Komische Voegel
Pferd
Donnerstag, 27. Juli 2006
Gestern morgen kurz nach halb neun, ich war mit dem Rad unterwegs, bin ich meinem Eisschnellaufidol Jochem Uytdehaage begegnet, auf dem Gooimeerdijk mit seinen vielen Windrädern. Ich war allein, konnte also nicht windschattenfahren. Und wie gern würde ich jetzt berichten können, daß Jochem mir zurief: »Fahr hinter mir, Wechsel an jedem Windrad!« Aber nein, er rief gar nichts. Er hatte ein Mädchen in seinem gewaltigen Windschatten und fuhr außerdem in die entgegengesetzte Richtung. Später mußte ich fünfunddreißig Minuten auf die Fähre nach Strand Horst warten und vergaß meine Radhandschuhe.
Mein Ziel war ein kleines Häuschen in Gelderland, noch ein Stück von Strand Horst entfernt. Nachmittags war es so unglaublich heiß, daß man auch im Garten nicht schlafen konnte. Und ich mußte schlafen, denn nach dem ersten Gespräch über Oben ist es still war ich so in Panik, daß ich in der Nacht nur drei Stunden schlief und, weil ich sowieso nicht mehr einschlafen konnte, um Viertel nach sechs aufstand, um nicht in der Gluthitze radfahren zu müssen. Schon vor meiner Runde, etwa um halb acht, war es so heiß, daß ich kein Hemd anzog. Obwohl ich eigentlich den Anblick all dieser (älteren) Männer hasse, die schamlos halbnackt radfahren. Weil ich aber kein Hemd anhatte, konnte bei meiner Rückkehr Pferd Mickey, das schräg gegenüber vom Haus weidet, mit seinem Kopf meinen nackten Oberkörper berühren. Es schnupperte, seine samtene Nase streifte meinen Nabel, es drückte den riesigen Kopf an meine Brust, die Wange an meine Flanke. Und wie gern würde ich jetzt berichten können: Wir lebten noch lange und glücklich.
Aber nein, das ist ausgeschlossen. Menschen und Tiere können und dürfen nicht heiraten. Zusammenleben schon. Nun ist mein Haus zwar gar nicht so klein, trotzdem habe ich Mickey nicht mit nach Amsterdam genommen, obwohl ich dann zwölf Euro für die Fahrkarte gespart hätte. Denn wenn man mit einem Pferd zusammenlebt, kann man sich immer kostenlos fortbewegen. Später am Abend, als es etwas kühler wurde, lief Mickey bestimmt hundert Runden und ließ dabei fünfzehn dicke Fürze, auf der sommerabendstillen Terrasse des Häuschens gut zu hören.
Pferde. Es gibt kaum schönere Wesen auf Erden. Aber, um ehrlich zu sein, Jochem im ärmellosen Thermohemd kann sich auch sehen lassen.
Immer der August
Montag, 31. Juli 2006
Es ist frisch und bewölkt. Morgen haben wir den 1. August, und es wird Zeit, wieder in die Gänge zu kommen, obwohl das halbe Land gerade jetzt Urlaub macht. Alles ist vorbei: Wimbledon, Tour de France, Fußballweltmeisterschaft, der Sommer schleppt sich mattgrün und blütenlos weiter (wenn man von der zauberhaften Schwanenblume – Butomus umbellatus – und der Gelben Teichrose – Nuphar lutea – absieht), bis es dann wirklich Herbst wird, hoffentlich mit ein paar schönen, milden Septembertagen. Mancher zerstreute oder rücksichtslose Bauer hat seine Schafe immer noch nicht geschoren, sämtliche Volksvertreter sind in Ferien, die Kühe beachten die Kanufahrer nicht mehr und legen sich zum Spaß selbst auf den Waalstrand, Wiesenweihen schwe
ben wie altmodische Fluggeräte über unbewegtem Wasser, auf das der Regen trommelt, auf den Campingplätzen graben Kinder Rinnen um die Zelte.
Ist das nur mein Problem, oder dauert der Sommer tatsächlich immer mindestens einen Monat zu lang? Einunddreißig überflüssige, zähe Langweiltage, an denen allgemeine Unschlüssigkeit herrscht. Für zwei Wochen schließen oder lieber doch nicht? Flugzeug oder Auto? Endlich den Garten in Ordnung bringen, oder geht das im Sommer eigentlich nicht? Barcelona? Nein, da herrscht dank Überfischung eine gewaltige Quallenplage, ins Meer könnten wir deshalb sowieso nicht. Warum nicht einfach anfangen zu schreiben, oder doch noch warten, trödeln, grübeln? Und ist dieser eine überflüssige Monat, der anscheinend zum Sommer gehört, immer der August?
Laichteich mit Badekabinen
Dienstag, 1. August 2006
Heute nachmittag um 16:00 Uhr wurde trotz dramatischer Wetterbedingungen auf dem Wogmeerpolder, im hinteren Teil der Obstwiese beim Hof De Nieuwe Proef, von einem Abgeordneten der nordholländischen Provinzialstaaten der neue Laichteich offiziell eröffnet. Mit dem Spaten. Es gab an diesem Tag zwei heftige Schauer, und der eine von ihnen, der heftigere, kam genau um vier Uhr. Ein Abgeordneter aus Den Haag, von dem ich nur den Vornamen kenne, war ebenfalls anwesend,
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