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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Bjørn ein.
    »Schnell, warum?«
    »Eifersucht«, sagte Katrine. »Weil jemand einen gedemütigt hat, abgewiesen, verschmäht, lächerlich gemacht. Weil man ihm die Frau weggenommen hat, die Kinder, den Bruder oder die Schwester, die Zukunft, den Stolz …«
    »Stopp«, sagte Harry. »Unsere Hypothese lautet, dass der Täter jemand ist, der Verbindungen zur Polizei hat. Und mit diesem Ausgangspunkt müssen wir uns den René-Kalsnes-Fall noch einmal vornehmen und herausfinden, wer ihn getötet hat.«
    »Gut«, sagte Katrine. »Aber selbst wenn es ein paar Indizien gibt, verstehe ich nicht ganz, warum es plötzlich so klar ist, dass wir nach einem Polizisten suchen.«
    »Weil mir keiner eine bessere Hypothese nennen kann? Ich zähle von fünf runter …« Harry sah sie herausfordernd an.
    Bjørn stöhnte. »Tu uns das nicht an, Harry.«
    »Was?«
    »Wenn der Rest des Hauses erfährt, dass wir zur Jagd auf unsere eigenen Kollegen blasen …«
    »Da müssen wir durch«, sagte Harry. »Im Moment haben wir nichts. Wir müssen einfach irgendwo anfangen. Im schlimmsten Fall lösen wir einen alten Mordfall. Im besten finden wir den …«
    Katrine vollendete den Satz für ihn: »… der Beate getötet hat.«
    Bjørn biss sich auf die Unterlippe. Dann zuckte er mit den Schultern und nickte zum Zeichen, dass sie mit ihm rechnen konnten.
    »Gut«, sagte Harry. »Katrine, du überprüfst das Register der Dienstwaffen, die als verloren oder gestohlen gemeldet worden sind. Und klär ab, ob René Kalsnes Kontakt zu jemandem bei der Polizei hatte. Bjørn, du guckst dir im Licht der neuen Hypothese noch einmal das gesamte Beweismaterial an, vielleicht taucht dabei ja etwas Neues auf.«
    Bjørn und Katrine standen auf.
    »Ich komme gleich«, sagte Harry. Er sah ihnen nach, als sie durch die Kantine zur Tür gingen, und ihm entgingen auch die Blicke nicht, die ihnen von einem Tisch aus zugeworfen wurden, an dem Beamte der großen Ermittlungsgruppe saßen. Einer von ihnen sagte etwas, und alle am Tisch lachten laut.
    Harry schloss die Augen und horchte in sich hinein. Suchte. Was konnte es sein, was war geschehen? Er stellte sich die gleiche Frage, die Katrine ihm gestellt hatte: Warum war es plötzlich so klar, dass sie nach einem Polizisten suchen mussten? Eine richtige Antwort hatte er darauf noch nicht. Er konzentrierte sich, sperrte alle anderen Eindrücke aus, wusste, dass es wie ein Traum war und er sich beeilen musste, bevor er sich verflüchtigte. Langsam tauchte er in sein Inneres ab und bewegte sich wie ein Tiefseetaucher ohne Licht durch das Dunkel seines Unterbewusstseins. Bekam etwas zu fassen und tastete es ab. Es hatte etwas mit Katrines Witz zu tun. Dem selbsterklärenden Meta-Witz. War auch der Mörder so? Selbsterklärend? Es glitt ihm aus den Händen und im selben Augenblick drückte der Auftrieb ihn nach oben zurück ans Licht. Er öffnete die Augen, und die Geräusche kamen zurück. Tellerklirren, Stimmengewirr, Lachen. Verdammt, verdammte Scheiße, er hatte es fast gehabt. Aber jetzt war es zu spät. Er wusste nur, dass dieser Witz irgendeinen Hinweis in sich barg, dass er wie ein Katalysator auf etwas tief in seinem Unterbewusstsein gewirkt hatte. Etwas, das er jetzt nicht zu fassen bekommen würde, von dem er aber hoffte, dass es irgendwann ganz von allein an die Oberfläche stieg. Seine Reaktion hatte ihnen aber auf jeden Fall etwas an die Hand gegeben, eine Richtung, einen Ausgangspunkt. Eine überprüfbare Hypothese. Harry nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse, stand auf und ging nach draußen auf die Terrasse, um die Zigarette zu rauchen.
    Bjørn Holm bekam am Empfang der Asservatenkammer zwei Plastikkisten ausgehändigt und quittierte das beigelegte Inhaltsverzeichnis.
    Er nahm die Boxen mit in die Kriminaltechnik, die gleich neben dem Kriminalamt in Bryn lag, und nahm sich als Erstes die Box mit dem Beweismaterial von dem Originalmord vor.
    Das Erste, was ihm auffiel, war das Projektil, das in René Kalsnes’ Kopf gefunden worden war. Zum einen, weil es so deformiert war, obgleich es »nur« Fleisch, Knorpel und Knochen durchschlagen hatte, die allesamt eher weich und flexibel waren. Zum anderen, weil das Projektil in der Box kaum angelaufen war. Das Alter zeigte sich an Blei zwar nicht so krass wie an anderen Metallen, aber trotzdem fand er, dass die Kugel seltsam neu aussah.
    Er blätterte durch die Tatortfotos von dem Toten. Hielt bei einer Nahaufnahme inne, die zeigte, wo die Kugel

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