Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
die Spanier 1641 die Engländer von der Insel vertrieben. Nachdem die Maroons auf dem Gebiet des heutigen Nicaragua entweder absichtlich gelandet oder zufällig gestrandet waren, vermischten sie sich mit den Miskito sprechenden indigenen Einwohnern und einer kleinen Zahl von Europäern. Nach und nach trafen weitere Afrikaner und Indios ein und füllten die Reihen der Miskito, wie man diese multiethnische Gruppe schließlich nannte. Da sie Spanien als die größte potenzielle Bedrohung ansahen, verbündeten sie sich mit den Engländern, obwohl diese zuvor Angehörige des indigenen Volks versklavt hatten. Sie ritten zusammen mit englischen Freibeutern, waren mit englischen Schwertern und englischen Gewehren bewaffnet, überfielen spanische Plantagen von Costa Rica bis Panama, raubten indianische und afrikanische Sklaven und verkauften sie an englische Zuckerrohrplantagen; einmal schickten die Miskito sogar Truppen nach Jamaika, um den Engländern bei der Niederschlagung einer Maroon-Rebellion zu helfen. London besiegelte das Bündnis, indem es auf Jamaika, in Belize und gelegentlich auch in England Krönungsfeiern für Miskito-Könige inszenierte. «König» war das Wort, das man damals verwendete, aber es ist vielleicht irreführend; das Miskito-«Königreich» war eine Gruppierung von vier verbündeten Gemeinwesen entlang der Küste, in denen, von Norden nach Süden, ein «General», ein «König», ein «Gouverneur» und ein «Admiral» regierten.
Francisco de Arobe (Mitte) herrschte über Esmeraldas, eine unabhängige Maroon-Gesellschaft an der Nordküste Ecuadors. 1599 , zwei Jahre nach Unterzeichnung eines Vertrags, in dem Arobe die offizielle spanische Oberhoheit anerkannte und dafür freie Hand in Esmeraldas bekam, beauftragte der Gouverneur der Kolonie einen gewissen Andrés Sánchez Gallque, einen in Quito ausgebildeten Indio, dieses Porträt des Anführers, seines 22 -jährigen Sohns und eines Freundes anzufertigen.
In dem Maße, wie die europäischen Krankheiten unter den Miskito mit indigenen amerikanischen Wurzeln wüteten, wurden alle vier Gebiete gewissermaßen «afrikanisiert». Kulturell gaben die Miskito sich jedoch in zunehmendem Maße als «reine» Indianer aus – eine Behauptung, die in seltsamem Gegensatz zur Gewohnheit ihrer Könige stand, bei offiziellen Anlässen in goldbetressten Uniformen mit weißen Seiden- oder Baumwollwesten, Kniebundhosen und Strümpfen aufzutreten, wobei sie sich auf Spazierstöcke mit silbernen oder goldenen Knäufen stützten, die zum Symbol ihres Amtes geworden waren. Im 19 . Jahrhundert wanderten Tausende von Briten in das Gebiet ein, zahlten Steuern an Miskito-Regierungen und gelobten, sich an die Miskito-Gesetze zu halten. Wenn die Briten Anstalten machten, aufgrund ihrer Zahl Ansprüche zu stellen, erinnerten die Miskito sie daran, dass sie angesichts der spanischen Übermacht in Zentralamerika doch wohl auf einen Verbündeten angewiesen seien. Das Königreich prosperierte und entschied mehr als drei Jahrhunderte lang vollkommen selbständig über sein Schicksal. Erst 1884 wurde es offiziell in den mittlerweile unabhängigen Staat Nicaragua eingegliedert. [695]
Die Vereinigten Staaten
In den USA gab es weniger Maroons als weiter im Süden, weil entlaufene Sklaven sich der Unfreiheit gänzlich entziehen konnten, indem sie die Mason-Dixon-Linie nach Norden überschritten. Außerdem hatten sie in den Ökosystemen unvertrauter Klimazonen größere Schwierigkeiten, auf sich allein gestellt zu überleben. Trotzdem gab es viele Maroon-Lager in Gegenden wie dem Tal des Savannah, im Mündungsdelta des Mississippi und besonders im Great Dismal Swamp, einem Torfmoor von mehr als 3000 Quadratkilometer Ausdehnung in Virginia und North Carolina. Heute ist es kleiner, weil sein größter Teil im 19 . Jahrhundert trockengelegt wurde. Auf der Flucht vor den Übergriffen der Europäer brachten sich dort um 1630 viele Indianer in Sicherheit, die weit verstreut in kleinen Niederlassungen von zehn bis fünfzig Behausungen lebten. Bald folgten ihnen Afrikaner nach. Die Historiker John Hope Franklin und Loren Schweninger berichten, dass sich dort Tausende niederließen, indem sie ihre Dörfer im gänzlich abgeschiedenen Inneren des Moors auf erhöhten «Inseln» anlegten. Die Maroons lebten so verborgen vor der Sklavengesellschaft, dass manche ihrer Kinder angeblich nie einen Europäer zu Gesicht bekamen. Diese glückliche Isolierung endete im ausgehenden 17 . Jahrhundert, als
Weitere Kostenlose Bücher