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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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erschreckt hoch und sah auf die Uhr. Ob McLeary um diese Zeit immer Anrufe bekam? Nach dreimaligem Klingeln schwieg das Telefon wieder, und Susan setzte die Suche fort. Die gestapelten Krankenblätter bildeten ein ansehnliches Bündel. Es konnte daher nicht allzu viele geeignete Verstecke geben. Gerade als sie die letzte Schublade des Aktenschranks herauszog, hörte sie vom Flur her deutlich Schritte. Sie wurden lauter und immer lauter. Susan erstarrte. Sie wagte nicht einmal, die Schublade zu schließen, vor lauter Angst, sich mit einem Geräusch zu verraten.
    Die Schritte verstummten, und ein Schlüssel wurde in die Außentür gesteckt. In Panik sah sich Susan im Raum um. Es gab zwei Türen: Eine führte in das Vorzimmer, die andere gehörte zu einem Wandschrank. Susan prägte sich blitzschnell die Position der Einrichtungsgegenstände ein und schaltete das Licht aus. Im selben Augenblick hörte sie, wie draußen die Tür aufging. Gleichzeitig wurde es im Vorzimmer hell. Vorsichtig bewegte sich Susan in Richtung Wandschrank, der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Von draußen war ein metallisches Geräusch zu hören, einmal, zweimal. Die Schranktür ging ohne Widerstand auf, und Susan schlüpfte so leise wie möglich ins Innere. Schwieriger war es, die Tür wieder zu schließen. Als sie es gerade geschafft hatte, ging die Bürotür auf und das Licht an. Jeden Augenblick erwartete Susan, daß die Schranktür aufgerissen würde. Statt dessen gingen die Schritte zum Schreibtisch. Dann hörte sie den Schreibtischstuhl knarren. Bestimmt war das McLeary, dachte sie. Was der wohl um diese Zeit hier wollte? Und wenn er sie entdeckte? Bei dem Gedanken hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. Wenn er die Schranktür aufmachte, würde sie die Flucht ergreifen.
    Dann wurde der Telefonhörer von der Gabel genommen, eine Nummer gewählt. Doch als die Person zu sprechen anfing, war Susan völlig konsterniert. Es war eine weibliche Stimme. Und sie sprach spanisch. Ihre eigenen dürftigen Kenntnisse der spanischen Sprache ließen sie nur einen geringen Teil der Unterhaltung verstehen. Die Rede war vom Wetter, erst in Boston, dann in Florida. Plötzlich ging Susan ein Licht auf. Eine der Putzfrauen hatte es sich in McLearys Büro bequem gemacht und benutzte den Klinikanschluß für ein Privatgespräch nach Florida.
    Der Anruf dauerte fast eine halbe Stunde. Dann widmete sich die Raumpflegerin ihrer hauptberuflichen Tätigkeit, leerte den Papierkorb, knipste das Licht aus und verschwand. Trotzdem wartete Susan noch ein paar Minuten, bevor sie es wagte, die Schranktür zu öffnen. In der Dunkelheit steuerte sie auf den Lichtschalter zu. Ihr Schienbein machte schmerzhafte Bekanntschaft mit der offenstehenden Aktenschublade. Susan fluchte laut. Zur Einbrecherin war sie nicht geboren.
    Als es endlich wieder hell war, setzte Susan die Suche fort. Nur aus Neugier, um zu sehen, wo sie sich verborgen gehalten hatte, inspizierte sie auch den Wandschrank. Auf dem untersten Bord, zwischen Schreibpapierstößen, lagen die gesuchten Krankenblätter! Ob McLeary sie wirklich hatte verstecken wollen? Das würde sie wohl nie erfahren, aber eines war sicher: Sie mußte hier raus.
    Einer Eingebung folgend, packte Susan die Akten in den frisch geleerten Papierkorb. Dann verließ sie das Büro und das Vorzimmer und schloß die Tür hinter sich. Genauso wie in ihrem Wohnheim steckte sie eine winzige Papierkugel in die Ritze zwischen Tür und Rahmen.
    Mit ihrer Beute fuhr sie zurück zu Beard 5 und begab sich in den Klubraum. Dort zog sie ihr schwarzes Notizbuch aus der Tasche und goß sich eine Tasse Kaffee ein. Dann nahm sie sich das erste Krankenblatt vor und fing an, die Details zu notieren, genauso, wie sie es mit Nancy Greenlys Daten gemacht hatte.
     
    Als D’Ambrosio wieder am Wohnheim der Medizinischen Fakultät ankam, hatte er noch keinen detaillierten Plan. Gewöhnlich verließ er sich auf Improvisation, allerdings erst, nachdem er sein Opfer längere Zeit beobachtet hatte. Über Susan Wheeler wußte er schon eine ganze Menge. Unter anderem war ihm bekannt, daß sie so gut wie nie wieder ausging, wenn sie erst einmal nach Hause gekommen war. Darum war er auch jetzt sicher, sie in ihrem Zimmer anzutreffen. Allerdings konnte er nicht wissen, ob sie offizielle Stellen über seinen vorhergegangenen Besuch informiert hatte. Seiner Einschätzung nach lagen die Chancen fünfzig zu fünfzig. Und sollte sie geplaudert haben, war noch nicht einmal sicher,

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