Komische Voegel
um dem Menschen zu dienen.«
Kuhtanz
Mittwoch, 19. April 2006
In letzter Zeit – weil Frühling ist? – viel über Tiere in den Medien. Macht sich immer gut. Auf der Titelseite meiner Zeitung gestern ein großes Foto von Kühen unter der Überschrift: Besucher können sich an glücklichen, springenden
Kühen nicht satt sehen . Die Leute kämen in Geländelimousinen, um einen agrarischen Top-Event zu erleben, der die Lämmershow der letzten Woche übertreffen solle. Unklar bleibt, ob die Vorstellung etwas kostet. Auf jeden Fall, so der Autor, muß den Stadtmenschen erklärt werden, daß jedes Rind mit Euter ein Weibchen ist.
Macht sich immer gut, habe ich gesagt, aber eigentlich geht es doch auf keine Kuhhaut, daß ein solches Foto mit dem dazugehörigen Text überhaupt in die Zeitung kommt. Seit Jahrhunderten werden Kühe in jedem Frühjahr auf die Weide gelassen. Seit Jahrhunderten hüpfen und springen sie dann vor Freude – endlich wieder frische Luft, endlich wieder Platz. Der Autor des Artikels ist trotz seines ironischen Tons natürlich selbst Agrarignorant und Teil des Kuhtanzpublikums , über das er sich mokiert.
Was erwartet uns noch in der kommenden Zeit? Die Mauerseglersinfonie? Eine Dachsdisco? Ein Fuchskostümball oder eine Schwarzspechtoper? Ich werde die Zeitungen genau im Auge behalten.
Gewitterfliegen und Mehlschwalben
Montag, 24. April 2006
Vorhin – sagen wir, um 15:27 Uhr – ist mir eine schwarze Gewitterfliege ins rechte Auge geflogen. Kein Gewitter in Sicht, keine Fliege, Mücke, Drohne, Biene, Hummel, Hornisse, Wespe oder Bremse weit und breit, aber diese eine schwarze, säurehaltige Gewitterfliege mußte mein Auge treffen. Ausgerechnet, als ich gerade auf dem Rad unterwegs war, so daß ich fast überfahren wurde, weil es so verdammt
weh tat und ich beide Augen zukniff und Schlangenlinien fuhr. Jetzt – 15:43 Uhr – scheint es immer noch schlimmer zu werden. Ich habe schon einen halben Liter Tränenflüssigkeit verloren, aber das scharfe Brennen bleibt, das Auge ist ganz rot und die Lider geschwollen, und gleich muß ich eine Dreiviertelstunde mit dem Zug fahren. Zur Stoßzeit. Dieses Leben bringt einen noch um! Keine Taschentücher im Haus, die Nase trieft, die Leute werden denken: Der arme Kerl, warum er wohl so weint? Ob jemand gestorben ist? Ob sich seine Freundin von ihm getrennt hat? Oder hat er einen traurigen Film auf Animal Planet gesehen?
Diese fiese, schwarze, säurehaltige Gewitterfliege. Vor Schreck hatte ich völlig vergessen, daß ich gestern die ersten Schwalben gesehen habe. Zwei waren es, und wie sich heute zeigt, haben sie tatsächlich den Sommer gemacht. Einschließlich fieser, mieser, ätzender Gewitterfliegen mit gemeinen Zackenbeinen und messerscharfen Hautflügeln. Bah.
Der große Mauerseglerwettbewerb
Mittwoch, 3. Mai 2006
Als ich heute abend nach zwei Tagen Abwesenheit nach Hause kam, war eine Nachricht von Simon auf dem Anrufbeantworter. Er hat Mauersegler gesehen und gehört, heute, am 3. Mai, an der Amstel. Ha, dachte ich und rief ihn gleich zurück, aber er nahm leider nicht ab. Ich habe nämlich schon gestern abend welche gesehen und gehört, bei einer Kirche in Leeuwarden, vor der gräßliche christliche Jugend eine Stunde lang immer dasselbe christliche Lied
sang, zu Schlagzeugbegleitung. Glücklicherweise segelten die Vögel mit lautem Geschrei um die Mauern, das half ein bißchen.
Gerade hat mich meine Schwester angerufen, um mir zu erzählen, daß beim Haus meiner Eltern ein Sperber eine Turteltaube verfolgt hat und beide gegen eine Scheibe geflogen sind. Die Taube war tot, der kleine Sohn meiner Schwester folgte der Blutspur bis hinter den Schuppen meines Vaters, wo der Sperber die Taube fraß. Na ja, keine außergewöhnlich interessante Geschichte, aber da von meinem Vater die Rede gewesen war und ich schon einen Anruf wegen der Mauersegler gehabt hatte, rief ich ihn gleich anschließend an.
»Am 1. Mai habe ich einen gesehen«, sagte er, »aber nicht gehört. Und gestern waren es bestimmt zwanzig.«
»Du lügst!« entgegnete ich.
»Aber nein«, sagte er so ruhig, daß ich ihm einfach glauben mußte.
Schade. Oft gewinne ich, weil Amsterdam etwa siebzig Kilometer südlich von Wieringerwaard liegt. Der augenblickliche Stand ist also: 1. Wieringerwaard, 2. Leeuwarden, 3. Amsterdam. Geographisch ergibt das ein höchst seltsames Muster, und es beweist, daß Mauersegler nicht berechenbar sind.
Vermischte Tiermeldungen
Donnerstag, 4. Mai
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