Kollaps
15 Statuen trug. Die Statuen auf den ahu bestehen ausnahmslos aus dem Tuffstein von Rano Raraku, einige Dutzend weitere jedoch (nach heutiger Zählung sind es 53) wurden aus Vulkangestein anderer Typen hergestellt, das ebenfalls auf der Insel vorkommt und als Basalt, Rotschlacke, Grauschlacke oder Trachyt bezeichnet wird. Eine »durchschnittliche« aufgerichtete Statue war knapp vier Meter hoch und wog ungefähr 10 Tonnen. Die größte, deren Aufstellung jemals gelang, Paro genannt, hatte eine Höhe von 6,60 Meter, war dabei aber recht schlank und wog deshalb »nur« ungefähr 75 Tonnen; im Gewicht wurde sie von der geringfügig kleineren, aber stämmigeren Statuen auf der Ahu Tongariki übertroffen, die 87 Tonnen wog und Claudio Cristino bei seinen Bemühungen, sie mit einem Kran wieder aufzurichten, solche Mühe bereitete. Eine Statue, die noch einige Zentimeter größer war als Paro, wurde von den Inselbewohnern zwar erfolgreich an den vorgesehenen Aufstellungsort auf der Ahu Hanga Te Renga transportiert, aber bei dem Versuch, sie aufzurichten, fiel sie leider um. Im Steinbruch Rano Raraku gibt es noch größere, unvollendete Statuen, darunter eine von 21 Metern Höhe und einem Gewicht von 270 Tonnen. Vor dem Hintergrund unserer Kenntnisse über die Technologie der Osterinsel scheint es unmöglich, dass die Inselbewohner sie jemals hätten transportieren und aufrichten können, und wir müssen uns fragen, von welchem Größenwahn die Steinmetzen besessen waren.
Erich von Däniken mit seiner Begeisterung für Außerirdische, aber auch viele andere hielten die Statuen und Plattformen der Osterinsel für etwas völlig Einzigartiges, das eine besondere Erklärung erforderte. In Wirklichkeit haben sie aber in Polynesien und insbesondere im Osten der Inselwelt zahlreiche Vorbilder. Steinplattformen, die als marae bezeichnet wurden, als Schreine dienten und häufig Tempel trugen, waren weit verbreitet; drei solche Bauwerke gab es früher auf der Insel Pitcairn, von der sich vermutlich die ersten Siedler zur Osterinsel auf den Weg machten. Die ahu der Osterinsel unterscheiden sich von den marae vor allem dadurch, dass sie größer sind und keine Tempel tragen. Auf den Marquesas-Inseln und bei den Ureinwohnern Australiens gab es große Steinstatuen; die Bewohner der Marquesas- und Tubuai-Inseln sowie der Pitcairn-Insel stellten ihre Statuen aus Rotschlacke her, einem ähnlichen Material wie bei manchen Statuen der Osterinsel, und auch Tuff, eine andere Art von Vulkangestein, die mit dem Gestein von Rano Raraku verwandt ist, wurde auf den Marquesas-Inseln verwendet; auf Mangareva und Tonga gab es andere steinerne Bauwerke, so beispielsweise auf Tonga ein bekanntes Trilithon, zwei senkrechte Steinpfeiler von jeweils etwa 40 Tonnen, die einen waagerechteren Querbalken tragen; von Tahiti und anderen Orten kennt man Statuen aus Holz. Die Baukunst der Osterinsel erwuchs also aus einer älteren polynesischen Tradition.
Natürlich wüsste man sehr gerne genau, wann die Bewohner der Osterinsel die ersten Statuen errichteten und wie sich sowohl der Stil als auch die Abmessungen im Lauf der Zeit veränderten. Aber da man die Radiokarbonmethode bei Stein nicht anwenden kann, ist man leider auf indirekte Datierungsmethoden angewiesen, so auf die Radiokarbondatierung von Holzkohle, die man in den ahu findet, auf eine Methode namens Obsidian-Hydrierungsdatierung, die sich für bearbeitete Obsidianoberflächen eignet, auf Stiluntersuchungen an umgestürzten Statuen (die vermutlich älter waren), und auf die verschiedenen Baustadien, die man bei manchen ahu erkennen kann, auch bei jenen, die von den Archäologen ausgegraben wurden. Eines scheint jedoch klar zu sein: Später errichtete Statuen sind in der Regel größer (allerdings nicht unbedingt schwerer), und die größten ahu wurden im Lauf der Zeit mehrfach umgebaut, wobei sie immer größer und komplizierter wurden. Der Bau der ahu fällt wahrscheinlich zum größten Teil in die Jahre 1000 bis 1600 nach Christus. Unterstützt wurden diese indirekt abgeleiteten Daten in jüngster Zeit durch eine scharfsinnige Untersuchung von J. Warren Beck und seinen Kollegen: Sie wandten die Radiokarbonmethode einerseits auf den Kohlenstoff in den Korallen an, die als Material für Feilen und für die Augen der Statuen dienten, und andererseits auch auf den Kohlenstoff in den Algen, deren weiße Knötchen den Platz vor der Plattform verzierten. Diese indirekte Datierung lässt darauf schließen,
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