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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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Isthmus 1819 die Selbständigkeit von Spanien erhielt, war der Ursprung dieser Gemeinwesen fast vergessen. Damit hatten die Maroons die höchste Form der Freiheit errungen – sie waren vollgültige Staatsbürger. [47]
    Die Geschichte ist nicht außergewöhnlich. Obwohl staatliche Organe auf dem ganzen amerikanischen Kontinent viele Maroon-Gemeinschaften auslöschten, gelang es anderen, ihre Freiheit zu erringen – zusammen mit der Anonymität, die dazugehört. Es lohnt sich, einige Beispiele zu betrachten – schon allein, um mit dem Vorurteil aufzuräumen, die Autonomie der Sklaven sei stets vom guten Willen ihrer Besitzer abhängig gewesen. [693]
    Mexiko
    Selbst nachdem Spanien den Maroons nachgegeben hatte, die die Silberstraße von Panamá bedrohten, gab es andere Afrikaner, die die Silberstraßen in Mexiko angriffen. Gelegentliche, örtlich begrenzte Aufstände in den Zuckerrohrgebieten von Veracruz entwickelten sich um 1570 zu einer offenen Revolte, nachdem Gaspar Yanga oder Nyanga geflohen war, von dem es heißt, er sei auf dem Gebiet des heutigen Ghana ein Fürst und General gewesen. Vielleicht war er es tatsächlich, wie Aqualtune in Palmares. Yanga, der nach allen Berichten ein charismatischer, gerissener Anführer war, vereinigte Hunderte von Afrikanern zu einer Konföderation in den Bergen am Rande von Veracruz. Angetrieben von einer Art heiligem Zorn auf die Menschen, die ihn in Ketten über den Ozean verschleppt hatten, führte er zahllose Angriffe auf Zuckerplantagen, wo er unbedenklich Sklaven und Vorräte stahl. Besonders wichtig für Neuspanien: Die Maroons griffen Trecks an, die Seide und Silber auf der Straße zwischen Mexico City und Veracruz transportierten. Erschreckte Kolonisten verbreiteten Gerüchte, die Maroons würden jeden umbringen, der ihre Gesichter erblickte, und satanische Riten abhalten, bei denen sie das Blut ihrer Opfer tranken.
    Die Kolonialverwaltung, die Probleme hatte, sich in dem zerklüfteten Gelände zu orientieren, unternahm wenig gegen die Übergriffe, bis Yangas Männer die unverzeihliche Sünde begingen, eine Schiffsladung neuester Mode aus Europa zu vernichten. Im Januar 1609 brach eine Militärexpedition von hundert Soldaten, ebenso vielen Indios, zweihundert Kolonisten und deren Sklaven in die Berge auf. Sechs Wochen später besetzten sie Yangas Stützpunkt – und erreichten nichts, weil die Maroons zu einem zweiten, entlegeneren Stützpunkt weitergezogen waren. Yanga schickte einen spanischen Gefangenen mit elf nicht verhandelbaren Forderungen, unter denen die wichtigste war, «dass jeder, der vor dem letzten September entflohen ist, frei wird». Die entmutigten Kolonisten akzeptierten alle elf. Wie die Maroons von Bayano und Portobelo erhielt Yangas Gemeinschaft eine eigene Domäne: San Lorenzo de los Negros. Später bekam sie zu Ehren ihres Gründers den Namen «Yanga» und wurde Amerikas erste Sunset-Town: Europäern war gesetzlich verboten, dort über Nacht zu bleiben. Yanga und seine Nachkommen brachten es jedoch zu solchem Wohlstand, dass ihnen die einheimischen Spanier das denkbar größte Kompliment erwiesen: Sie setzten sich über das Verbot für Weiße hinweg und siedelten sich in der Domäne an. Infolgedessen ist jetzt die Stadt Yanga fast vollständig «mexikanisch».
    Zwei weitere freie afrikanische Städte im eigentlichen Mexiko sind bekannt, die eine liegt in den Bergen westlich von Veracruz und die andere an der mexikanischen Westküste. Doch ihren größten Erfolg haben die Maroons wohl im 18 . Jahrhundert an Guatemalas Pazifikküste erzielt. Diese Brutstätte aller erdenklichen Maroon-Aktivitäten wurde von den Spaniern angegriffen, bis ihnen die Soldaten ausgingen – ein Problem, das die Regierung dadurch löste, dass sie die gelichteten Reihen mit den afroindianischen Milizionären auffüllte, die Ziel ihrer Angriffe waren. Sobald die Maroons die Armee kontrollierten, brachten sie die Kolonialverwaltung mit versteckten Drohungen dazu, die letzten Überreste der Sklaverei zu beseitigen. [694]
    Nicaragua
    Englische Pilgerväter hatten zwei Kolonien gegründet: 1620 das berühmte Plimoth, die erste erfolgreiche Kolonie in Neuengland, und 1631 ein kurzlebiges Projekt auf der hundertzwanzig Seemeilen vor Nicaragua gelegenen Insel Providencia. Anders als ihre Glaubensbrüder im malariafreien Neuengland importierten die Pilgerväter auf Providencia bedenkenlos eine große Zahl afrikanischer Sklaven. Rund sechshundert von ihnen entflohen, als

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