Komische Voegel
Grünling habe ich heute übrigens auch gesehen (den Vogel). Außerdem viele Hunde, Pferde, Kühe, Elstern, eine Katze (die sich auf den Rücken rollte), eine Rabenkrähe (auf einer Birke) und drei Enten. Und Menschen natürlich. Die sieht man wirklich überall.
Mickey, vier Monate später
Freitag, 17. November 2006
Das Pferd Mickey aus Ermelo freute sich, als ich es rief. Es rannte nicht und kam auch nicht direkt auf mich zu, sondern trottete ganz ruhig durch den Sand, mehr oder weniger in meine Richtung. Während es unterwegs war, sprach ich ein bißchen mit ihm. Und als ich dann den Finger in seinen Nüstern kreisen ließ und ihm mit den Händen den Hals und die Flanken striegelte, konnte es gar nicht genug davon bekommen. Ich hatte angefangen, die Lorbeerkirschenhecke mit der elektrischen Heckenschere zu beschneiden (wenn meine Lehrer von der Gartenbauschule das lesen, kriegen sie einen Herzinfarkt. Eine Lorbeerkirschenhecke beschneidet man mit einer Handschere. Ja, halte ich dagegen, fünf Meter vielleicht, aber nicht fünfundzwanzig oder mehr!), und als ich damit weitermachte, blieb es in meiner Nähe.
Später (zehn Meter weiter, ich meine, als ich mit der Hecke zehn Meter weiter war und tatsächlich überall kaputte Blätter hingen, die natürlich braune Ränder bekommen, aber, halte ich dagegen, das macht nichts, denn der Winter naht, und im Frühjahr sieht sie ordentlich und frisch aus) stand Mickey immer noch in meiner Nähe. Ich legte die
Schere mitten auf die Straße, ging zu ihm und streckte einfach die Hand nach seinem Kopf aus. Das ließ sich der Herr nicht bieten. Er hob das großartige Haupt, drehte sich um und trottete ans entgegengesetzte Ende seiner Koppel, wo es nichts zu sehen gab.
Man lernt doch nie aus (dabei bin ich in meinem Leben schon so manchem Pferd begegnet). Mit einem Pferd sollte man offenbar immer erst sprechen, es muß ein bißchen Zeit haben, sich an einen zu gewöhnen. Nicht gleich mit gierigen Fingern nach ihm greifen, dafür ist es viel zu sensibel, das mag es nicht. Edle Tiere, ohne Zweifel. Mit einer Kuh zum Beispiel kann man alles machen, mit einem Hund auch, und Hühner rennen immer weg, egal, was man tut (am Ende landen sie sowieso auf dem Teller, weil Menschen schneller rennen). Auch Schafe mögen Menschen nicht besonders, sie laufen ein kleines Stück davon, drehen sich um, stampfen und sehen einen böse an. Wenn ich so darüber nachdenke: Im Grunde sind Pferde in dieser Hinsicht doch ähnlich veranlagt wie Katzen.
Komische Vögel
Dienstag, 12. Dezember 2006
Im Studio unseres regionalen Fernsehsenders in Anna Paulowna saß der Verkehrssicherheitsexperte, um sich herum allerlei Gegenstände, die er für seinen Auftritt brauchte. Er sollte erklären, wie man sich unter Wasser aus einem Auto befreit. Ich wartete im Nebenraum und konnte sehen und hören, daß er seine Sache wirklich gut machte. Ich werde nun niemals vergessen, was ich in einem Auto unter Was
ser tun muß, das heißt, bis ich tatsächlich in einem Auto unter Wasser sitze, denn dann werde ich in helle Panik geraten und mit Sicherheit nicht diese ruhige Stimme hören, die mir die richtigen Anweisungen gibt. »Ich war ganz schön nervös«, sagte er hinterher, während er eilig in seinen Mantel schlüpfte. »Davon hat man nichts gemerkt«, erwiderte ich. Er machte sich schnell davon. Fünf Minuten später saß ich auf seinem Stuhl. Der Interviewer wollte schon anfangen. »Brauche ich kein Mikro?« fragte ich vorsichtshalber.
Man konnte mir keins geben; der Verkehrssicherheitsmensch hatte das sauteure Klemmikrophon mitgenommen. Nach einer knappen Viertelstunde kam er wieder. Im Auto hatte ihn auf einmal etwas merkwürdig Schweres in seiner Brusttasche gestört.
Heute morgen flogen hier große Scharen von Gänsen in die falsche Richtung. Die Sonne stand so tief, daß Autofahren fast unmöglich war, überall lauerten Gräben und Kanäle. Und immer wieder Gänse, die nach Norden flogen. Als ich bei meinem Bruder war, landete ein Fischreiher auf dem Dach des Bauernhofs. Nicht auf dem First (der war von Staren besetzt), sondern auf der Schräge. Dort fand er natürlich keinen Halt. Er rutschte abwärts, und wenn er nicht im letzten Moment noch mit dem Ausbreiten der Flügel fertig geworden wäre, hätte er sich in der Dachrinne die Beine gebrochen.
Ich war froh, als ich endlich im Zug saß. Ich habe noch nie von einem Zug gehört, der in einen Kanal gefahren wäre.
Wenn Vögel uns den Spiegel
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