Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kolonien der Liebe

Kolonien der Liebe

Titel: Kolonien der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Heidenreich
Vom Netzwerk:
dabei - die Feuerwehr mit den Schläuchen, aus denen nun tüchtig Wasser spritzte. Der Regisseur sah sich das Bild fast wehmütig an und sagte: Da hat es wenigstens noch nicht dauernd geregnet, und Krisela bellte: Sie hätten ruhig mal ein Bild von den Dreharbeiten bringen können, diese Provinzheinis.
    In diesem Moment kam Agnes herein. Sie strahlte und wirbelte und stürmte auf den Regisseur zu, den sie umarmte und küßte, und hinter ihr schlich Irmin mit zwei Koffern und verdrehte die Augen zur Zimmerdecke. Madonna! murmelte Alessandro Marinelli und glättete seine Haare mit Spucke.
    Die Männer hörten mit dem Kartenspielen und die Frauen mit dem Stricken auf, und der Regen trommelte laut an die Scheiben.
    Da bin ich, rief Agnes, jetzt kann's losgehen! Das Gesicht von Krisela erstarrte zum Holzschnitt, und der Regisseur war aufgestanden und hatte Agnes einmal hochgehoben, im Kreis gedreht und vorsichtig wieder abgesetzt.
    Wie fühlst du dich? fragte er, und sie lachte: Großartig!
    Nachtdreh, sagte er, gleich heute, du kommst leider sehr spät.
    Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen, winkte mit der Hand einmal rundum allen zu und strich sich das Haar aus der Stirn.
    Zuviel Arbeit, seufzte sie theatralisch, ich konnte einfach nicht früher weg, ihr Lieben.
    Au weia, sagte Marja, wenn eine am Anfang so drauf ist, das geht nicht gut, was meinst du?
    Ich wußte noch nicht, was ich meinte. Ich sah nur, wie Krisela fest die Lippen zusammenpreßte und spürte, daß sie jetzt nicht mehr die Nummer eins war, und Regieassistentinnen werden total hysterisch und flippen aus, wenn sie nicht Nummer eins im Herzen des Regisseurs sind, und dem Regisseur war ein feiner Schweißfilm auf die Stirn getreten. Irmin hatte die Koffer abgestellt und fragte Agnes:
    Willst du was essen, soll ich dir was bestellen?
    Sie wollte aber zuerst in ihr Zimmer, ein heißes Bad nehmen, und wo sei denn die Dispo?
    Der Regisseur erklärte ihr, wann sie abgeholt würde und daß das heute abend nur ein kleiner Dreh sei, Ankunft vor dem Haus, ihre große Szene käme morgen dran.
    Agnes schaute sich um, warf mir einen uninteressierten Blick zu und bohrte ihre grünen Augen in Marja.
    Kostüm? fragte sie, und Mär ja nickte, stand auf und ging zu ihr.
    Sie gaben sich die Hand und Marja sagte:
    Das besprechen wir nachher in der Maske, ich hab alles passend da.
    Agnes nickte, stand wieder auf, und Irmin schnappte sich die Koffer. Alessandro Marinelli floß ein bißchen Spucke aus dem Mund, und der schöne Felice, der den arroganten Großgrundbesitzer spielte und aus Siena stammte, kniff die Augen zusammen und musterte Agnes so, daß es ihr auffiel und sie sich irritiert abwandte. Felice hatte schwarzes Haar und blaue Augen, er war ein Bilderbuchitaliener, ein netter Kerl und wirklich ein guter Schauspieler. Er flirtete ein bißchen mit Isolde, unserer Maskenbildnerin, aber sie blieb standhaft und wollte keine italienische Affäre, obwohl bei dem vielen Regen und dem ewigen engen Zusammensitzen die Verhältnisse allmählich aufweichten.
    Irmin tröstete sich über seine häuslichen Schwierigkeiten bereits mit Simonetta, die unsere Dolmetscherin war, Marja hatte meiner Meinung nach höchst heimlich etwas mit dem zweiten Beleuchter angefangen, und Krisela überredete den Regisseur immer öfter zu nächtlichen Diskussionen - ich weiß nicht, ob die in seinem oder ihrem Bett endeten, aber ich glaube es eigentlich nicht, denn sie war einfach zu häßlich und er galt als glücklich verheiratet, was immer das bei diesen Berufen bedeuten mag.
    Agnes schwirrte ab, nach oben in ihr Zimmer, und wir blieben unten in dem muffigen Restaurant zurück. So, rief der Regisseur, da wäre sie, jetzt laßt uns das um Gottes willen gut durchziehen.
    Da Simonetta sofort nach Agnes' Abgang mit Rosanna zu tuscheln angefangen hatte, sagte er es auch noch mal auf italienisch.
    Jemand schaltete das Neonlicht an der Decke ein, und wir sahen alle aus wie alter ungesunder Käse. Felice stand am Fenster, rauchte und sah hinaus in den Regen.
    Die Szene am Abend war relativ schnell im Kasten. Es goß in Strömen, wir drehten trotzdem draußen. Agnes mußte mit dem Auto vor ihrer Villa vorfahren, aussteigen und, ein Tuch über dem Kopf, zur Haustür hasten und aufschließen. Kurze Zeit später flammten überall im Haus die Lichter auf, sie kam noch einmal heraus und holte ihre Koffer. Wir machten das viermal, dann waren wir fertig und fuhren zurück ins Hotel.
    Der Regisseur setzte sich mit

Weitere Kostenlose Bücher