Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)
sie an, die Amerikaner ins Hinterland zurückzudrängen. Der Mann, den er mit diesem Vorstoß beauftragte, war Generalmajor Charles Cornwallis. Der führte seine Truppen im Juni, der Hochsaison für
Anopheles quadrimaculatus
, ins Inland. Im Herbst klagte der General, die Krankheit habe seine Armee «fast zugrunde gerichtet». Es waren so viele Männer erkrankt, dass die Briten kaum kämpfen konnten. Nur noch regierungstreue Soldaten aus den Kolonien vermochten zu marschieren. Cornwallis lag mit Fieber auf seinem Lager, als die Loyalisten die Schlacht am Kings Mountain verloren. «Die Kräfte waren sehr ungleich verteilt. Cornwallis’ Armee schmolz regelrecht dahin», erläuterte mir McNeill.
Von der Krankheit zum Rückzug gezwungen, gab Cornwallis Carolina auf und marschierte zur Chesapeake Bay, wo er sich mit einer anderen britischen Streitmacht vereinigen wollte. Er traf im Juni 1781 ein. Clinton befahl ihm, an der Küste in Stellung zu gehen, von wo aus die Armee, wenn erforderlich, nach New York befördert werden konnte. Cornwallis protestierte: Die Gegend um die Chesapeake Bay war als Brutstätte für Krankheiten berüchtigt. Es spielte keine Rolle; er musste an die Küste, wenn er dort von Nutzen war. Die Armee marschierte nach Yorktown, vierundzwanzig Kilometer von Jamestown entfernt, einem Ort, den Cornwallis bitter als «ein paar Morgen ungesundes Sumpfland» beschrieb. Sein Lager lag zwischen zwei Mooren, in der Nähe einiger Reisfelder.
Zu Clintons Entsetzen erschien unerwartet eine französische Flotte vor der Chesapeake Bay und schnitt Cornwallis den Seeweg ab. Währenddessen marschierte Washington von New York aus südwärts. Die Revolution war so knapp an Geld und Vorräten, dass seine Soldaten schon zweimal gemeutert hatten. Trotzdem hatte sich diese günstige Gelegenheit ergeben. Die britische Armee war unfähig, sich zu bewegen; Cornwallis schätzte später, dass nur 3800 seiner 7700 Männer in der Lage gewesen waren zu kämpfen. McNeill bemüht sich zwar, die Tapferkeit und die Fähigkeiten der Revolutionsführer gebührend zu würdigen, doch die «Revolutionsmoskitos», wie er sie trocken nennt, spielten eine ebenso bedeutsame Rolle. «
Anopheles quadrimaculatus
nimmt einen gewichtigen Platz unter den Gründungsvätern ein», meinte er zu mir. Als Cornwallis’ Soldaten dem kolumbischen Austausch in immer größerer Zahl zum Opfer fielen, musste die britische Armee sich am 17 . Oktober 1781 ergeben, was praktisch die Geburt der Vereinigten Staaten war. [268]
Teil zwei Pazifikreisen
Kapitel 5 Liebeskrank-Gras, fremde Knollen und Jadereis
Seide für Silber
Teil Zwei
Blinde Passagiere
Der Handel schaffte mehr als Silber über den Pazifik. Der Tabak dürfte den Reigen eröffnet haben. Irgendwie brachten die portugiesischen Schiffe die Spezies über Ozeane und Grenzen nach Guangxi in Südchina, wo Archäologen an Ort und Stelle gefertigte Tabakpfeifen aus dem Jahr 1549 gefunden haben. [22] Wenig mehr als zwei Jahrzehnte später gelangte die Pflanze an Bord eines Silberschiffs aus Manila in den Südwesten. Nicht lange danach breitete sie sich, wahrscheinlich aus Korea kommend, langsam im Nordwesten aus.
Nicotiana tabacum
faszinierte die Menschen in Yueyang nicht weniger als in London und Madrid. «Du nimmst dir Feuer, zündest ein Ende [der Pfeife] an und steckst dir das andere in den Mund», erklärte der fujianesische Dichter Lu Yao im 17 . Jahrhundert. «Der Rauch geht durch die Pfeife in deine Kehle hinunter. Er kann dir einen Schwips bescheren.» Lu, der nicht lange nach Ankunft des Tabaks in Fujian schrieb, staunte, wie rasch er sich in der Provinz ausbreitete: «Heute gibt es hier mehr davon als auf den Philippinen, und er wird in dieses Land exportiert und verkauft.»
Damals wie heute war das Rauchen wie geschaffen gegen die Langeweile und Trägheit des Soldatenlebens. Die Ming-Truppen begeisterten sich rasch für den Tabak und verbreiteten ihn auf ihren Märschen im ganzen Reich. In der südwestlichen Provinz Yunnan berichtete ein Arzt, die chinesischen Soldaten seien «in giftverpestete [malariaverseuchte] Gebiete einmarschiert, und sie alle sind krank geworden, mit Ausnahme einer Einheit, deren Mitglieder sich bester Gesundheit erfreuten. Nach dem Grund gefragt, antworteten sie, sie würden alle rauchen.» Moskitos mögen keinen Rauch, insofern könnte das Rauchen tatsächlich einen gewissen Schutz gegen die Malaria übertragenden Insekten gewährt haben. Von da an, so heißt es
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