Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
Maroons mit den Spaniern zu handeln und brachten es im Großen und Ganzen rasch zu mehr Wohlstand als ihre indianischen Besitzer. Meist lebten sie in Nachbarschaft der Seminolen, aber getrennt von ihnen, außerhalb der großen, durch Verwandtschaftsbande verknüpften Klans, die in den sozialen Netzwerken von zentraler Bedeutung waren. Aber sie waren bereit, ihren Besitzern in den Kämpfen beizustehen, von denen es leider viel zu viele gab. [697]
Die Seminolen sahen sich einer ganzen Reihe von Widersachern gegenüber. Großbritannien eroberte Florida im Jahr 1763 ; die Seminolen widerstanden allen Versuchen, sie zu vereinnahmen. Zwanzig Jahre später wurden die USA gegründet; die Briten beendeten ihre Versuche, die Seminolen zu unterwerfen, und baten sie stattdessen, sich mit ihnen gegen den neuen Staat zu verbünden; Florida war auch nach der Revolution noch in britischem Besitz. 1812 leisteten die Seminolen heftigen Widerstand, als die Vereinigten Staaten Florida annektieren wollten. Erneut entflammten die Feindseligkeiten in den Jahren 1816 bis 1818 ; viele schwarze und rote Seminolen wurden vertrieben und mussten weiter südlich neue Niederlassungen gründen, deren größte, Angola, im Mündungsgebiet des Manatee an der Tampa Bay lag. Einige flohen auch auf die Bahamas. In beiden Fällen erhielten die Seminolen geheime Unterstützung von britischen Partisanen. Der Konflikt verschärfte sich, als die Vereinigten Staaten 1821 Florida einnahmen und die Regierung, dem öffentlichen Druck nachgebend, den Plan zur «Umsiedlung» der indigenen Völker, unter anderem auch der Seminolen, in das Indian Territory fasste, ein goßes Reservat im heutigen Oklahoma. Der offene Krieg begann 1835 . Die Maroons beteiligten sich als Verbündete, aber unter eigenem Kommando.
Die Seminolen verfolgten zwei Strategien: Zum einen zerstörten sie die Plantagen, die die US -Truppen mit Proviant versorgten, und nahmen Sklaven gefangen, um die Reihen der indigenen Armee zu füllen. Zum anderen warteten sie ab, bis Gelbfieber und Malaria die Soldaten aus dem Norden töteten. Wenn sie in Bedrängnis gerieten, taten sie so, als wollten sie verhandeln, bis die «Krankheitssaison» einsetzte und die Streitkräfte der Vereinigten Staaten zum Rückzug zwang. Diese Taktik war so erfolgreich, dass Thomas Sidney Jesup, der Kommandant der US -Armee in Florida, Washington um Erlaubnis bat, den Seminolen alle Forderungen zu erfüllen, wenn sie nur aufhörten, die Plantagen zu verwüsten. Der Gedanke wurde entrüstet verworfen, aber Jesup entwickelte eine Strategie, die ihm schließlich den Sieg bringen sollte: Er versprach jedem Afrikaner die Freiheit, der bereit war, die Waffen niederzulegen und im Westen zu siedeln. Langsam spaltete das Angebot die Allianz von Seminolen und Maroons. Verständlicherweise, wie der Abolitionist Joshua Gibbons meinte, denn es habe den Maroons «die Sicherheit gegeben, für die sie seit anderthalb Jahrhunderten kämpften». Nach sieben Jahren eines immer grausameren Krieges endete der Konflikt mit einem Waffenstillstand. Mehrere hundert Seminolen blieben – unbesiegt – auf dem Territorium, für dessen Erhalt sie gekämpft hatten; der Rest nahm das Angebot auf Land und Freiheit an und gründete Gemeinwesen, die es in Texas, Oklahoma und Mexiko heute noch gibt. [698]
Haiti
Haiti, eine französische Besitzung mit rund 8000 Plantagen, reich an Zucker, Kaffee und Gelbfieber, war im 18 . Jahrhundert ein echter
extractive state
: 4000 sagenhaft reiche europäische Kolonisten, die über eine halbe Million wutschäumender Sklaven herrschten. St. Domingue, wie die Kolonie hieß, wurde 1789 vom Beginn der Französischen Revolution erschüttert. Die Wirkung von
Liberté, égalité, fraternité!
auf eine Insel voller französischer Sklaven war vorhersehbar. Doch paradoxerweise waren die lautstärksten Fürsprecher der Revolution französische Zuckerrohrpflanzer, Sklavenhalter, die sich schon lange über die königlichen Einschränkungen des Sklavenhandels ärgerten, denn Freiheit bedeutete für sie die Freiheit, andere Menschen zu versklaven. Aus Furcht vor den Folgen der Pflanzerherrschaft widersetzten sich die Afrikaner den Soldaten und sangen
Liberté, égalité, fraternité!
Den Augenblick nutzend, zettelten sie eine Revolution gegen die Revolution an.
Die junge Republik in Frankreich, ohnehin von inneren Kämpfen erschüttert, musste einen Krieg gegen Großbritannien und seine Verbündeten führen. Um Frankreich die
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