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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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so?«
    »Vierundneunzig Prozent ist viel, findest du nicht auch?«
    Harry starrte auf den Platz. Silje schaute noch immer zum Himmel.
    Die Sonne schien auf ihr Gesicht.
    Er fluchte leise und leerte seine Kaffeetasse.
    Gunnar Hagen kippelte auf einem der Holzstühle in Bellmans Büro, während er überrascht zum Polizeipräsidenten aufblickte. Hagen hatte ihm gerade von der kleinen Gruppe erzählt, die er, ganz entgegen den Anweisungen seines Chefs, eingesetzt hatte, und dass sie dem Täter oben in Berg eine Falle stellen wollten. Die Überraschung rührte daher, dass die ohnehin schon ungewöhnlich gute Laune seines Vorgesetzten keinen Schaden zu nehmen schien.
    »Ausgezeichnet«, platzte Bellman heraus und klatschte in die Hände. »Endlich etwas Proaktives. Kann ich den Plan und die Karte bekommen, damit wir loslegen können?«
    »Wir? Heißt das, dass du persönlich …?«
    »Ja, ich finde es nur natürlich, wenn ich diesen Einsatz leite, Gunnar. Eine so große Aktion erfordert Beschlüsse auf höchster Ebene.«
    »Das ist nur ein Haus und ein Mann, der …«
    »Es ist deshalb nur richtig, dass ich mich als Chef der Polizei einmische, wenn so viel auf dem Spiel steht. Außerdem ist es entscheidend, dass diese Aktion geheim gehalten wird. Verstehst du?«
    Hagen nickte. Geheim, falls sie keine Früchte trug, dachte er. Sollte sie hingegen zum Erfolg und zu einer Festnahme führen, würde jedes Detail an die Öffentlichkeit gebracht werden, damit Mikael Bellman sich in seinem Ruhm sonnen und der Presse erzählen konnte, dass er persönlich hinter dieser Aktion stand.
    »Ist klar«, sagte Hagen. »Dann leite ich alles in die Wege. Wenn ich dich richtig verstanden habe, kann die Gruppe unten im Heizungsraum dann auch weitermachen?«
    Mikael Bellman lachte. Hagen fragte sich, was Bellmans frappierenden Stimmungswechsel verursacht hatte. Der Polizeipräsident wirkte zehn Jahre jünger, zehn Kilo leichter, und er war auch die Sorgenfalte los, die sich seit seiner Beförderung in die Stirn gegraben hatte.
    »Gunnar, werd jetzt nicht zu dreist. Dass mir eure Idee gefällt, bedeutet noch lange nicht, dass ich es billige, wenn meine Untergebenen sich meinen Anordnungen widersetzen.«
    Hagen lief ein Schauer über den Rücken, trotzdem versuchte er, dem kalten, lachenden Blick des Polizeipräsidenten nicht auszuweichen.
    »Bis auf weiteres friere ich alle Aktivitäten deiner Gruppe ein, Gunnar. Und nach dieser Aktion setzen wir uns dann mal zusammen und reden ein ernstes Wörtchen miteinander. Sollte mir in der Zwischenzeit zu Ohren kommen, dass jemand von euch auch nur eine Datenrecherche oder ein Telefonat in diesem Fall gemacht hat …«
    Ich bin älter als er, und ich bin der bessere Mann, dachte Gunnar Hagen, sah ihn weiter an und wusste, dass die Mischung aus Trotz und Scham ihm die Röte auf die Wangen trieb.
    Das ist alles nur Schau, ermahnte er sich selbst. Nicht mehr als ein paar Abzeichen auf einer Uniform.
    Dann senkte er den Blick.
    Es war spät. Katrine Bratt starrte auf den Bericht, der vor ihr lag. Dabei sollte sie das nicht tun. Beate hatte gerade angerufen und ihr mitgeteilt, dass Hagen sie kontaktiert und darum gebeten hatte, alle Ermittlungen sofort einzustellen. Direkte Order von Bellman. Katrine sollte jetzt also zu Hause im Bett sein. Vielleicht mit einer großen Tasse Kamillentee, einem Mann, der sie liebte, und eventuell auch noch mit einer ihrer Lieblings- TV -Serien. Trotzdem saß sie im Heizungsraum, las die Berichte der einzelnen Mordfälle und suchte nach möglichen Ermittlungsfehlern, Schludrigkeiten oder allzu vagen Schlussfolgerungen. Und das, was sie gerade gelesen hatte, war so vage, dass es schon an Idiotie grenzte. Oder nicht? Es war verhältnismäßig leicht gewesen, über das Intranet der Polizei Zugang zu den Ermittlungsakten im Fall Anton Mittet zu bekommen. Die Auflistung der Gegenstände, die sie bei ihm im Auto gefunden hatten, war ebenso detailliert wie einschläfernd gewesen, doch dann war sie bei einem Satz ins Stocken gekommen. Unter dem Beweismaterial, das sie in Mittets Auto gesichert hatten, waren ein Eiskratzer und ein Feuerzeug, die unter dem Fahrersitz gelegen hatten, sowie ein Kaugummi, das unter dem Sitz geklebt hatte.
    Die Kontaktdaten von Anton Mittets Witwe, Laura Mittet, standen in dem Bericht.
    Katrine zögerte und wählte dann die Nummer. Eine Frau meldete sich, sie klang müde und benommen, als hätte sie Tabletten genommen. Katrine stellte sich vor und kam

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