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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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und ein sehr freundlicher Beigeordneter, dessen Namen ich leider komplett vergessen habe. Auch die Politiker waren hinterher schlammbespritzt und völlig
durchweicht. Als ich mit dem Beigeordneten zum noch trockenen Teich geschlendert war, hatte er gesagt: »Das passiert einem auch nicht so oft, daß man ein Buch liest und zwei Tage später dem Autor begegnet.« Nach einigem Nachdenken mußte ich zugeben, daß mir das überhaupt noch nie passiert ist.
    Die durchweichten Politiker stachen ein bißchen Lehmboden aus, so daß sich ein Rinnsal bildete, aber glücklicherweise stand ja der Bagger noch bereit, der dann mit zwei Bissen das ganze Dammstück wegfraß, und innerhalb einer Stunde füllte sich der Teich. Seltsamerweise sank der Wasserstand im Ringgraben nicht. Am Ende der Stunde sahen wir schon eine Schule Stichlinge vorsichtig in den Laichteich schwimmen, zu dieser Zeit schien längst wieder die Sonne. Später gab es natürlich etwas zu trinken und einen Imbiß, ich nannte dem Fahrer des Provinzabgeordneten meine E-Mail-Adresse, damit sein Chef mir ein paar Fotos schicken konnte, noch später bekamen wir warmes Essen und mehr zu trinken, und einer der Bewohner von De Nieuwe Proef erzählte, daß schon zwei Tage lang Flußseeschwalben immer wieder über die leere Grube geflogen waren und unauffällig Ausschau gehalten hatten. Aha, eine Grube, bald schwimmen hier Leckerbissen herum, hatten sie sicher gedacht. Weil die Stichlinge sich offensichtlich wohl fühlten, schwammen wir nach dem Essen selbst ein bißchen in dem Teich, der übrigens verdammt tief ist. Nackt natürlich, mit bloßen Füßen durch den bläulichen Lehm, das macht Spaß. Die Flußseeschwalben kamen auch wieder, aber wir waren dann doch zu große Leckerbissen und die Stichlinge längst verschwunden. Nach dem Schwimmen, als wir uns den Walnüssen, Äpfeln und Birnen zuwandten, wurde angeregt über Badekabinen, Sprungbretter und Ruhebänke ge
sprochen. Die Fische können den Teich also wohl vergessen. Sie werden anderswo laichen müssen.
    Tote Hühner
    Sonntag, 3. September 2006
    Mein zehnjähriger Neffe hat mir heute nachmittag eine Geschichte von einem Viehhändler erzählt. Weil die Hühner des Viehhändlers Läuse hatten, habe er ihnen ein Läusemittel für Kühe gegeben (als Viehhändler!), und am nächsten Tag seien alle Hühner tot gewesen. Um das irgendwie wiedergutzumachen oder besser darüber hinwegzukommen oder aus welchem Grund auch immer, habe dieser Viehhändler meinem anderen, siebenjährigen Neffen einen ganzen Rosinenstuten für dessen Hühner mitgebracht; der Junge hält nämlich Hühner, um mit den Eiern viel Geld zu verdienen. Bei dieser Gelegenheit hat der Viehhändler den beiden Jungen seine Tote-Hühner-Geschichte aufgetischt. Aber der Siebenjährige wollte den Rosinenstuten dann nicht mehr an seine Hühner verfüttern, weil er befürchtete, seine Goldeier-Lieferanten würden daran sterben. Was meiner Ansicht nach durchaus hätte passieren können.
    Gemeiner Mandschurenkranich
    Samstag, 14. Oktober 2006
    Gestern vormittag in Artis ist der Mandschurenkranich, den ich noch nie aggressiv erlebt hatte, ziemlich rabiat auf mich losgegangen. Später ein zweites Mal. In der Nähe standen ein paar ältere Leute, und ein Mann sagte: »Der hat’s auf Sie abgesehen.« Daß die Nandus reichlich reizbare Viecher sind, an Reizbarkeit dem allerreizbarsten Tier des Zoos – Tanja, dem Flußpferd – beinahe ebenbürtig, wußte ich ja. Aber dieser anmutige Kranich? Schon einmal hatten mich hilfsbereite ältere Artis-Besucher auf das besondere Verhalten eines Tieres hingewiesen, nämlich an dem Tag, als ein Kapuzineraffe sich in mich verliebte. Was für ein Schauspiel. Stundenlang bin ich in dem stinkenden Affenhaus geblieben, und die Seniorengruppe auch. Am nächsten Tag bin ich wiedergekommen (eine Jahreskarte hat ihre Vorteile), aber da hatten sämtlich Kapuzineraffen ihren Allerwertesten der Glasscheibe zugewandt, und außerdem konnte ich beim besten Willen mein Äffchen unter all den uninteressierten Primaten nicht entdecken. Die Verliebtheit war also nicht sehr beständig. Trotzdem sehe ich immer noch dieses Händchen auf dem Glas, das Händchen auf dem Herzen, den schmachtenden Blick, den halb abgenagten Apfel.
    Halb-und-Halb-Rind
    Montag, 23. Oktober 2006
    Stundenlang habe ich gestern drei alte, dicke Eschen kleingesägt – so klein, daß meine Mutter sie in den Ofen schieben kann –, und das hat meinen Kopf wieder schön frei

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