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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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Virginia umfangreiche Maßnahmen zur Trockenlegung des Moors in Gang setzte, wozu Tausende von Sklaven unter grausamen Bedingungen Entwässerungskanäle ausheben mussten. Maroons und Maroon-Jäger benutzten die Kanäle, um immer tiefer in den Sumpf einzudringen. So entwickelte sich ein zäher Guerillakrieg, der erst endete, als die Sklaverei in den Vereinigten Staaten abgeschafft wurde. Harriet Beecher Stowe, Verfasserin von
Onkel Toms Hütte
, schrieb ihren zweiten Roman –
Dred
 – über den Great Dismal Swamp zur Zeit dieses Konflikts. Damals hatte das Moor aber durch die Etablierung der «Untergrund-Bahn» zur Freiheit im Norden schon viel von seiner Attraktivität verloren. [696]
    Weiter im Süden war die spanische Kolonie in Florida die große Hoffnung für Sklaven, die sich von ihren Ketten befreien wollten. Carolina wurde 1670 gegründet; das habe ich in Kapitel  3 beschrieben. Einige Jahre später wurden viele Sklaven importiert. Eine große Anzahl von ihnen entlief und ging über die Grenze ins spanische Florida. Einige Europäer, die sich aus dem einen oder anderen Grund dem Zugriff ihrer Kolonialverwaltungen entziehen wollten, suchten dort ebenfalls Zuflucht. Wohl wissend, welch militärisches Potenzial die England hassenden Sklaven darstellten, versprach der spanische König 1693 jedem Maroon die Freiheit, der aus Carolina und Georgia nach Florida kam, vorausgesetzt, er war, erstens, bereit, zum Christentum überzutreten, und er versprach, zweitens, Spanien beizustehen und jede englische Invasion zu bekämpfen. 1739 gründete die Kolonialregierung in der Nähe der spanischen Hauptstadt St. Augustine die neue Ortschaft Gracia Real de Santa Teresa de Mosé für eine, wie sich später herausstellte, Miliz aus Exsklaven: die erste offiziell anerkannte afroamerikanische Gemeinschaft nördlich des Rio Grande. Natürlich gab es auch andere freie Maroon-Gemeinschaften, aber sie hatten keine staatliche Legitimation. Die meisten Maroons in Florida drangen jedoch tief ins Innere der Halbinsel ein, das von den Seminolen beherrscht wurde, die sich Jahrzehnte zuvor von den Creek abgespalten hatten, als das Gebiet durch Krankheit entvölkert worden war. In dieser sandigen Ebene, einer Savanne, die seit Jahrhunderten jährlich abgebrannt wurde, bildeten die beiden Gruppen eine sorgfältig abgegrenzte Allianz.
    In europäischen Gesellschaften wurden die Auseinandersetzungen mit Maroons stets als siegreich geschildert. Die Schlacht von Okeechobee, die während des Zweiten Seminolenkriegs am ersten Weihnachtsfeiertag 1837 ausgetragen wurde, endete damit, dass die US -Truppen mit doppelt so vielen Gefallenen und weit mehr Verwundeten als die Seminolen zurückgeschlagen wurden. Ein Großteil des Desasters geht auf das Konto von Colonel Zachary Taylor, den Kommandeur der Truppe und künftigen Präsidenten, der törichterweise darauf beharrte, dass die Seminolen fliehen würden, wenn man sie direkt angreife. Sogar dieser typische Stich aus dem Jahr 1878 stellt das Geschehen so dar, als hätten die Seminolen Taylors schneidigem Bajonettangriff nichts entgegenzusetzen.
    Dass Indianer mit Afrikanern kooperierten, war durchaus nicht selbstverständlich, denn unmittelbar nördlich von Florida machten die Creek begeistert Jagd auf Maroons und verkauften sie an die Engländer. Alles in allem hatten die Seminolen mehr als dreißig Ortschaften mit teilweise mehr als tausend Einwohnern angelegt, alle von Feldern umgeben, auf denen nach indigener Art gleichzeitig verschiedene Pflanzen angebaut wurden. Vier dieser Orte wurden vorwiegend von Afrikanern bewohnt – schwarzen Seminolen, wie sie häufig genannt wurden. Die Beziehung zwischen «roten» und «schwarzen» Seminolen war kompliziert, was schon damit begann, dass einige Afrikaner «rot» und einige europäische Flüchtlinge «schwarz» waren. Nach dem Gesetz der Seminolen hatten die meisten Afrikaner den Status von Sklaven, aber die indigene Leibeigenschaft ähnelte eher dem europäischen Feudalismus als der europäischen Sklavenhaltung. Die Sklaven der Seminolen leisteten nur wenig Arbeit; stattdessen waren sie den indigenen Dörfern tributpflichtig, meist in Form von Ernteerträgen. Diese Belastung war natürlich unangenehm und verhasst, aber in der Regel nicht allzu schwer. Viele Sklaven waren afrikanische Soldaten, die sich diszipliniert und organisiert verhielten wie Kriegsgefangene in Kriegszeiten. Entschlossen, sich eine Lebensgrundlage zu schaffen, begannen die

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