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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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gemacht. Toos, der schokoladenbraune Labrador meines Bruders, stand hinter mir und schnappte nach Holzschnipseln, bis ich ihn wegschickte, ich hatte eine Heidenangst, daß sein Kopf plötzlich zwischen meinen Beinen auftauchen und unter die Säge geraten könnte. Meinen Neffen Jan habe ich auch weggeschickt, denn ihn sah ich in Gedanken schon von den dicken Stümpfen purzeln und dabei ebenfalls der Kette gefährlich nah kommen.
    Mein Vater bringt es fertig, das Holz, das ich säge, mit bloßen Händen festzuhalten, entweder weil er großes Vertrauen in meine sägerischen Fähigkeiten hat oder weil er die Gefahr nicht sieht. Dabei müßte gerade er sie sehen. Einmal hat er einen Ast abgesägt, der ein bißchen zu hoch über ihm hing (der Baum war übrigens auch eine Esche). Erst als der Ast sich vom Stamm löste, begriff mein Vater, daß ihm nur noch zwei Möglichkeiten blieben: Entweder ließ er die Säge los (eine Säge ohne all die raffinierten Sicherungen, die man heute hat), um mit den Armen seinen Kopf zu schützen, oder er hielt sie fest und fing den Ast mit seinem unbehelmten Kopf auf. Er entschied sich für die erste Möglichkeit, weshalb die Säge sein Knie erwischte, er aber keinen Schädelbasisbruch erlitt. Trotzdem will er immer unbedingt das Holz halten. So daß ich ihn wie den Hund und den Neffen wegschicken mußte. Nicht einfach, seinen Vater wegzuschicken.
    Gestern war ein grauer Tag, windig, und als ich mit Sä
gen aufhörte, fing es an zu regnen. Später zeigte mir mein Vater das neue Lakenvelder Kalb. Das war nicht ganz so, wie es sein sollte: eine schöne Fellfarbe zwischen Braun und Schwarz und der charakteristische weiße Gurt, aber der Kopf eines Blaarkop. »Weiterzüchten«, sagte ich. »Das ist kein mißglücktes Lakenvelder, das ist eine neue, einzigartige Rasse.«
    Tote Amsel
    Dienstag, 7. November 2006
    Heute war ich wieder bei dem alten Mann in Venhuizen. Dem mit der Klo-Reimerei von dem Geist, auf den man scheißen soll, und der Schlittschuhsammlung. Als ich ankam, war er nicht zu Hause, und so hatte ich reichlich Zeit, alle Keramikweisheiten auf der Außenwand zu studieren. Ein Unglück bringt selten Schwein; Gott schuf die Zeit, von Eile hat er nichts gesagt (okay, dachte ich und rauchte in aller Ruhe eine Zigarette); Wer keine Fehler macht, macht meistens gar nichts . Das würde ich mir auch gern an die Wand hängen. Schließlich kam er – von seiner Freundin, sagte er –, und wir fuhren zur Eisbahn in Hoorn (mit seinem Auto, der Mann ist achtzig, ich habe jetzt schon Muskelkater vom Mitbremsen). Dort benannte er sämtliche Schlittschuhe in den Vitrinen, ich notierte die Namen und werde sie gleich an die Stadtverwaltung von Hoorn mailen, damit sie schöne Schildchen machen läßt, und dann kann ich endlich ein paar Arbeitsstunden abrechnen.
    Später, an Gleis 1 auf dem Bahnhof von Hoogkarspel, lag eine dicke Amsel auf dem Rücken, Augen geöffnet, Bein
chen in die Höhe gestreckt. Ein Mann, der kurz nach mir den Bahnsteig betrat, brachte es auf den Punkt: »Die is da gegen dat Glas geknallt, deshalb dat Blut am Kopp.« Ja, so war es. Einfach mausetot, weil die Bahn zu geizig war, Warnvögel auf die Scheiben des Wartehäuschens zu kleben. Bald darauf kam die Durchsage: »Der Zug in Richtung Amsterdam, planmäßige Abfahrt 13:08 Uhr, fällt heute aus.« Nach einer halben Stunde erklärte uns eine Frau, die mit halbstündiger Verspätung ankam, dem Lokführer ihres Zuges sei »schlecht geworden«.
    Boletus edulis
    Mittwoch, 15. November 2006
    Erst heute habe ich erfahren, daß der Grünling nicht nur ein Vogel, sondern auch ein tödlich giftiger Pilz ist. Als ich mit jemandem durch den Wald spazierte. Dieser Jemand trug ein Messer bei sich. Damit schnitt er einen Steinpilz nach dem anderen ab, inspizierte ihn genau und warf ihn dann entweder weg oder steckte ihn in einen Baumwollbeutel. Ich finde ja selbstgesammelte Pilze lebensgefährlich. Abgepackt und mit Namen versehen im Supermarkt sind Pilze okay, aber frisch aus dem Boden, mit dem Geruch von faulendem Holz und gärendem Laub? Außerdem bestand meines Erachtens keine täuschende Ähnlichkeit zwischen dem Boletus edulis auf der Abbildung im Internet und den Pilzen, die mein Begleiter sammelte. Gut möglich, daß ich die heutige Ernte demnächst zu essen bekomme, nachdem sie gekocht, eingefroren und aufgewärmt wurde. Dann werde ich schon merken, ob er die richtigen erwischt hat. Denn
dann bin ich bald tot oder nicht tot. Einen

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