den wir unbewusst vornehmen: auf der einen Seite die Häufigkeit großer Brände und die dabei angerichteten Schäden, auf der anderen die Häufigkeit der Fehlalarme und die dadurch verursachten, unnötigen Kosten. Eine sehr geringe Häufigkeit falscher Alarmierungen ist der Beweis, dass viele Hausbesitzer zu vorsichtig sind, die Feuerwehr zu spät rufen und auf diese Weise ihr Eigentum verlieren.
Die gleichen Überlegungen treffen auf die Warnungen der Umweltschützer zu: Auch hier müssen wir damit rechnen, dass es sich in manchen Fällen um falschen Alarm handelt, denn sonst wüssten wir, dass unser Warnsystem für Umweltschäden zu träge ist. Die Milliardenschäden, die durch viele Umweltprobleme entstehen, rechtfertigen eine gewisse Häufigkeit von Fehlalarmen. Außerdem erweist sich ein Alarm häufig nur deshalb als falsch, weil er uns veranlasst hat, erfolgreiche Gegenmaßnahmen zu ergreifen. So stimmt es beispielsweise, dass die Luftqualität hier bei uns in Los Angeles nicht so schlecht ist, wie es vor 50 Jahren in manchen düsteren Voraussagen prophezeit wurde. Das liegt aber ausschließlich daran, dass die Stadt Los Angeles und der Staat Kalifornien durch diese Warnungen aufgeschreckt wurden und zahlreiche Gegenmaßnahmen ergriffen (beispielsweise Abgasgrenzwerte für Autos, Smog-Grenzwerte und bleifreies Benzin), aber es hat nichts damit zu tun, dass
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