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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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blinzelte. Hatte sie richtig gehört? Reden?
    »Danke, Truls«, sagte sie. »Aber ich habe ja Mikael.«
    Er stellte die Tasse langsam ab. »Ja, natürlich. Du hast ja Mikael.«
    »Apropos, ich muss langsam mit dem Kochen anfangen. Für ihn und die Kinder.«
    »Ja, das musst du wohl. Du stehst hier und kochst Essen für ihn, während er …«
    Er hielt inne.
    »Während er was, Truls?«
    »Woanders isst.«
    »Ich verstehe nicht ganz, was du meinst, Truls.«
    »Ich glaube, du verstehst das ganz genau. Hör mal, ich bin nur hier, um dir zu helfen. Ich will nur dein Bestes, Ulla, für dich, und die Kinder natürlich. Die Kinder sind wichtig.«
    »Ich möchte heute etwas richtig Gutes für sie kochen. Und für die ganze Familie kochen ist aufwendig, Truls. Das braucht Zeit. Wenn du also …«
    »Ulla, es gibt da eine Sache, die ich dir sagen will.«
    »Nein, Truls, nein. Bitte sag es nicht.«
    »Du bist zu gut für Mikael. Weißt du, wie viele andere Frauen er …?«
    »Nein, Truls!«
    »Aber …«
    »Truls, ich will, dass du jetzt gehst. Und dass du eine ganze Weile nicht wiederkommst.«
    Ulla beobachtete durch das Küchenfenster, wie Truls durch das Gartentor trat und zu seinem Wagen ging, der neben der Schotterstraße stand, die sich zwischen den neugebauten Villen durch Høyenhall zog. Mikael hatte gesagt, er würde ein paar Strippen ziehen und die richtigen Leute bei der Stadt anrufen, damit die Straße endlich asphaltiert wurde, aber bislang war noch nichts geschehen. Sie hörte das kurze Zwitschern, als Truls auf seinen Autoschlüssel drückte und die Alarmanlage sich ausschaltete. Er stieg ein, blieb aber regungslos auf dem Fahrersitz sitzen und starrte durch die Frontscheibe. Dann ging ein Ruck durch ihn und er begann zu schlagen. Er hämmerte so hart auf das Lenkrad ein, dass sie noch von weitem erkennen konnte, wie es nachgab. Ein Schauer lief über ihren Rücken. Mikael hatte ihr von Truls’ Wutanfällen erzählt, aber sie hatte noch nie einen mit eigenen Augen gesehen. Wäre Truls nicht bei der Polizei, wäre er laut Mikael sicher kriminell geworden. Das Gleiche sagte er allerdings auch über sich, wenn er den harten Mann markierte. Sie glaubte das nicht, Mikael war zu strebsam, zu … anpassungsfähig. Truls hingegen … Truls war aus einem ganz anderen, viel dunkleren Holz geschnitzt.
    Truls Berntsen. Der einfache, naive, loyale Truls. Sie hatte einen Verdacht gehabt, das war klar, es wunderte sie aber trotzdem, dass Truls so ausgekocht, so gerissen sein konnte. So … phantasievoll.
    Grand Hotel.
    Das waren die schmerzhaftesten Sekunden ihres Lebens gewesen. Dabei hatte sie selbst durchaus schon öfter den Gedanken gehabt, dass Mikael ihr untreu sein könnte. Besonders seit er keinen Sex mehr mit ihr hatte. Aber dafür hatte es auch noch andere mögliche Erklärungen gegeben. Der Stress wegen dieser Polizistenmorde … Aber Isabelle Skøyen? In einem Hotel, nüchtern und am helllichten Tag? Natürlich hatte sie durchschaut, dass das Ganze von jemandem arrangiert worden sein musste. Aber wenn jemand wusste, dass die zwei zu diesem Zeitpunkt dort sein würden, hieß das doch, dass es sich um eine bereits eingespielte Routine handelte. Sie könnte kotzen, wenn sie nur daran dachte.
    Und dann sah sie wieder Mikaels kreidebleiches Gesicht vor sich. Seine ängstlichen, schuldbewussten Augen, wie bei einem kleinen Jungen, der beim Apfelklauen erwischt worden war. Wie schaffte er das nur? Wie konnte dieses treulose Schwein aussehen wie jemand, über den man eigentlich schützend seine Hand legen wollte? Er war es doch, der durch sein Verhalten alles in den Dreck gezogen hatte. Er war Vater von drei Kindern, wie konnte er da so aussehen, als trüge er ein Kreuz mit sich herum?
    »Ich komme heute früh nach Hause«, hatte er geflüstert. »Lass uns dann darüber reden. Bevor die Kinder … Ich muss in vier Minuten im Rathaus sein.« Hatte da wirklich eine Träne im Augenwinkel geklebt? Erdreistete er sich jetzt wirklich, auch noch zu heulen?
    Nachdem er gegangen war, hatte sie sich überraschend schnell gesammelt. Vielleicht ist das so bei Menschen, die ganz genau wissen, dass sie keine andere Wahl haben. Dass es keine Alternative gibt und zu kapitulieren keine Option ist. Mit benommener Ruhe hatte sie die Nummer gewählt, von der der Mann, der sich als Runar ausgegeben hatte, sie angerufen hatte. Keine Antwort. Sie hatte noch fünf Minuten gewartet und war dann gegangen. Als sie wieder zu Hause war,

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