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Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
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Rad so mit.« Ganz umsonst. Gehört das unter die Überschrift Regelchaos bei der Bahn ?
    Ungefähr fünf Stunden später – ich war in der Nähe der Schleuse in Edam, und alles glänzte in wundervollem Licht, einem Licht, wie man es nur im herrlichen Monat Mai zu sehen bekommt – hat man mich zum allerersten Mal in meinem Leben gefragt: »Gehört dieses Schaf Ihnen?« Ich hätte natürlich lügen und ja sagen können, antwortete aber ganz ehrlich: »Nein.« Auf der Weide vor mir stand ein krankes Lamm, und ein Mann und eine Frau, die vorbeikamen, machten sich Sorgen. Irgendein Lamm ist immer krank, dünn, mit zugeschwollenem Auge, mit Durchfall, aber das bedeutet noch nicht, daß es nicht überleben wird. Ich hatte es trinken und laufen sehen und versuchte das Paar zu beruhigen. Danach kam die erwähnte Frage, danach meine Antwort, und danach war der Tag noch besser, als er schon gewesen war.
    Abschließen
    Mittwoch, 31. Mai 2006
    Gegen ein Uhr wurden wir mit der Arbeit beim Praxis-Baumarkt fertig, in Beverwijk, wo der stürmische Wind die Pflanzenständer auf dem Außengelände durch die Gegend wehte, wo es kalt und naß und sehr leer war. Kaum Kunden, wenig Personal, und die Geranien im Innenbereich waren teilweise vertrocknet. Wenn man dreieinhalb Monate lang drei Tage pro Woche zusammen unterwegs ist und ar
beitet, ist es nicht so leicht, von einem Moment auf den anderen damit aufzuhören. Der Chef stieg in seinen Wagen und fuhr nach Groningen, wir stiegen in den Smart, den der stellvertretende Chef anschließend nach Overijssel und morgen zurück zum Smart-Vertrieb in Amsterdam fahren wird. Dann machen alle Urlaub oder erholen sich auf andere Weise. Auch ich fahre weg, eine Woche »einfach mal raus«, wie man so sagt, nach Teil IV aus Oben ist es still .
    Hier auf dem Außengang und unten zwischen den Fahrradständern flughüpften zwei sehr kleine Kohlmeisen herum. Auch jetzt, um halb sieben, höre ich sie noch rufen. Fie-fie-fie-fie machen sie, leicht absteigend. Der Wind wehte viel zu stark zum Fliegen, trotzdem versuchten sie es. Eine flog gegen meine Fensterscheibe, unten ruhte sich die andere keuchend auf einer Fahrradkette aus. Kann das gutgehen? Heißt es jetzt einfach, eine Zeitlang die Schnäbel zusammenbeißen und nächstes Jahr selbst eine Brut großziehen? Ich schaue lieber sowenig wie möglich hin und schalte Musik ein.
    31. Mai. Draußen etwa elf Grad und grauer Himmel.
    Sowjetoper
    Montag, 26. Juni 2006
    Ich gehe nie aus eigenem Antrieb in die Oper, immer werde ich mitgenommen, zum Beispiel, weil ein Abonnementbesitzer am fraglichen Abend nicht kann. Ich komme einfach nie auf die Idee, in die Oper zu gehen, aber gerade wenn man unverhofft eine zu hören bekommt, kann einen die Musik bis ins Mark treffen. Am Sonntag nachmittag habe ich Dmi
tri Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk gesehen. Unglaublich schön und sehr sinnlich, nackte Brüste, Männer, die Wände hinauflaufen, viel Wasser, Vögeleien in Stroboskoplicht, Blut. Das Bühnenbild war großartig und die Solisten und der Chor so gut, daß sie nie störten.
    Deutsche Schäferhunde spielten auch mit. Hunde in einer Oper oder in einem Drama, das ist immer heikel. Am Anfang lagen zwei auf der riesigen Bühne. Der eine frei, der andere angeleint, er wurde ab und zu mit einem Stock gepiekst. Heikel ist es vor allem, weil die Tiere nichts von dem begreifen, was sich da vor ihren Augen (und Ohren) abspielt. Der eine Hund, den ich sehr gut sehen konnte, hob manchmal den Kopf und blickte in den Saal, und dann mußte ich lachen. Es war, als würde er dort etwas Verdächtiges hören oder einen Bekannten erspähen. Wenn Katerina Ismailowa laut sang, spitzte er die Ohren und schaute sie gelangweilt an. Ich konnte nur diesen Hund ansehen und war irgendwie erleichtert, als er bei einem Szenenwechsel von der Bühne verschwand. Viel später kamen beide als Wachhunde wieder, geführt von Wächtern in Lederkluft. Aber zu diesem Zeitpunkt achtete ich kaum noch auf sie, die Geschichte und vor allem die wundervolle, urrussische Musik hatten mich mitgerissen. Immerhin fiel mir auf, daß sie beide diese stark gebeugte Hinterhand hatten, typisch für Deutsche Schäferhunde. Der eine wedelte mit dem Schwanz, der andere nicht, der war entweder wirklich unglücklich oder hatte schlimmes Lampenfieber.
    Stalin mochte das Stück übrigens nicht. »Das ist Chaos und keine Musik«, soll er gesagt haben, als er das Bolschoitheater vorzeitig verließ.
    Mann und

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