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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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dem Fluss glitzerten die ersten Sonnenstrahlen. Ein paar Sekunden stand sie einfach nur da. Sie hörte nichts, sah nur den Fluss hinter ihnen. In diesem Moment war sie allein und dachte, dass Anton eigentlich nie der Richtige gewesen war. Sie hatte nie den Richtigen getroffen oder bekommen. Und der, den sie gekriegt hatte, Anton, hatte sie bereits im Jahr ihrer Hochzeit betrogen. Er hatte nie erfahren, dass sie es wusste. Dafür hatte sie zu viel zu verlieren. Auch jetzt hatte er vermutlich wieder einen Seitensprung hinter sich, da er wieder diesen übertrieben alltäglichen Gesichtsausdruck hatte, wenn er wie damals seine zahllosen Entschuldigungen vorbrachte. Plötzliche Überstunden, Verkehrschaos auf dem Weg nach Hause, leerer Handyakku.
    Sie waren zu zweit. Ein Mann und eine Frau, beide in tadellosen, faltenfreien Uniformen. Als hätten sie sie gerade erst aus dem Schrank genommen und übergestreift. Ernste, fast ängstliche Blicke. Sie nannten sie »Frau Mittet«, was sonst niemand tat und was ihr auch nicht gefiel. Das war sein Name, und sie hatte so oft bereut, ihn angenommen zu haben.
    Sie räusperten sich. Hatten ihr etwas zu sagen. Zögerten. Dabei wusste sie doch längst alles. Ihre übertrieben tragischen Mienen hatten alles gesagt. Sie war wütend. So wütend, dass sie spüren konnte, wie ihr Gesicht sich verzerrte und zu etwas wurde, das es nicht sein sollte, weil es auch ihr eine Rolle in dieser Tragikomödie aufzwang. Sie hatten etwas gesagt. Aber was? War das Norwegisch? Ihre Worte ergaben keinen Sinn.
    Sie hatte den Richtigen nie gewollt. Und sie hatte seinen Namen nie gewollt.
    Nicht bis zum heutigen Tag.

Kapitel 15
    D er schwarze VW Sharan stieg langsam rotierend den blauen Himmel empor. Wie eine Rakete in Super-Slow-Motion, dachte Katrine, während sie auf den Schweif starrte, der nicht aus Feuer und Rauch bestand, sondern aus Wasser, das aus den Türen und dem Kofferraum rann und sich in einen Tropfenfächer aufteilte, der auf seinem Weg zurück in den Fluss in der Sonne glitzerte.
    »Beim letzten Mal haben wir das Auto hier hochgezogen«, sagte der Polizist von der lokalen Polizeiwache. Sie standen vor dem stillgelegten Sägewerk mit den kaputten Scheiben und der abblätternden roten Farbe. Das fahle Gras klebte wie ein Nazischeitel auf dem Boden, gekämmt in die Richtung, in der das Wasser in der letzten Nacht abgeflossen war. In den Schatten lagen graue, durchnässte Schneereste.
    Ein zu früh zurückgekehrter Zugvogel sang optimistisch und doch zum Tode verurteilt, und der Fluss gluckste zufrieden.
    »Aber der hier klemmte zwischen zwei Felsen, so dass es leichter war, ihn direkt hochzuziehen.«
    Katrines Blick folgte dem Fluss. Er war oberhalb des Sägewerks aufgestaut worden, doch hier rauschte das Wasser zwischen den großen grauen Felsen hindurch, die das Auto aufgehalten hatten. Das Sonnenlicht wurde von Glassplittern reflektiert. Ihr Blick glitt an der senkrechten Felswand empor. Drammensgranit. Ein Gütesiegel. Hoch oben sah sie den Kranwagen und den gelben Ausleger, der über den Rand ragte. Hoffte, dass das hielt.
    »Aber wenn Sie in dem Fall ermitteln, warum sind Sie dann nicht oben bei den anderen?«, fragte der Polizist, der sie erst nach einem gründlichen Blick auf ihre Ausweise das Absperrband hatte passieren lassen.
    Katrine zuckte mit den Schultern. Sie konnte ja kaum antworten, dass sie auf Apfelklau waren, vier Menschen ohne Befugnis oder Autorisierung, deren Auftrag es bis auf weiteres erforderte, sich außerhalb des Blickfelds der eigentlichen Ermittlungsgruppe aufzuhalten.
    »Was wir sehen müssen, sehen wir am besten von hier«, sagte Beate Lønn. »Danke, dass Sie uns Zutritt gewährt haben.«
    »Ist doch selbstverständlich.«
    Katrine Bratt machte ihr iPad aus, auf dem noch immer die Liste der aktuellen Strafgefangenen aller norwegischen Gefängnisse angezeigt wurde, und eilte hinter Beate Lønn und Ståle Aune her, die die Absperrung bereits hinter sich gelassen hatten und auf dem Weg zu Bjørn Holms mehr als dreißig Jahre altem Volvo Amazon waren. Der Autobesitzer kam ihnen langsam über den steilen Schotterweg entgegen, der von oben herunterführte. Sie trafen sich an seinem antiquarischen Wagen ohne Klimaanlage, Airbags oder Zentralverriegelung, dafür aber mit zwei schachbrettartigen Rallyestreifen, die sich über die Motorhaube, das Dach und den Kofferraum zogen. Katrine schloss aus Bjørns Keuchen, dass er die Aufnahmeprüfung für die Polizeihochschule

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