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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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verhandeln, mal machte sie Anstalten, sie auszulöschen –, fuhren die Maroons unbeirrt damit fort, Rinder zu stehlen, Sklaven zu befreien und Spanier umzubringen. Einige der getöteten Spanier waren Priester; in ihrem Hass auf das katholische Spanien hatten die Maroons sich begeistert von Drake zum Protestantismus bekehren lassen, wenngleich es keinen Hinweis darauf gibt, dass sie ihre religiösen Praktiken änderten. Sogar als beide Seiten sich schließlich auf Verhandlungen einigten, sorgten Argwohn und Feindseligkeit dafür, dass Fortschritte nur im Schneckentempo erzielt wurden. [692]
    Nun wurde der Isthmus ständig von englischen, französischen und niederländischen Piraten angelaufen, die die Maroons baten, ihnen genauso zu helfen, wie sie Drake beigestanden hatten. Die meisten baten vergeblich – die Maroons schienen keine große Meinung mehr von den Fähigkeiten der Europäer zu haben. Trotzdem wuchs die spanische Furcht vor einem Bündnis der Maroons mit den Piraten unaufhaltsam und nahm in den Jahren 1578 und 1579 panische Züge an, als der inzwischen berüchtigte Drake die Pazifikküste Südamerikas entlangsegelte und unterwegs spanische Besitzungen in Schutt und Asche legte. Die Kolonialbeamten schlugen Domingo Congo, dem Führer der neu zusammengeschlossenen Maroons in Bayanos einstigem Reich, ein Abkommen vor: Wenn die Maroons dem König Loyalität zusicherten, versprach man ihnen gutes Land, Rinder, Schweine, Acker- und Erntegeräte und – am wichtigsten – die Freiheit. Als Bonus sagten ihnen die Kolonisten noch Befreiung von den Steuern zu, die die spanischen Bewohner bezahlen mussten. Die Bedingungen waren verlockend, aber Domingo Congo zögerte, sie anzunehmen – jeder Maroon wusste, was Bayano zugestoßen war, als er mit den Spaniern verhandelte. Den Kolonisten ihrerseits widerstrebte es, Leute zu belohnen, die für sie Diebe, Mörder und ihr entwendetes Eigentum waren. Doch trotz dieser Abneigung unterbreiteten sie ähnliche Angebote den verstreut in den Hügeln vor Panamá lebenden Gruppen entlaufener Sklaven und dem größeren, zentralisierten «Maroon-Reich» in der Nähe des späteren Standorts von Portobelo.
    Am 15 . September 1579 setzte dessen «König» sein Zeichen unter den Vertrag. Philipp  II . von Spanien war über diesen Abschluss sehr erfreut. Vier Monate später, als Domingo Congos Maroons in Bayano dem Beispiel noch nicht gefolgt waren, drängte der König die Kolonialverwaltung, das Abkommen unter Dach und Fach zu bringen: «Da die Unterwerfung entlaufener Schwarzer von großer Bedeutung für den Frieden und die Ruhe in diesen Ländern ist, haben wir Eurem Brief mit großer Zufriedenheit entnommen, welch vorzügliche Verhältnisse Ihr in Portobelo geschaffen habt, und erwarten, dass dieses Beispiel den entlaufenen Schwarzen in Bayano vor Augen führen wird, welche Gunst ihnen zuteilwird durch den Straferlass für ihre Verbrechen, die Sicherheit ihrer Wohnorte und die anderen Vorteile, die sich aus der Kapitulation ergeben werden, sobald Ihr sie an unseren Rat für die Westindischen Länder geschickt haben werdet.»
    «Kapitulation»? Aus heutiger Sicht ist die Wortwahl des Königs verwunderlich. Die spanische Regierung bezeichnete ein Abkommen, in dem die Maroons für den Verzicht auf ein rein hypothetisches Bündnis mit ausländischen Piraten fast alles bekamen, was sie wollten, als Kapitulation – der Maroons. Gut, den Maroons wurde nicht die Rückkehr in ihre afrikanische Heimat gewährt. Doch die wäre auch so gut wie unmöglich gewesen; selbst wenn die Kolonisten die Maroons nicht augenblicklich wieder versklavt hätten, sobald sie auf den Schiffen zusammengepfercht gewesen wären, hätten sie nicht gewusst, wohin sie sie hätten bringen sollen. Außerdem hatten viele Maroons bereits Frauen aus anderen Teilen Afrikas und Amerikas. Ob zum Guten oder Schlechten, der Isthmus war ihre Heimat geworden. Dank der «Kapitulation» gewannen sie die ersehnte dauerhafte, wenn auch noch etwas beargwöhnte Freiheit, brauchten keine Steuern zu zahlen und konnten in ihren eigenen Gemeinschaften leben.
    Zwei Jahre später unterzeichnete Domingo Congo den Vertrag, genauso wie die Maroons andernorts. Allerdings verhinderten diese Abkommen nicht, dass weiterhin Sklaven flohen, wie Tardieu, der Historiker der Universität von La Réunion, berichtet. Bis zum Ende des Sklavenhandels flohen Sklaven in die Wälder. Viele wurden in den freien Maroon-Dörfern sesshaft. Als der

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