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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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knallroten Lippen. Er spürte, dass er langsam ärgerlich wurde. »Es ist gut, dass Sie sich Gedanken machen, Silje, machen Sie weiter so. Ich muss jetzt weiterarbeiten …« Er nickte in Richtung der Tests.
    »Du hast nicht gefragt, an was ich denke, Harry.«
    »Drei Dinge, Silje. Ich bin Ihr Dozent und nicht Ihr Beichtvater. Sie haben in diesem Teil des Gebäudes ohne Termin nichts verloren. Und ich kann mich nicht daran erinnern, Ihnen das Du angeboten zu haben, okay?« Seine Stimme klang strenger als notwendig, und als er wieder aufblickte, bemerkte er, wie groß und rund ihre Augen waren. Sie nahm den Finger von ihrem Schmollmund, und als sie wieder sprach, war ihre Stimme nur noch ein Flüstern:
    »Ich habe an dich gedacht, Harry.«
    Dann lachte sie laut und schrill.
    »Ich glaube, wir beenden das Gespräch an dieser Stelle, Silje.«
    »Aber ich liebe dich, Harry.« Mehr Lachen.
    War sie high? Hatte sie getrunken? War sie von einem Fest zurück in die Hochschule gekommen?
    »Silje, nein …«
    »Harry, ich weiß, dass du Verpflichtungen hast. Und ich weiß, dass es Regeln für Studenten und Dozenten gibt. Aber ich weiß auch, was wir tun können. Wir können nach Chicago reisen. Wo du den FBI -Kurs über Serienmörder gemacht hast. Ich kann mich bewerben, und wir könnten …«
    »Stopp!«
    Harry hörte das Echo seiner Stimme aus dem Flur. Silje hatte den Hals eingezogen, als hätte er sie geschlagen.
    »Ich bringe Sie jetzt nach unten, Silje.«
    Sie blinzelte ihn verständnislos an. »Was ist denn das Problem, Harry? Ich bin das hübscheste Mädchen der ganzen Klasse. Ich habe erst mit zwei Jungs geschlafen. Ich könnte hier auf der Schule jeden haben. Die Dozenten eingeschlossen. Aber ich habe mich für dich aufgehoben.«
    »Kommen Sie.«
    »Willst du wissen, was ich unter dem Kleid trage, Harry?«
    Sie stellte einen Fuß auf den Schreibtisch und öffnete langsam die Schenkel. Harry war so schnell, dass sie nicht reagieren konnte, als er ihren Fuß vom Tisch zog.
    »Auf den Tisch kommen nur meine Füße, verstanden?«
    Silje kauerte sich zusammen und versteckte ihr Gesicht hinter ihren Händen. Sie strich sich über die Stirn und die Haare, als suchte sie hinter ihren langen, muskulösen Armen Zuflucht. Dann begann sie zu weinen. Harry ließ sie sitzen, bis das Schluchzen leiser wurde. Er wollte ihr die Hand auf die Schulter legen, tat es dann aber doch nicht.
    »Hören Sie, Silje«, sagte er. »Vielleicht haben Sie etwas genommen. Das kommt vor, das geht uns allen mal so. Deshalb möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen. Sie gehen jetzt, und wir tun so, als wäre das hier nie geschehen, und reden nie mehr darüber. Kein Wort.«
    »Hast du Angst, dass jemand von uns erfahren könnte, Harry?«
    »Es gibt kein uns, Silje. Und denken Sie daran, dass ich Ihnen wirklich eine Chance geben will.«
    »Hast du Angst, es könnte jemand rauskriegen, dass du eine Studentin vögelst …«
    »Ich vögele niemanden. Ich will nur Ihr Bestes.«
    Silje hatte den Arm gesenkt und den Kopf gehoben. Harry zuckte zusammen. Die Schminke lief wie schwarzes Blut über ihre Wangen, die Augen leuchteten wild, und ihr plötzliches Raubtiergrinsen ließ ihn an ein Tier denken, das er in einer dieser Naturdokus gesehen hatte.
    »Du lügst, Harry. Du vögelst diese Hexe. Rakel. Und du denkst nicht an mich. Nicht so, wie du es gesagt hast, du Scheißheuchler. Oder vielleicht doch, aber dann nur wie an ein Stück Fleisch, das du vögeln kannst, das du vögeln musst .«
    Sie war vom Schreibtisch gerutscht und einen Schritt auf ihn zugegangen. Harry saß zurückgelehnt mit ausgestreckten Beinen auf seinem Stuhl, wie er es immer tat. Er sah zu ihr auf und hatte das Gefühl, eine Figur in einem Theaterstück zu sein. Verdammt. Sie beugte sich vor, graziös, ihre Hand stützte sich auf sein Knie, strich nach oben, glitt über seinen Gürtel, und während sie sich noch weiter vorbeugte, verschwand ihre Hand unter seinem T-Shirt. Sie schnurrte: »Mmh, nice sixpack , Herr Lehrer.« Harry packte ihre Hand, drehte das Handgelenk zur Seite und nach hinten und schwang sich aus dem Stuhl. Sie schrie auf, als er ihren Arm hinter ihrem Rücken anhob und sie zwang, den Kopf nach unten zum Boden zu halten. Dann drehte er sie zur Tür, nahm ihren Rucksack und führte sie aus seinem Büro auf den Flur.
    »Harry!«, stöhnte sie.
    »Diesen Griff kennen Sie ja, im Volksmund nennt man ihn auch Polizeigriff«, sagte Harry, ohne anzuhalten, während er sie vor

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