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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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sich etwa ab 1750 die neuen Methoden durchzusetzen begannen, verschwanden die
wachos
. In Irland waren sie 1834 fast ganz verdrängt, als der Reformanhänger Edmund Murphy eine «berufliche Besichtigungstour» durch das ganze Land unternahm, von Dublin an der Ostküste bis Galway im Westen, «mit besonderem Augenmerk auf die Kartoffelpflanze». Als er nur noch wenige Lazy-beds in Regionen antraf, in denen sie einst allgegenwärtig gewesen waren, jubilierte er, sie seien «zur Gänze ersetzt … Nichts vermag die raschen, sich gegenwärtig in diesem Land ausbreitenden Verbesserungen der Landwirtschaft deutlicher zu zeigen.» [474]

    Viele Andenvölker haben lange Zeit Kartoffeln auf parallel angelegten Erdkämmen, sogenannten
wachos
, angebaut (unten, in Bolivien, unweit des Titicacasees), eine Praxis, die sich durch die Entwässerung feuchter Böden als gute Maßnahme gegen Pilzerkrankungen erwiesen hat. Diese Anbauweise, die auf Englisch Lazy-bed (faules oder träges Beet) heißt, war in Irland bis zum Anfang des 19 . Jahrhunderts sehr verbreitet (oben, Nordirland in den 1920 er Jahren). Neuere Untersuchungen lassen darauf schließen, dass die Abkehr von den Lazy-beds der Knollenfäule bei ihrer rasend schnellen Ausbreitung half und so zur Verschärfung der Großen Irischen Hungersnot beitrug.
    Um zu untersuchen, wie sich die Umstellung auf moderne Anbaumethoden auswirkte, legte Michael D. Myers, damals an der University of Texas in Austin, experimentell sechs Felder in Nordirland an: drei Lazy-beds und drei ebene Äcker von der Art, die die Lazy-beds ersetzten. Er entdeckte, dass die einfachen Kämme und Furchen eine komplexe Geographie schufen, mit erstaunlich starken Temperatur- und Feuchtigkeitsunterschieden zwischen den Kämmen und den Rinnen. Spezialisten für Pflanzenkrankheiten bezeichnen die Temperatur- und Feuchtigkeitsbedingungen, die für
P. infestans
förderlich sind, als
blight units
(Fäule-Einheiten). «Je höher die Zahl der Fäule-Einheiten, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Zoosporen der Krankheit auf den Kartoffelblättern keimen können. Myers’ Lazy-beds wiesen ungefähr halb so viele Fäule-Einheiten auf wie die ebenen Äcker. Die Sporen neigten weit weniger dazu, unter den vergleichsweise warmen, trockenen Bedingungen auf den Kämmen zu keimen. Da das Wasser in die Rinnen unterhalb der wachsenden Knollen abfloss, trug es auch die Zoosporen davon. Außerdem wuchs dort nicht so viel schädliches Unkraut, weshalb man weniger Dünger brauchte. [32]   [475]   [476]
    Murphy, der erklärte Gegner der Lazy-beds, unternahm seine berufliche Besichtigungstour, weil Irlands Kartoffeln von Krankheiten heimgesucht wurden. Das war 1834 , ein Jahrzehnt vor der Fäule; die Krankheiten, die ihm Sorgen machten, wurden durch Viren, Bakterien, Nematoden verursacht – gewöhnliche Schädlinge, die sich der neuen Pflanze anpassten. In dem Maße, wie sich die Schädlinge entwickelten, kam es zu Missernten; vierzehn waren es zwischen 1814 und 1845  – keines dieser Ereignisse war im Entferntesten mit der Großen Hungersnot zu vergleichen. Myers, der Forscher von der University of Texas, gelangte zu der Überzeugung, dass diese Missernten teilweise an der Aufgabe des Lazy-bed-Anbaus lagen, weil der Verzicht auf diese Technik unabsichtlich die Pflanzenkrankheiten gefördert habe. Halten wir fest, dass es in den Anden keine so weit verbreiteten Kartoffelepidemien gab. Die Fäule war einfach der jüngste und schlimmste Erreger, der sich die modernen Anbaumethoden nach neuestem Wissensstand zunutze machte: eine einzige Kartoffelsorte auf einer Fläche, die nach technischen und nicht nach biologischen Gesichtspunkten gestaltet war.
    Die Große Hungersnot war die erste echte Landwirtschaftskatastrophe neuerer Zeit. Ohne die Verbesserungen, die nach den letzten wissenschaftlichen und technischen Erkenntnissen vorgenommen worden waren, hätte sich die Kraut- und Knollenfäule lange nicht so verheerend ausgewirkt. In größter Besorgnis suchten die Regierungen Frankreichs, Belgiens und Großbritanniens umgehend Rat bei Biologen. Doch die Unerbittlichkeit, mit der die Kartoffelkrankheit um sich griff, war vollkommen neu. Während der nächsten vierzig Jahre schrieben die Forscher die Fäule einer Vielzahl von Ursachen zu: Ozon, Luftverschmutzung, statischer Elektrizität, vulkanischer Aktivität, dem Rauch der Dampflokomotiven, übermäßiger Feuchtigkeit oder Hitze, Gasen von den unlängst

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